Das „Diogenis“ am Sudermanplatz war wegen eines Wasserschadens lange geschlossen. Die Betreiberfamilie hat das an ihre Grenzen gebracht.
Nach einem JahrBeliebtes griechisches Restaurant in Köln eröffnet nach Zwangspause wieder

Die Betreiberfamilie – sitzend im Vordergrund Oberhaupt Lazaros Telidis – freut sich wieder auf Gäste. Das Ambiente ist unverändert geblieben.
Copyright: Alexander Schwaiger
Ein Passant reckt vor der Fensterfront die Daumen in die Höhe, ein anderer sagt an der Tür: „Wie schön, dass es endlich wieder losgeht.“ Ein ganzes Jahr lang war das griechische Restaurant „Diogenis“ am Sudermanplatz geschlossen – lahmgelegt durch einen komplizierten Wasserschaden im Gebäude. An diesem Samstag kann wieder geöffnet werden. „Wir sind ganz aufgeregt, als würden wir nochmal ganz von vorne anfangen“, sagt Kula Sidiropoulou. Und: „Wir könnten weinen vor Freude. Ohne die große Unterstützung unserer Stammgäste hätten wir das nicht durchgehalten. Die Leute haben uns immer wieder Mut gemacht. Das war wirklich rührend.“
Das „Diogenis“ ist ein Familienbetrieb – Geschwister, Cousinen, Onkel, Enkel arbeiten hier gemeinsam. Und Großvater Lazaros Telidis hat stets ein Auge darauf, was passiert. Die Familie wohnt kaum 200 Meter vom Restaurant entfernt. Deshalb traf sie jeden Tag ihre Gäste, die immer wieder nach der Eröffnung fragten. „Wir sind zwar mitten in der Stadt, aber hier ist es wie in einem Dorf.“
Erstes Lokal auf der Krefelder Straße
Und zu diesem Dorf gehört die Familie schon lange. 1976 eröffnete Familienoberhaupt Lazaros Telidis, der heute 90 Jahre alt ist, ein erstes Lokal auf der Krefelder Straße, 2002 kam der Umzug an den Sudermanplatz. Hier ist jetzt zur Wiedereröffnung alles frisch gestrichen. Aber ansonsten ist alles so wie vorher: Vor allem ist die charakteristische weiße Wellen- und Bogenarchitektur geblieben. Zu der Gestaltung habe 2002 ein griechischer Architekt geraten, erzählt Kula Sidiropoulou. Die Wellen an der Fensterfront sollen an die Wellen des Meeres erinnern. Und die Bogen und Nischen ein bisschen an die Insel Santorini. Die Familie habe das so hingenommen. „Geschmäcker sind verschieden“, sagt Lazarus Telidis mit einem Schulterzucken.
Aber die Dekoration hilft, den großen Raum mit der durchgehenden Fensterfront aufzuteilen und gemütlicher zu machen. Die Gäste mussten sich damals erstmal an die vielen Fenster gewöhnen. „Am Anfang haben die Leute immer gesagt: Bitte nicht ans Fenster. Heute ist es umgekehrt: Alle wollen ans Fenster“, sagt Sidiropoulou. Oder, wenn das Wetter es zulässt, auf die Terrasse – der größte Schatz des Restaurants. Auch während des Schließungsjahres blieben die Pflanzen auf der Außenfläche mit dem kleinen Deko-Brunnen stehen: Aprikose, Feige, Pflaume, Olive. „Es ist fast nichts geklaut worden, vielleicht hatten die Leute Mitleid mit uns.“

Wanddekoration im „Diogenis“
Copyright: Alexander Schwaiger
Wie die Einrichtung hat sich auch die Speisekarte mit den griechischen Klassikern nicht geändert. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich nur die Schwerpunkte verschoben. Früher hätten die Gäste vor allem Gyros und Spieße bestellt. Und von den Riesenportionen blieb oft viel auf dem Teller liegen. Heute würden mehr Lamm, Fisch und vegetarische Gerichte gegessen – und nicht mehr so große Mengen. „Manche sagen extra: Bitte nur vier Kartoffeln.“ Und wenn mal zwei Sardinen und vier Oliven übrigbleiben, werde darum gebeten, das Restchen einzupacken. Das hätte es früher nicht gegeben. Darüber muss die Familie manchmal schmunzeln.
Es kommen jetzt schon die Enkel der ersten Stammgäste
Ein Jahr lang konnten sie nun keine Gäste empfangen. Immer wieder musste die Eröffnung verschoben werden, weil die Arbeiten noch nicht abgeschlossen waren. „Wir konnten nur warten. Das hat uns an unsere Grenzen gebracht. Das haben wir nur geschafft, weil wir eine Familie sind“, sagt Kula Sidiropoulou.
Lazaros Telidis kam 1962 aus der Stadt Katerini in der Nähe von Thessaloniki nach Köln. Viele Griechen verließen damals das Land, um Arbeit zu finden. Telidis arbeitete zunächst auf Baustellen, später auch in den Clouth-Werken. Als er 1976 die „Taverna Diogenes“ auf der Krefelder Straße eröffnete, kamen zunächst vor allem Landsleute, um ein Stück Heimat zu finden. In der Küche stand die inzwischen verstorbene Ehefrau von Lazaros Telidis. Dann gab es immer mehr deutsche Gäste, nach dem Motto: „Griechisch essen, wo die Griechen essen.“ Und alle blieben der Familie auch am Sudermanplatz treu. „Es kommen jetzt schon die Enkel der ersten Stammgäste“, erzählt Telidis.
Natürlich plaudern die Gäste auch gerne über ihre Urlaube in Griechenland. Für die Familie sind Reisen nach Griechenland höchstens einmal im Jahr möglich. „Als Selbstständige haben wird dazu einfach kaum Zeit“, sagt Kula Sidiropoulou. Die ersten Wiederöffnungstage werden sehr trubelig werden. Aber darauf freuen sich alle.

