„Lebensfremd“So reagieren Kölner Clubs und Wirte auf Brauchtumszonen an Karneval

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Der Betrieb von Clubs ist weiterhin untersagt. (Symbolbild)

Köln – Stundenlang beieinander stehen, schunkeln, dazu einige Kölsch trinken: Das ist dieses Jahr im Rahmen der sogenannten „Brauchtumszonen“ in Köln und NRW an den Karnevalstagen möglich. Getanzt werden darf allerdings weiterhin nicht. 

Die Kölner Clubs fühlen sich von der neuen Coronaschutzverordnung benachteiligt. Das teilte die Klubkomm, der Verband der Kölner Clubs und Veranstalter, in einer Stellungnahme mit. Die Clubbetreiber kritisieren, dass für karnevalistische Veranstaltungen vom 24. Februar bis zum 1. März weniger strenge Regeln gelten als derzeit für Kulturveranstaltungen: Während man in der Philharmonie etwa mit Maske sitze, entfalle die Maskenpflicht für Karnevalsveranstaltungen. Und die Clubs „bleiben währenddessen als vermeintliche Infektionstreiber geschlossen“, heißt es. Die Betreiber sprechen von „Unverhältnismäßigkeit“. Sie fordern eine konkrete Öffnungsperspektive für die Clubs.  

Karneval in Köln: Tanzverbot sei besonders absurd

Besonders absurd sei das immer noch geltende Tanzverbot, sagt Jan van Weegen, Klubkomm-Vorstand. „Ob man jetzt schunkelt, eine Polonaise macht oder tanzt, macht doch keinen Unterschied mehr für das Infektionsgeschehen. Das ist unkontrollierbar, schwer vermittelbar und einfach nicht praxisnah“. Er freue sich, dass in der Politik nun offenbar die Einschätzung vorherrsche, dass unter 2G-Plus-Bedingungen ein Zusammenkommen möglich sei. Auch freue sich der Verband für die Betriebe, die öffnen dürften. Doch das müsse auch wieder für die freie Kultur- und Clubszene gelten. Das Brauchtum werde derzeit einseitig bevorzugt, was „sachlich nicht begründbar“ sei: Den Gesundheitsämtern lägen schließlich „schlüssige und genehmigte Hygienekonzepte“ der Clubs und Live-Musikstätten vor.

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Tanzverbot umgehen: Studentenclub „Das Ding“ soll an Karneval zur Bar werden

Sehr zuversichtlich zeigt sich indes Claudia Wecker vom Studentenclub „Das Ding“: „In Rheinland-Pfalz werden ab dem 7. März die Clubs unter 2G-Plus-Voraussetzungen wieder geöffnet und ich glaube, dass das Tanzverbot hier noch vor Karneval gekippt wird. Gerade macht sich doch ganz Köln darüber lustig, ab wann Tanzen Tanzen ist. Wenn ich mein Bein bewege, wird es dann brandgefährlich?“

Wenn nur Geimpfte und Geboosterte mit Test mitfeiern dürften, warum solle dann nicht auch getanzt werden, das erschließe sich ihr nicht. Wecker jedenfalls spielt derzeit verschiedene Szenarien durch: Wenn am Tanzverbot festgehalten werde, macht sie aus ihrer Disco kurzerhand eine Bar. Dann werde sie den Club bestuhlen. „Ich plane mit und ohne Tanzen und was am Ende dort steht, werden wir umsetzen, verantwortungsvoll wie immer“, so Wecker.

Kölner Wirt freut sich wieder auf mehr Umsatz

Wirt Philipp Anders von der Altstadt-Kneipe „Kulisse“ und dem Restaurant „Walfisch“ freut sich, endlich wieder „ein paar Euro verdienen zu dürfen und unsere Leute beschäftigen zu können.“ Man werde im Rahmen dessen, was erlaubt ist, die Gäste bewirten. Doch was erlaubt ist und was nicht, scheint derzeit auch noch Verwirrung unter den Wirten auszulösen.

„Mir ist nicht klar, weshalb zum Bespiel zehn Leute zusammen an einem Tisch stehen dürfen, aber dabei nicht tanzen sollen. Mit Sicherheit werden wir nicht rumlaufen und sagen: Ihr müsst stocksteif da stehen. Klar, wenn einer anfängt, Foxtrott zu tanzen, werden wir das unterbinden.“ Er arbeite mit Stehtischen und festen Plätzen, eine Tanzfläche gibt es nicht. Für die Clubs und Discotheken tue es ihm leid: „Das macht nicht so viel Sinn. Die Leute, die sowas beschließen, sind lebensfremd.“

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