Für soziales EngagementKölner Bürgerkomitee zeichnet zwei neue alternative Ehrenbürger aus

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Linda Rennings und Gerhart Baum wird die alterntaive Ehrenbürgerschaft verliehen.

Linda Rennings und Gerhart Baum wird die alternative Ehrenbürgerschaft verliehen.

Die Alternative Ehrenbürgerschaft wird seit 2002 von einem Kölner Bürgerkomitee verliehen.

Köln bekommt zwei neue alternative Ehrenbürger: Der frühere Bundesminister Gerhart Baum und die Gründerin von „Heimatlos in Köln“ Linda Rennings sind vom Bürgerkomitee Alternative Ehrenbürgerschaft Köln für die Auszeichnung ausgewählt worden. Die beiden Kölner werden damit für ihr soziales Engagement gewürdigt, die öffentliche Ehrung findet im Juni statt.

Alternative Ehrenbürgerschaft wurde bisher vier Mal vergeben

Das Komitee Alternative Ehrenbürgerschaft Köln wurde vor mehr als 20 Jahren gegründet. Zu den Initiatoren gehörte etwa der Kölner Publizist Martin Stankowski, der auch heute noch im dreißigköpfigen Komitee sitzt. Andere prominente Mitglieder sind der Kabarettist Jürgen Becker, der Journalist Günther Wallraff und der Musiker Tommy Engel. Ziel des Komitees ist es, Personen auszuzeichnen, „die sich uneigennützig um die Stadt verdient gemacht haben“, sagt Stankowski im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger. Menschen, die wahrscheinlich nicht von der Stadt als Ehrenbürger gewürdigt werden würden.

Bisher wurde die alternative Ehrenbürgerschaft vier Mal verliehen: 2002 ging sie an Pfarrer Franz Meurer, für sein Engagement in der Gemeinde Köln-Höhenberg/Vingst, 2006 wurde der Künstler Gunter Demnig für seine Kunstaktion „Stolpersteine“ gewürdigt, 2011 wurden Hedwig Neven DuMont, die Vorsitzende des Vereins „wir helfen“, und Kurt Holl, Mitbegründer des „Rom e.V.“ für ihren Einsatz für Sinti und Roma geehrt und 2017 erhielt Irene Franken die alternative Ehrenbürgerschaft für ihre Forschungen und Verdienste um die Kölner Frauengeschichte.

Ich sehe mich nicht als etwas Besonderes an deswegen. Es ist meine Herzensangelegenheit und mein Lebenswerk. Es ist Normalität für mich.
Linda Rennings

In diesem Jahr hat sich das Bürgerkomitee in mehreren Sitzungen seit Februar für Gerhart Baum und Linda Rennings entschieden. Denn beide kämpfen für Menschenrechte, meint Stankwoski, Baum im Gerichtssaal, Rennings auf der Straße.

Linda Rennings, auch als die „kölsche Linda“ bekannt, setzt sich mit ihrem 2014 gegründeten Verein „Heimatlos in Köln“ für obdachlose Frauen ein. Die 59-Jährige kann ihre Bedürfnisse und Probleme dabei nur zu gut nachvollziehen: Rennings war selbst fünf Jahre wohnungslos. Fast anderthalb Jahre habe sie dabei ohne Decke und Schlafsack auf einem Friedhof in Dünnwald gelebt. Sie hat es aus der Wohnungslosigkeit herausgeschafft – und genau bei diesem Schritt will sie auch anderen Frauen helfen. Über die Auszeichnung der alternativen Ehrenbürgerschaft freue sie sich, aber: „Ich sehe mich nicht als etwas Besonderes an deswegen. Es ist meine Herzensangelegenheit und mein Lebenswerk. Es ist Normalität für mich.“ Trotzdem hoffe sie, dass durch die Auszeichnung mehr Aufmerksamkeit auf das Thema Obdachlosigkeit gelenkt werde.

Gerhart Baums Vita könnte kaum unterschiedlicher als die von Rennings sein: Der 90-Jährige stammt aus einer bildungsbürgerlichen Familie, hat Jura studiert, zog in den Rat der Stadt Köln ein und wurde später Bundesinnenminister. Vor allem aber war und ist er eines: überzeugter Liberaler. Auch nach seinem Abschied aus der aktiven Politik bleibt Baum engagiert, kümmert sich etwa um internationale Menschenrechtsfragen.

Die öffentliche Ehrung von Gerhart Baum und Linda Rennings findet am Sonntag, den 4. Juni, um 12 Uhr im Gürzenich statt. Der Eintritt ist frei.

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