Second-Hand-KostümeBeliebter Karnevalsmarkt in der Kölner Südstadt öffnet am Freitag

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Lydia Gödert (l.) ließ eine interessierte Kundin in den Spiegel blicken.

Südstadt – Es gibt Menschen, die schmücken mit ihren Karnevalsorden die Kellerbar oder Gästetoilette. Im Laufe der Jahre bleibt es nicht aus, dass etliche zusammenkommen. Aber 400? Diese stattliche Zahl erreicht selbst in Köln wohl nur eine Person des öffentlichen Lebens, die über Jahrzehnte hinweg im Karneval unterwegs ist: Jemand wie Renate Canisius, ehemalige Kölner Bürgermeisterin, die jetzt kurzen Prozess gemacht und ihren Fundus von 400 Orden dem Verein „Lobby für Mädchen“ geschenkt hat.

„Wir machen daraus Geldscheine für unseren Verein“, sagte Vorstand Frauke Mahr lachend. Mit ihrer Kollegin Alina Fast hatte sie beim Karnevalsflohmarkt in der Lutherkirche in der Südstadt einen Stand.

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Frauke Mahr (links) und Alina Fast von der „Lobby für Mädchen“ verkauften alte Karnevalsorden. 

1000 Euro für Mädchentreff an der Weidengasse

Vor allem die kleineren Frauenorden hätten reißenden Absatz gefunden, berichtete sie. „Es sind nur noch drei übrig, wir haben auch schon im E-Werk und im Carlswerk verkauft, ich schätze, am Ende werden wir wohl an die 1000 Euro eingenommen haben.“ Das Geld fließe unter anderem in einen neuen Mädchentreff, der im Frühling an der Weidengasse eröffnet werde.

Der Karnevalsmarkt in der Lutherkirche findet in diesem Jahr zum zwölften Mal statt. Mit dem Erlös finanziere die Luthergemeinde eigene Projekte, sagte Organisatorin Sonja Grupe von Südstadt-Leben, dem Förderverein der Lutherkirche. Für die Aussteller lohne sich die Teilnahme, die Besucherfrequenz sei hoch.

Keine Plastiksachen für die Jecken

Die Zusammenstellung der Marktstände komme einem Puzzlespiel gleich. Der Schwerpunkt liegt auf handgearbeiteten Sachen und Secondhand-Ware: Kostüme jeder Art, Kopfbedeckungen, Accessoires. Es gebe nur eine Einschränkung, sagte Grupe: „Wir möchten möglichst keine Plastiksachen sehen.“ Die Anbieter seien alle keine Profis. „Wir haben auch einige Hobbyschneiderinnen, die setzen sich wochenlang an die Nähmaschine.“

Zu den Hobbyschneiderinnen gehört Cordula Gerwin aus Brühl, sie fertigt fast ausschließlich Narrenkappen, meist aus Vintage-Stoffen. „Im November fange ich an“, erklärte die 59-Jährige. Die persönliche Begegnung sei ihr wichtig. Deshalb sei sie im Internet nicht vertreten. „Face to face zu verkaufen, bevorzuge ich, damit ich weiß, wer welche Kappe trägt.“

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Brokat-Kappe im ägyptischen Look

Glanzstück ist ein Hut aus einem Brokatstoff mit einer Pharao-Szene – original aus dem Ägypten der 60er Jahre. „Den hat mir eine Bekannte geschenkt, ihr Onkel hatte in Kairo gelebt, sie sagte, der Stoff liegt bei mir seit 40 Jahren herum, was soll ich damit?“

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Die Kappe aus echt ägyptischem Stoff aus Kairo ist ein Unikat. 

Voller Vorfreude sah Gerwin Rosenmontag entgegen: „Unser Sohn hat seit kurzem eine Wohnung am Chlodwigplatz.“ Kundin Kristina Reiss pflichtete bei: „Ich wohne hier um die Ecke und feiere auch im Veedel, am schönsten ist es auf dem Severinskirchplatz.“ In der Karnevalswoche erwarte sie ihren Freund aus Tel Aviv, erzählte Reiss. Regelmäßig lade sie an Karneval im Ausland wohnende Freunde und Bekannte nach Köln ein. „Alle sind immer völlig erstaunt, wie toll und friedlich die Deutschen feiern können, auch wenn Alkohol im Spiel ist.“

„Born to be Wild“ auf dem Kopf

Johanna Maria Liesegang aus Porz-Ensen hatte im Innenhof ein meterhohes Plexiglas-Regal aufgebaut, um ihre handgefertigten Hüte zu präsentieren. Bis zu sieben Stunden brauche sie für ein Exemplar, sagte Liesegang. Am anderen Ende des Laubenganges hatten sich die Freundinnen Lydia Gödert und Gabriele Fleuchaus platziert.

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Gabriele Fleuchaus (links) hatte Blumenhüte im Angebot.

Fleuchaus hatte sich die Mühe gemacht, aus Feinstrumpfhosen T-Shirts zu nähen, in Patchwork-Optik. Gödert zeigte stolz ihre selbstgenähten Narrenkappen. Jeder einzelnen gebe sie aus Spaß einen möglichst originellen Namen. Beispiele: „Born to be Wild“ oder „Heimathafen Ehrenfeld“ – immer mit Bezug aufs Motiv. 

Der Markt in der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 4, findet am Freitag, 14. Februar, von 17 bis 21 Uhr, und am Samstag, 15. Februar, von 11 bis 16 Uhr statt.

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