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Nach bösem VerdachtEx-Partnerin soll Schlägertrupp auf Kölner Unternehmer angesetzt haben

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Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger Andreas Groß beim Prozess im Kölner Landgericht

Die Angeklagte erschien mit ihrem Verteidiger Andreas Groß beim Prozess im Kölner Landgericht.

Der Mann überlebte die Attacke beinahe nicht. Nun muss sich die Frau mit einem mutmaßlichen Komplizen vor dem Landgericht verantworten.

Es ging idyllisch zu an jenem Abend im September in der Wikingerstraße in Rath-Heumar. Anwohner hatten ein Feuer gemacht, grillten – und wurden nur Minuten später zu Zeugen eines unfassbaren Verbrechens. Denn die beiden Männer in dem Opel Astra mit Ruhrgebiet-Kennzeichen, die an ihnen vorbeifuhren, hatten es auf den Unternehmer ein paar Häuser weiter abgesehen. Die Täter klingelten, der Mann öffnete arglos die Tür – und wurde fast getötet. Erst spät kamen die Hintergründe ans Licht.

Köln: Unternehmer erleidet 29 Stich- und Schnittverletzungen

Ganz in Schwarz gekleidet, mit Handschuhen und mit Sturmhauben maskiert hatten die Täter vor der Haustür ihres „Zielobjektes“ gestanden. Als der Bewohner die Gefahr erkannte, war es bereits zu spät. Panisch versuchte er, die Haustür wieder zuzudrücken, was misslang. Die fremden Männer drängten ihr Opfer in den Flur des Hauses und gingen direkt zum Angriff über. Faustschläge, Tritte, dann zogen die Täter ein oder mehrere Messer. Es war der Beginn eines verzweifelten Todeskampfes.

Hier flüchtet einer der Täter vorbei an einem Anwohner nach der Messer-Attacke vom Tatort.

Hier flüchtet einer der Täter vorbei an Anwohnern nach der Messer-Attacke vom Tatort.

Laut Rechtsmedizin erlitt das Opfer 18 Stich- und elf Schnittverletzungen am gesamten Körper. Die Klinge traf vor allem die rechte Körperseite – Wange, Nacken, Schulter, Brust- und Bauchbereich sowie die Arme. Eine der Verletzungen traf eine Schlagader unter der Zunge. Zudem kam es zu Einblutungen und Luftansammlungen im Brustkorb. Trotzdem war es dem Schwerverletzten noch gelungen, um Hilfe zu rufen. Davon aufgeschreckt, sollen die Angreifer geflüchtet sein.

Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln

Die Nachbarschaft wurde schnell auf das Verbrechen aufmerksam. Ein Anwohner soll noch versucht haben, sich einem der Täter in den Weg zu stellen; eine Frau filmte den flüchtenden Mann in Schwarz mit dem Handy. Die Nachbarn alarmierten den Rettungsdienst. Eine Not-Operation rettete das Leben des bekannten Geschäftsmannes. Als die Spurensicherung der Polizei am Tatort eintraf, zeugten eine Blutlache im Flur und ein riesiger Blutfleck an der Wand von dem dramatischen Geschehen im Haus.

Köln: Angreifer verlor seinen Autoschlüssel am Tatort

Einer der Angreifer konnte schnell ermittelt werden. Der 30-Jährige hatte seinen Autoschlüssel am Tatort verloren, zudem seine Sturmhaube mit anhaftender DNA in der Nähe entsorgt. Zwölf Jahre Gefängnis wegen versuchten Mordes erhielt der Mann dafür im vergangenen Mai. Erst spät hatte der Mann seine Motive für den Überfall verraten – der Verdacht fiel so auf die frühere Lebensgefährtin. Sie soll laut Staatsanwalt zumindest den Auftrag für eine „Abreibung“ an ihrem Ex gegeben haben.

Die 32-Jährige muss sich wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung vor dem Schwurgericht verantworten, ein Bekannter wegen versuchten Mordes. Der Mittäter war nach Ermittlungen im Umfeld eines Motorradclubs aus dem Ruhrgebiet ins Visier der Ermittler geraten. Und letztlich doch noch vom bereits verurteilten Komplizen benannt worden – es sei ja ungerecht, wenn nur er ins Gefängnis müsse. Den neuen Verdächtigen benannte der Mann auch gleich als den Drahtzieher.

Die Ex-Lebensgefährtin des niedergestochenen Unternehmers soll den Verdacht gehegt haben, dass der Mann die gemeinsame Tochter sexuell missbraucht habe. Das stellte sich später als unwahr heraus. Als die Frau einem 51-jährigen Rocker-Bekannten von dem Verdacht berichtete, soll gemeinsam die Idee der geplanten Abreibung entstanden sein. Die Angeklagte soll für den Angriff auch 5000 Euro ausgelobt haben, von denen auch 2500 Euro an den Komplizen geflossen seien.

Köln: Mann räumt Messerattacke ein, Angeklagte schweigt zunächst

Beim Prozessauftakt räumte der 51-jährige Angeklagte die Messerattacke ein; die Situation sei eskaliert. Er habe auch im Haus herumgewühlt, da es wie ein versuchter Raubüberfall aussehen sollte. Der Unternehmer sollte als Zufallsopfer erscheinen. Der Komplize ergänzte aber im Zeugenstand, dass man nach einem Hinweis der Ex-Partnerin durchaus auch nach einer Geldkassette gesucht habe, „als Bonus“. Das könnte den Strafvorwurf tatsächlich um versuchten Raub erweitern.

Nicht zu den Tatvorwürfen äußern wollte sich zunächst die Angeklagte. Sie befindet sich im Gegensatz zum mutmaßlichen Mittäter immer noch in Freiheit – da man ihr den fast tödlichen Ausgang strafrechtlich nicht zurechnet. In der kommenden Woche wird der geschädigte Unternehmer im Zeugenstand erwartet. Mittlerweile soll dessen Tochter komplett bei ihm wohnen. Dem Vernehmen nach bemüht er sich um das alleinige Sorgerecht. Ein Urteil soll Mitte Dezember verkündet werden.