Im Auftrag gehandeltAltenpfleger vergewaltigt Kölner über Stunden – hohe Haftstrafe

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Der angeklagte Altenpfleger mit seinem Verteidiger Ingo Lindemann im Landgericht Köln

Der angeklagte Altenpfleger mit seinem Verteidiger Ingo Lindemann im Landgericht Köln

Ein Altenpfleger aus Köln vergewaltigte einen Mann über Stunden in Zollstock. Es war ein Bestrafungsauftrag.

Ein Altenpfleger aus Köln muss wegen Vergewaltigung für fünf Jahre ins Gefängnis, das entschied am Dienstag das Landgericht. Der 55-Jährige hatte sich als „Folterknecht“ betätigt, einen Mann mit Drogenschulden an eine Liebesschaukel gefesselt und ihn stundenlang missbraucht und gequält. Als Lohn für seine schreckliche Tat soll der Angeklagte von seinen Auftraggebern Kokain erhalten haben.

Köln: Perverser Altenpfleger nannte sich „Dr. Harald“

Der Altenpfleger war früher mit einer Frau verheiratet, mit der er zwei Söhne hat. Diese seien früh ins Heim gekommen, es bestünde kein Kontakt. Zuletzt hatte der Angeklagte mit einem Mann zusammengelebt, der laut Gericht tödlich verunglückt sei. Depressive Phasen schlossen sich an, in der Folgezeit habe der Mann laut Gericht immer wieder Drogen konsumiert, meist Kokain.

„Dr. Harald“ habe sich der Angeklagte laut Gericht zuletzt genannt. Und es soll sich in kriminellen Kreisen herumgesprochen haben, dass dieser gewisse Dienste erledige. Bereits beim Prozessauftakt hatte der Altenpfleger die Vorwürfe über seinen Verteidiger Ingo Lindemann eingeräumt und sich für das Geschehene entschuldigt. Nachfragen durch das Gericht hatte Lindemann nicht zugelassen.

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Vergewaltigung als Bestrafung für Drogenschulden

Das Opfer in diesem Fall war ebenfalls drogenabhängig. Er soll bei einem Dealer mehrere Hundert Euro Schulden angehäuft haben. Diese sollte er laut Urteil durch eigenen Handel abarbeiten, konsumierte die Drogen stattdessen aber offenbar auch selbst. Der Dealer soll sich dann mit einem Bekannten die perverse Bestrafung ausgedacht und das Opfer zu „Dr. Harald“ gebracht haben.

Die Komplizen erhielten als Drahtzieher vom Landgericht sogar höhere Strafen als der Vergewaltiger selbst, nämlich sechseinhalb und neun Jahre Gefängnis. Auch, weil sie das völlig schutzlose Opfer gefilmt und dabei verhöhnt hatten. „Das ist maximal demütigend, wenn solche Videos auch noch im Internet auftauchen und verteilt werden“, sagte der Vorsitzende Richter Benjamin Roellenbleck.

Angeklagter zeigt sich schockiert über hohe Strafe

Die Tat ereignete sich bereits vor mehr als drei Jahren in Zollstock. Der junge Geschädigte leide bis heute psychisch schwer unter den erlittenen Qualen, erklärte der Richter. Die Mutter des Opfers hatte vor Gericht ausgesagt, dass ihr Sohn seit der Tat nicht mehr derselbe sei. Der Richter sprach dem Mann, der Nebenkläger im Verfahren ist, mit Urteil ein Schmerzensgeld von 25.000 Euro zu.

„Das ist doch alles nur eine Lüge, die hier abgeht“, rief der zu neun Jahren Haft verurteilte Angeklagte, offenbar schockiert über das hohe Strafmaß. Obwohl der 39-Jährige sich im Prozess entschuldigt hatte, sagte er nun über das Vergewaltigungsopfer: „Vielleicht hat der ja Spaß dran gehabt?“ Auch die im Saal anwesende Lebensgefährtin des Mannes schimpfte über das Urteil.

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