Köln früher und heuteAls die Ford-Werke wegen der Wirtschaftskrise schließen mussten

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In den ausgehenden 1950er Jahren schmückte ein filigranes Dach den Eingangsbereich der Ford-Werke direkt am Rheinufer. Das gibt es heute nicht mehr, dafür verhindert die Hochwasserschutzmauer, dass die Straße bei Hochwasser gesperrt werden muss. 

In den ausgehenden 1950er Jahren schmückte ein filigranes Dach den Eingangsbereich der Ford-Werke direkt am Rheinufer. Das gibt es heute nicht mehr, dafür verhindert die Hochwasserschutzmauer, dass die Straße bei Hochwasser gesperrt werden muss. 

  • In unserer PLUS-Serie „Köln früher und heute” zeigen wir jede Woche einen Ort in Köln und erzählen von dessen Geschichte und Gegenwart.
  • In dieser Folge geht es um die Ford-Werke, die 1931 eröffnet wurden und wegen der Weltwirtschaftskrise kurz darauf gleich wieder geschlossen wurden.
  • Jedoch nur vorübergehend. Bis heute werden Autos im Kölner Norden produziert – wobei nicht mehr alle Gebäude erhalten sind.

Köln – Die Zeiten waren schlecht 1931. Kurz nach Eröffnung des in Windeseile hochgezogenen neuen Ford-Werks im Kölner Norden musste es vorübergehend wegen der Weltwirtschaftskrise wieder geschlossen werden. 26 Jahre später, als Fotografin Inge von der Ropp die Zufahrt zu den Ford-Werken aufnahm, war statt Wirtschaftskrise hingegen Wirtschaftswunder angesagt.

Mehr als 10.000 Mitarbeiter zählte das Werk mittlerweile, das Oberbürgermeister Konrad Adenauer einst geschickt nach Köln geholt hatte. Die Fahrzeug-Jahresproduktion sollte bald sechsstellige Höhen erklimmen. Vom Band lief unter anderem der Taunus 17M P2 mit zeittypischen Heckflossen und zweifarbiger Lackierung. Spitzname: „Barocktaunus“.

Architektur des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Stil der Zeit war auch das Portal gehalten, durch das Besucher und Mitarbeiter damals ohne Kontrolle bis zum Produktionsgebäude vorfahren konnten: leicht, transparent, nierentischförmig. Es war die Architektur des Aufbruchs nach dem Zweiten Weltkrieg. Das beschwingte Dach existiert nicht mehr, heute stoßen Besucher an einem Zaun und einem Schrankenhäuschen an ihre Grenzen.

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Die Ford-Werke im Kölner Norden

Die Ford-Werke im Kölner Norden

Das Gebäude A dahinter, mit dem 1931 die Geschichte von Ford in Köln begonnen hatte, steht bis heute. Blickfang des nahezu quadratischen Komplexes ist das Kesselhaus, das mit seinen 24 Metern den Rest der Bebauung weit überragt. Architekt war Edmund Körner aus Essen, der zur ersten Riege der modernen Baukünstler gehörte. Als Vertreter des Neuen Bauens war sein Stil von Sachlichkeit geprägt, gleichzeitig setzte er gezielte Akzente.

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Das Kesselhaus am Übergang vom Festland zur Kaimauer war der symbolträchtige Blickfang des Hallenkomplexes und dramaturgischer Höhepunkt. „Das war das wichtigste Gebäude“, so Ulrich Krings, ehemaliger Kölner Stadtkonservator. Die Ford-Energiezentrale mit ihrer Ziegelstein-Fassade sei gleichzeitig die linksrheinische Entsprechung des Deutzer Messegebäudes gewesen, das nur kurze Zeit vorher in ähnlichem Stil errichtet wurde.

Seit Mitte der 1990er Jahre steht es unter Denkmalschutz

Links neben dem Kesselhaus lagen die Ingenieurbüros, hier befindet sich heute die Zentrale von Ford Europa. Im rückwärtigen Bereich wurden die Autos produziert. In den Anfangsjahren sei hier das Modell A vom Band gelaufen, sagt Thilo Moerke vom „Ford Oldtimer und Motorsport Club Cologne“. Noch heute würden hier Teile produziert. Weil das Gebäude A immer funktional war, wurde es nie außer Dienst gestellt. Seit Mitte der 1990er Jahre steht es unter Denkmalschutz.

Der Wasserturm mit der bekannten Ford-Pflaume ist ebenfalls erhalten geblieben. Auch er gehört zum Gebäude A, wurde dem Kesselhaus aber diagonal entgegengesetzt. „Der Wasserturm war immer das Gegenstück zum steinernen Schornstein des Kesselhauses“, sagt Ulrich Krings. Der kantige Ziegel-Schornstein, einst „bewusst gesetzter Vertikal-Akzent“, hat die Zeiten nicht überstanden. Er wurde durch einen moderneren ersetzt. Denkmalpfleger Ulrich Krings bedauert das: „Bei diesem Bau wäre es toll, Ford könnte sich durchringen, eine Kopie des alten Schornsteins noch mal neu zu bauen.“

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