Projekt von „Interhomes“Grundstück in Merheim wieder für den Wohnungsbau freigegeben

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Neben der Grundstückseinfahrt, deren Tor noch das Madaus-Emblem zeigt, weist ein neu aufgestelltes Schild auf baldigen Baubeginn hin.

Neben der Grundstückseinfahrt, deren Tor noch das Madaus-Emblem zeigt, weist ein neu aufgestelltes Schild auf baldigen Baubeginn hin.

Merheim – Aus Brachland soll endlich Bauland werden. Das bundesweit tätige Unternehmen Interhomes AG aus Bremen will das in der Nähe der Merheimer Kliniken gelegene rund 15.000 Quadratmeter große Areal zwischen Ostmerheimer Straße, Hibiskusweg und der Straße „Auf dem Eichenbrett“, mit 40 Einfamilien-Reihenhäusern sowie 112 Wohnungen bebauen – darunter 67 seniorengerecht und barrierefrei.

Das Gelände war vor knapp 20 Jahren zunächst für eine Protonen-Klinik reserviert, die dann aus Kostengründen doch nicht realisiert wurde. Im weiteren Verlauf waren mehrere Verhandlungen der Stadt mit möglichen Investoren gescheitert, da die Kommunalpolitik und der Merheimer Bürgerverein dort ein Seniorenheim forderten.

„Interhomes“ will auf 15.000 Quadratmetern bauen

Erst, als man von dieser Vorgabe abrückte, griff Interhomes zu und kaufte im Jahr 2013 das Grundstück. Die Firma hatte schon 2008 bis 2012 in direkter Nachbarschaft auf dem früheren Madaus-Gelände 125 günstige Reihenhäuser verkauft. „An das Gelände wollen wir nun anschließen“, sagte Rasmus Furkert von der Interhomes-Regionalleitung Rhein-Ruhr jetzt am Rande der jüngsten Sitzung der Kalker Bezirksvertretung. „Am liebsten hätten wir schon vor zwei Jahren mit dem Neubauprojekt angefangen. Nun hoffen wir auf einen Baubeginn noch in diesem Sommer.“

Die Planung hatte zuletzt auf Eis gelegen, da die Verwaltung noch prüfen wollte, ob auf dem Gelände nicht die dringend benötigte zweite Grundschule gebaut werden könne. Inzwischen hat sich die Schulbehörde anderweitig entschieden und das Grundstück wieder für den Wohnungsbau freigegeben.

Die optimistische Termineinschätzung von Interhomes hätte sich allerdings erheblich verzögert, falls die Kalker Kommunalpolitiker auf den – nach der städtischen Baumsatzung, eigentlich anstehenden – Ausgleichszahlungen bestanden hätte. Die Verwaltung und besonders das Umweltamt waren bereit, auf diese Gelder zu verzichten und plädierten im besonderen Fall „auf Abweichung von den Regelungen der Baumschutzsatzung“. Begründet wurde dies von Erwin Quinders vom Umweltamt mit dem Verweis auf die jahrelangen Verzögerungen. Denn erst dadurch ist auf der Fläche ein kleines wild gewachsenen Wäldchen entstanden. Viele der Bäumchen haben mittlerweile einen Stammumfang von 30 Zentimetern erreicht, für die wären dann die Ausgleichszahlungen fällig. Die Ansprüche wären gar nicht erst entstanden, wenn die Firma Interhomes, die im August 2017 einen Fällantrag gestellt hatte, das Gelände, das vor 15 Jahren noch „nahezu vegetationsfrei“ war, bereits gleich nach dem Erwerb gerodet hätte.

Kontroverse Diskussion in der Politik

Insgesamt hat das Umweltamt nun 15 ältere Bäume und 608 jüngere Exemplare gezählt. Nach der Rodung hat sich die Verwaltung mit der Baufirma auf die Neupflanzung von 65 Bäumen sowie die Anlage einer 500 Quadratmeter großen Fett-Wiese in Brück verständigt . „Mit den offiziellen Ersatzpflanzungen oder Ausgleichszahlungen wären wir so auf horrende Summen von mehr als 390.000 Euro gekommen“, sagte Quinders. „Das war eigentlich nicht der Sinn der Baumschutzsatzung. Hier liegt ein Härtefall vor.“

Die Neubauten sollen diesen Häusern ähneln.

Die Neubauten sollen diesen Häusern ähneln.

Zunächst sahen das Grüne und Linke sowie die SPD-Vertreter anders. Es handele sich schließlich um „Natur in der Stadt“, die geschützt werden müsse, und ein „Großinvestor kann das zahlen“, hieß es. Vehemente Gegenwehr kam von der CDU. „Es geht nicht an, dringend benötigten Wohnraum zu blockieren“, sagte Ratsfrau Ursula Gärtner.

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Bei den SPD-Vertretern begann ein Umdenken, als der Interhomes-Vertreter einen genauen Bauplan präsentierte und erklärte, dass man zu den geplanten Bäumen auch umfangreiche Hecken anlegen und einen zehn Meter breiten Grünzug erstellen wolle. Auch einige Dächer und die vorgesehene Tiefgarage sollen begrünt werden. Zudem ist ein 1 000 Quadratmeter großer öffentlicher Spielplatz geplant.

Nach heftigen Diskussionen (SPD-Vertreterin Ingrid Greven-Thürmer: „Wir sind überrascht, dass es so ein umfangreiches Konzept gibt“) und einer längeren Sitzungsunterbrechung, entschied sich die SPD-Fraktion für eine Stimmenthaltung. „Man habe gerechnet“, hieß es später, dass die Verwaltungsvorlage, die in diesem besonderen Fall den Verzicht auf Ausgleichszahlungen vorsah, die Abstimmung passieren würde. Mit einer knappen 5:4-Mehrheit – vier Stimmen der CDU und jener des AfD-Vertreters auf der einen und zwei Stimmen der Grünen und zwei der Linken auf der anderen Seite – wurde der Vorlage zugestimmt. „Ich hätte am liebsten auch dafür votiert“, erklärte Wolfgang Schneider, der dienstälteste SPD-Bezirksvertreter auf Anfrage. „Klug war das von uns nicht, sich auf die AfD zu verlassen.“

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