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Aufgelöste „Letzte Generation“Prozess um Klebe-Aktion am Köln-Bonner Flughafen vertagt

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Polizeieinsatz auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn. Hier hatten sich die Aktivisten festgeklebt.

Polizeieinsatz auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn. Hier hatten sich die Aktivisten festgeklebt.

Die Blockadeaktion wurde von der früheren Gruppierung „Letzte Generation“ durchgeführt.

Es war ein großes Ärgernis für viele Autofahrer in Köln: die Klebe-Aktionen von Mitgliedern der inzwischen aufgelösten Gruppierung „Letzte Generation“ auf Hauptverkehrsstraßen zur Stoßzeit. Im vergangenen Jahr nahmen sich Aktivisten dann den Flughafen Köln/Bonn vor – und sorgten für Chaos im Flugplan. Am Mittwoch sollte einer der Fälle am Kölner Amtsgericht aufgearbeitet werden.

Köln: Aktivisten kleben sich auf Rollfeld am Flughafen fest

Die Stimmung schien gelöst, als zwei Aktivisten der Gruppe den Saal C des Justizgebäudes betraten. Die Angeklagten lächelten in den abgetrennten Zuschauerraum, in dem zahlreiche Unterstützer saßen – darunter ein Mann, der an etwa 60 Straßenblockaden mitgewirkt haben soll und auch in Köln mehrfach vor Gericht stand. „Hört ihr uns?“, fragte die 47-jährige Beschuldigte ins Mikrofon.

Die Klimaaktivisten mit Verteidiger Christian Gottschling im Kölner Amtsgericht

Die Klimaaktivisten mit Verteidiger Christian Gottschling im Kölner Amtsgericht

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, sich im vergangenen August Zutritt zum Flughafengelände in Wahn verschafft zu haben. Sie hätten mit einem mitgeführten Bolzenschneider ein Loch in einen Zaun geschnitten und seien dann aufs Rollfeld gelangt. Mit einer Mischung aus Klebstoff, Quarzsand und Kältespray sollen die beiden sich dann auf dem Asphalt festgeklebt haben.

Köln: Flughafen gesperrt, 20 Flüge fielen aus

„Die Folge war eine Sperrung des Flughafens, der Flugverkehr wurde laut Anklage für anderthalb Stunden komplett eingestellt“, erklärt Amtsgerichtssprecher Philipp Benz. Zwei Stunden habe es danach noch gedauert, bis am Airport wieder der normale Betrieb eingekehrt sei. Insgesamt seien laut Anklage 20 Flüge annulliert worden, ein Flug sei an einen anderen Flughafen umgeleitet worden.

An dieser Stelle hatten Aktivisten ein Loch in den Zaun zum Flughafen geschnitten.

An dieser Stelle hatten Aktivisten ein Loch in den Zaun zum Flughafen geschnitten.

„Die Aktion war Teil der internationalen ‚Oil-Kills‘-Kampagne und hatte zum Ziel, dass regierende Politiker*innen einen Ausstiegsvertrag aus Kohle, Öl und Gas unterschreiben“, teilten die Aktivisten im Vorfeld mit und verwiesen auf Flughafenblockaden am selben Tag in Stuttgart, Nürnberg und Berlin.

Der 27-jährige Angeklagte ließ ausrichten: „Die Bundesregierung ignoriert die Klimakatastrophe und unterstützt die fossile Industrie mit Steuermilliarden. Wir konnten da nicht länger zuschauen, deshalb haben wir den Flugverkehr des Flughafens Köln-Bonn blockiert.“ Es gehe „um die Zukunft unserer Kinder“, so der Vater eines dreijährigen Jungen.

Köln: Erst tauchte Anwalt nicht auf, dann wurde vertagt

Geklärt wurde der Sachverhalt am Mittwoch aber nicht. Vor Prozessbeginn zog Strafverteidiger Einar Aufurth den Unmut von Richter Christian Sommer auf sich – der Anwalt aus Berlin tauchte nicht auf. „Sein Zug hat Verspätung“, sagte die Mandantin. „Es wäre schön, wenn er mir das selbst mitgeteilt hätte“, entgegnete der Richter. Sommer erwähnte, dass der Aufurth im Vorfeld um einen etwas späteren Beginn gebeten hatte – „das hatte ich abgelehnt“.

Auch nach der Ankunft des Anwalts konnte die Verhandlung nicht wirklich beginnen. Aufurth hatte zunächst ein Rechtsgespräch angeregt, um etwa über eine mögliche Einstellung des Verfahrens sprechen zu können. Richter Sommer wollte aber zunächst die Anklageschrift verlesen lassen. Der Anwalt teilte daraufhin mit, dass ihm ein nicht unwichtiges Video aus der Akte nicht zugestellt wurde.

Der Richter vertagte den Prozess um Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung daraufhin, im Oktober soll neu verhandelt werden. Die Akte können die Verteidiger bis dahin studieren. Der finanzielle Schaden durch die Blockadeaktion soll im sechsstelligen Bereich liegen. Den Aktivisten drohen entsprechende Regressforderungen.