Am Karnevalswochenende 2026 ist der traditionelle Termin in der Philharmonie mit dem Entertainer aus Mülheim an der Ruhr gesetzt.
„Katzenklo ist mir rausgeflutscht“Helge Schneider präsentiert in Kölner Kultkneipe neue Tour

Helge Schneider gibt zusammen mit Sandro Giampietro (l.) an der Gitarre und seinem neuen Bassisten Leo Richartz (r.) für die Medienvertreter ein kleines Konzert im Weißen Holunder.
Copyright: Rolf Vennenbernd/dpa
Der Andrang in der Kultkneipe Weißer Holunder an der Gladbacher Straße ist am Dienstagmittag groß: Zahlreiche Medienvertreter warten gespannt auf Helge Schneider. Pünktlich um 12 betritt er mit seinen Mitstreitern Sandro Giampietro an der Gitarre und Leo Richartz am Kontrabass die kleine Bühne – und lässt zunächst die Musik für sich sprechen. Der 70-jährige Entertainer spielt Akkordeon, das Blitzlichtgewitter irritiert ihn, wenn überhaupt, nur oberflächlich. Das Klacken der Kameras reißt auch nach dem kleinen Konzert nicht ab. „So jetzt haben wir bald genug Fotos“, witzelt Schneider in die Runde.
Der Komiker und Multiinstrumentalist präsentiert seine neue Tour „Ellebogen vom Tich“, die mit seiner jährlichen Verabredung in der Kölner Philharmonie am 13. Februar 2026 startet. Es folgen fast 100 Konzerte bis März 2027 in Deutschland, der Schweiz, Luxemburg und Südtirol. Wie seit mittlerweile 33 Jahren heißt es von Karnevalsfreitag bis -Sonntag drei Abende hintereinander „Bühne frei“ für Helge Schneider: ein beliebter Termin gleichermaßen für Jecke wie für Anti-Karnevalisten. Die neue Intendantin Ewa Bogusz-Moore betont: „Ich freue mich wirklich sehr: Ich bin die neue Intendantin, aber Helge Schneider ist immer da“, so Bogusz-Moore.

Köln: Entertainer Helge Schneider spielt bei einer Pressekonferenz zu seiner neuen Tournee „Ellbogen vom Tich“ Akkordeon.
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Karneval und Helge Schneider: Win-Win für Entertainer und Philharmonie
Wie heißt es so schön: eine „Win-win-Situation“, so Helge Schneider über die Idee, einen klassischen Konzertraum mit anspruchsvollem Klamauk und jazzigem Allroundtalent zu füllen, während die Stadt drumherum feiert. „Am Anfang habe ich mich mit der Akustik schwergetan und fühlte mich verloren.“ Mittlerweile tritt er auch in Dortmund und anderen Städten in klassischen Konzertsälen auf. Doch ein ganzes Klassik-Programm spielen? „Nein, das könnte ich nicht, vielleicht könnte ich noch dirigieren“, so der Musiker aus Mülheim an der Ruhr. Man braucht keine große Fantasie, um zu erahnen, dass die Pressekonferenz zu einer kleinen Show wurde, bei der Helge Schneider ohne viel Mühe mit Nonsens, musikalischem Supertalent und Situationskomik brillierte.
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Helge Schneider über neue Tour: „Verzichte auf KI“
Was denn neu sei an seiner neuen Tour? „Ich verzichte auf jegliche elektronischen Mitbringsel, wir spielen akustische Musik, mit echten Menschen, ohne KI.“ Außerdem werde er sich nicht von einem Apparat auf die Bühne herabfahren lassen, um mit einem Spagat auf dem Boden zu landen. Ein striktes Programm braucht man nicht zu erwarten: Klassiker wie „100.000 Rosen“ singe er gerne, auch neue Lieder streue er hier und da ein. Aber: Improvisation, das sei sein Stil, der Zufall die Idee. „Als ich ‚Katzenklo‘ erfunden habe, saß ich an der Orgel, telefonierte mit einem Freund, der Rekorder lief und nahm auf. Das ist mir dann so rausgeflutscht mit dem Katzenklo. Das wurde ja dann zum Hit: So einen Moment hat man einmal in 50 Jahren“, sagt Schneider.
Was an Schneiders Erzählungen wahr ist und was nicht, ist nicht trennscharf, aber das spielt hier keine Rolle. Man möchte ihm gerne glauben, dass er den gerade verstorbenen Kessler-Zwillingen einmal, wie er erzählt, in einem Aufzug im Berliner Hotel Hilton begegnet sei; erst musste er seinen Kopf nach oben recken, später, als Hildegard Knef dazustieg, konnte er auch mal herunterschauen. Die Lacher sind auf seiner Seite.
Wer ist der Entertainer und wer der Mensch Helge Schneider? Nach 50 Jahren Bühnenerfahrung weiß er das womöglich selbst nicht so genau. „Die Bühne ist meine Baustelle, meine Arbeit, die ich gerne mache. Verdammt viel Arbeit. Je älter ich werde, desto mehr Kapazitäten habe ich. Ich mache nicht etwa weiter wegen finanzieller Belastungen wegen meiner vielen Kinder.“ Gerade dreht er außerdem einen Spielfilm, er soll „Die Kröte“ heißen. Ob das stimmt? Um kreativ zu bleiben, brauche er manchmal eben auch eine andere Baustelle.
Helge Schneider, Kölner Philharmonie, 13. bis 15. Februar ab 20 Uhr, Tickets kosten zwischen 12 und 64 Euro.

