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Ülepooz-Gespräch mit Werner WolfFunken- und FC-Größen diskutieren: „Keine Mitglieder, die nicht FC-Fans sind“

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Männer sitzen auf einer Bühne, im Hintergrund sieht man ein Publikum.

Beim Ülepooz-Gespräch waren unter anderem Rote-Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold (l.) und FC-Präsident Werner Wolf dabei.

Über Karneval und Fußball ist beim „Ülepooz-Gespräch“ unter dem Motto „Funke meets FC“ am Montag in Köln gesprochen worden.

Man muss nicht lange nachdenken, um die beiden Institutionen zu identifizieren, die das kölsche Jeföhl am stärksten prägen. Für die kollektive Berauschung (und Ernüchterung) sind der 1. FC Köln und der Karneval zuständig, danach kommt lange nichts.

Die Bundesligasaison und die fünfte Jahreszeit geben den emotionalen Takt an rund um den Dom. Und die Gralshüter des Fußballs und des Frohsinns versuchen, voneinander zu profitieren. FC-Profis fahren mit beim Rosenmontagszug, Fans tragen Schals mit dem Aufdruck „Wir sind nur ein Karnevalsverein“. Die Übertragung der positiven Grundstimmung funktioniert.

Vier Männer sitzen auf einer Bühne – im Hintergrund ist Publikum zu sehen.

Christian Löer (l.) moderierte das Ülepooz-Gespräch, als Gast sprach FC-Geschäftsführer Christian Keller.

Beim „Ülepooz-Gespräch“ unter dem Motto „Funke meets FC“ sorgte dann auch nicht nur das Symphonische Jugendblasorchester der Rheinischen Musikschule für harmonischen Gleichklang. Nach einem dreifachen Alaaf auf Köln, die Roten Funken und den FC machte Rote-Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold klar, dass Karneval und Fußball gerne auf einer Gefühlswelle schwimmen: „Ich weiß gar nicht, ob es bei uns Mitglieder gibt, die nicht FC-Fans sind.“

Besondere Verbindung – Karneval und 1. FC Köln

Seine Gesprächspartner in der Ulrepforte, der Heimat der Roten Funken, waren FC-Präsident Werner Wolf, FC-Geschäftsführer Christian Keller und Nicole Bender-Rummler, Bereichsleiterin der Frauen- und Mädchenmannschaft des FC. Das mit 6:0 verlorene Spiel gegen RB Leipzig vom vergangenen Samstag habe zwar „gar keinen Spaß“ gemacht, räumte Christian Keller ein. Doch den FC trage eine Besonderheit: Die ganze Stadt stehe hinter ihm und der Karneval mache vor den Toren des Stadions nicht Halt. Selbst die Spieler treten mittlerweile in jecken Trikots auf den Rasen.

Moderator Christian Löer, Leiter der Sportredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“, kitzelte manch interessantes Detail aus der Runde. Als Christian Keller im April 2022 seinen Dienst in Köln antrat, gehörte zu seinen ersten Amtshandlungen, der Frauenmannschaft einen Wäschetrockner und eine Waschmaschine zu finanzieren. Bis dahin mussten die Spielerinnen ihre Dienstkleidung nämlich zu Hause waschen.

Auch ihre Bezahlung ist besser geworden, wenngleich noch nicht zu vergleichen mit dem Niveau der männlichen Profis. „Mittlerweile ernähren wir die Mädels auch ein bisschen anders“, verriet Caterer Willi Klein.

Forderung zur Umverteilung der Gelder

Während es bei den Frauenspielen familiär und friedlich zugeht, kommt es bei den Herren immer wieder zu Ausschreitungen. Beim jüngsten Derby zwischen Köln und Mönchengladbach feuerten FC-Fans jede Menge Pyrotechnik ab. „Bei diesem Spiel sind Grenzen überschritten worden“, so Werner Wolf: „Es hätte viel passieren können.“

Eine Antwort auf das Problem haben die Verantwortlichen aber noch nicht gefunden. Gespräche würden zwar nicht nur mit der Polizei, sondern auch mit den Ultras geführt, „aber eine Beeinflussung ist da nur in Grenzen möglich“. Bleibt vorerst nur, die Geldstrafe abzuwarten. Christian Keller veranschlagte vorsichtig eine „hoch sechsstellige“ Summe: „Das könnte eine ganz ganz bittere Nummer werden.“

Das finanzielle Ungleichgewicht in der Bundesliga und auch international gab den FC-Oberen ebenfalls zu denken. Das Geld müsse anders verteilt werden: „Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass wir eine konkurrenzfähige Mannschaft zu Bayern München aufstellen“, so Keller. Außerdem brauche der FC dringend Kontinuität und Zeit, um nachhaltige Veränderungen anzustoßen. In der Vergangenheit habe es zu oft personelle Veränderungen gegeben, außerdem sei der Investitionsstau groß.

Veränderungen für Fußball und Karneval in Köln

Und der Karneval? Auch hier ist nicht alles in Butter. „Der Karneval hat sich noch nicht von Corona erholt“, so Heinz-Günther Hunold. Die Veranstaltungen seien nach wie vor schlechter gebucht als vor der Pandemie. Dazu kämen veränderte Ansprüche von Zielgruppen, die bedient werden wollen.

Auch dies hat der Karneval mit dem Fußball gemeinsam: Ohne Anpassungen und Veränderungen wird es künftig nicht gehen. Der gegenseitigen Unterstützung können sich die beiden kölschen Institutionen immerhin gewiss sein. An diesem Abend wurden schonmal Trikots und Karnevalsorden ausgetauscht.