Eindrücke aus der StadtSo sehen die Kölner das Hochwasser des Rheins

Lesezeit 3 Minuten
Hochwasser in Rodenkirchen, der Weg zum Rhein ist überspült.

In Rodenkirchen wurden die Hochwasserschutzwände aufgebaut.

Der Rhein führt wieder Hochwasser. Wir haben Eindrücke aus Köln gesammelt. 

Wenn am Rodenkirchener Ufer nur noch die oberen Spitzen der Baumkronen zu sehen sind, ist klar: der Rhein hat wieder Hochwasser. Neben dem Balkon von Fritz Brinkmann spülen Wellen des Flusses die letzten Reste der Silvesterknaller an den Rand des hochgefahrenen Hubtors, einer Schutzmaßnahme der Stadtentwässerungsbetriebe (Steb). Der 87-jährige Rodenkirchner zeigt auf den neu aufgebauten Steg des Bootshaus Albatross.

Security an der Uferstraße in Rodenkirchen blicken auf den Rhein

Die Bäume stehen in Rodenkirchen unter Wasser.

Die Wasserstände an den Rheinpegeln oberhalb von Köln und an allen Rheinnebenflüssen sind seit Donnerstag mit circa fünf Zentimetern in der Stunde gestiegen. Der Rhein erreicht am Samstagmorgen seinen aktuellen Höchststand von 8,20 Meter Kölner Pegel (KP). In den vergangenen drei Wochen hat die Stadt Köln umfassende Hochwasserschutzmaßnahmen ergriffen. Die rheinnahen Fuß- und Radwege, wie der Leinpfad in Rodenkirchen, bleiben weiterhin gesperrt.

Ein Mann und ein kleiner Hund vor einer Absperrung

Eugen Rohwein mit Hund Balu vor dem Hubtor in der Kirchstraße in Köln-Rodenkirchen.

Auf dem Leinpfad treffen sich oft Nachbarn mit ihren Hunden. Eugen Rohwein muss mit seinem Hund Balu nun auf eine andere Gassi-Route ausweichen. Der Verkehr verdichte sich im Ortskern durch den Verlust der Parkplätze am Rhein und durch die Radfahrer, die den gesperrten Pfad nicht mehr nutzen können. „Alle sind genervt.“ sagt er. „Der Sound vom Hupen ist gerade allgegenwärtig“, bedauert der Hundebesitzer.

Köln: Maßnahmen gegen Hochwasser in Rodenkirchen

Dazu komme der Frust über die Politik in weiten Teilen Deutschlands. „Im Ahrtal wurde den Menschen teilweise bis heute nicht geholfen“, sagt Rohwein. Als Mieter habe er persönlich zwar keine Angst, „aber Menschen, die hier Eigentum haben, werden sich vermutlich mehr sorgen.“ Sein Nachbar Fritz Brinkmann wirkt gelassen. Es sei nicht der höchste Rheinpegel, den er miterlebe. Dass der Leinpfad unter seinem Balkon komplett überflutet ist, schade seinem Eigentum nicht. Er schließe zum Beispiel rechtzeitig das angebaute Bootshaus.

Laut Steb wurden in Köln-Rodenkirchen präventive Maßnahmen an Gebäuden ergriffen. Fenster- und Türverschlüsse in diesem Bereich seien gesichert und das Hubtor in der Kirchstraße bleibe hochgefahren. Zusätzlich sind an einigen Gebäuden mobile Wände installiert worden. Sie werden kontinuierlich überwacht.

Steb: Köln ist gut auf Hochwasser vorbereitet

Auch in der Altstadt wird das Hochwasser zum Fotomotiv. Joachim Groth lebt seit 1992 hier.  Mit seiner Kamera schießt auch er ein Foto für den Newsletter seines Vereins. „Die Pumpen in unserer Tiefgarage wurden angeworfen“ erzählt er. „Solche Hochwasserstände kündigen sich sehr früh durch das Grundwasser an.“ Birgit Konopatzki, Pressesprecherin der Steb Köln, betont, dass die private Hochwasservorsorge unerlässlich sei, um sich bestmöglich vor Schäden zu schützen.

Joachim Groth an der Rheinuferpromenade in der Altstadt. Der untere Bereich steht unter Wasser

Joachim Groth an der Rheinuferpromenade in der Altstadt.

Köln sei gut auf Hochwasser vorbereitet. Seit 2008 haben die Steb Köln – bis auf den Retentionsraum bei Worringen – den neuen technischen Hochwasserschutz ober- und unterirdisch fertiggestellt. Auch bei höheren Wasserständen sind in Köln etwa 70 Kilometer Rheinuferlänge geschützt, fast elf Kilometer davon durch mobile Wände. Im Jahr 1993 überstieg das sogenannte „Weihnachtshochwasser“ den damaligen Schutz von zehn Meter Kölner Pegel. Heutzutage liegt dieser Schutz deutlich höher.

Joachim Groth meint: „Seit dem großen Hochwasser von 1993 ist man hier in Form.“ Trotzdem habe er Sorge, dass so ein Ereignis nochmal passieren könne. „Das ist sicherlich etwas, was uns im Angesicht des Klimawandels bevorsteht.“

Eugen Rohwein, der erst seit zwei Jahren in Rodenkirchen wohnt, wird bei der täglichen Runde mit seinem Hund an die Katastrophe erinnert. Er tippt auf Kopfhöhe an die Hochwassermarkierung von 1993. „Die Menschen haben sich in die Natur eingemischt und das ist jetzt die Retourkutsche.“

Seit Samstag ist der Pegel wieder gesunken. Kölnerinnen und Kölner können sich auf der Webseite der Steb über die aktuelle Lage des Hochwassers informieren. (https://steb-koeln.de/)

KStA abonnieren