„Kunst grenzenlos“Ausstellung in Köln-Kalk zeigt Arbeit von geflüchteten Menschen und deren traumatische Erfahrungen

Lesezeit 3 Minuten
Bunt bemalte Handabdrücke werden ausgestellt.

Die Ausstellung Kunst grenzenlos zeigt Kunst von Geflüchteten.

Die Kunstausstellung „Kunst grenzenlos“ in Köln-Kalk zeigt in den kommenden Wochen Kunstwerke von 29 Geflüchteten.

Anna Kolisnichenko sitzt an einem Tisch im Schwesternchor des Klarissenklosters vor Kartons voller künstlicher Blumen und arbeitet konzentriert an ihren Kränzen. „Eigentlich ist es ja keine Kunst, sondern eher eine Tradition“, erklärt sie. In ihrer Heimat, der Ukraine, säßen am Iwan Kupala-Tag, dem Fest der Sommersonnenwende, vor allem Frauen zusammen, um Blumenkränze zu basteln. Dabei werde viel geredet und gelacht: „Das ist sehr gut, um Menschen in Kontakt zu bringen. Man kann zusammen kreativ sein, die Sprache ist dann nicht mehr so wichtig.“

Deshalb beteiligt sich Kolisnichenko, von Beruf Psychologin und Psychotherapeutin, an der Ausstellung „Kunst grenzenlos“ der Malteser Werke, die derzeit im Klarissenkloster zu Gast ist. Gezeigt werden Arbeiten von geflüchteten Menschen: 29 Maler, Bildhauer und Video-Künstler aus neun Ländern sind beteiligt, im Rahmenprogramm kommen Lyrik und Live-Musik hinzu. In Bildern, auf denen Menschen aus den Augen bluten, Ketten vor dem Mund haben oder ein Loch anstelle des Herzens, verarbeiten die Künstler ganz offensichtlich traumatische Fluchterfahrungen. Der Syrer Ismail Hesso trägt ein Gedicht vor: Nach der Überquerung es Rheins, heißt es darin, sei „die Familie zur Zahl geworden.“

Anna Kolisnichenko mit Michael Haas-Busch von Malteser im Schwesternchor des Klarissenklosters

Anna Kolisnichenko mit Michael Haas-Busch von Malteser im Schwesternchor des Klarissenklosters

Dann ist da aber auch das Bild, auf dem eine Frau das Fenster eines abgedunkelten Raums aufreißt und auf eine strahlende Landschaft blickt, anderes ist bunt, verrätselt, mehrdeutig. Wie die Gruppe augenloser Menschen, die unterschiedliche Landesflaggen vor den Mündern haben. „Man kann schon beobachten, dass sich die Motive ändern, je länger die Künstler in Deutschland leben“, erzählt Sinan Yaman von den Maltesern.

Der Projektleiter und Kurator der Ausstellung erklärt, dass die künstlerische Qualität der Arbeiten keine Rolle bei der Auswahl gespielt habe. „Es geht nicht um Konkurrenz oder Preise, sondern darum, einen Raum der Begegnung zu schaffen. Denn Kunst ist als Ausdruck von Gefühlen universell verständlich.“ Deshalb sind in der Wanderausstellung neben den Werken professioneller Künstler auch Projektarbeiten mit Kindern zu sehen, beispielsweise eine Ansammlung bunt bemaltet Handabdrücke.


Dann findet „Kunst grenzenlos“ statt

„Kunst grenzenlos“ ist bis Samstag, 7. Oktober, täglich zwischen 10 und 16 Uhr im Klarissenkloster, Kapellenstraße 51, zu sehen. Am letzten Tag, Sonntag, 8. Oktober, ist von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Führungen sind nach Vereinbarung möglich.


„Kreative Arbeit gehört in unseren knapp 80 Einrichtungen für geflüchtete Menschen zum normalen Betreuungsangebot, sie wird sehr gut angenommen“, sagt Renate Schmitz, Geschäftsführerin der Malteser Werke. Sie schätzt, dass die Hilfsorganisation Kontakt zu etwa 23 000 Geflüchteten bundesweit hat, die Teilnehmer an „Kunst grenzenlos“ haben sich auf interne Aufrufe hin gemeldet.  

NRW-Familienministerin Josefine Paul war vom Konzept so überzeugt, dass sie die Schirmherrinnenschaft übernahm. Sie hatte sich sogar zur Eröffnung angekündigt, blieb aber im Stau stecken, sodass nur ein Grußwort verlesen werden konnte. Kunst, so die Ministerin, ermögliche „einen Blick auf die Welt mit anderen Augen“, sie schlage „eine Brücke zu unterschiedlichen Lebenserfahrungen“ und trage dazu bei, „Vorurteile abzuschaffen.“

KStA abonnieren