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Klebeaktion auf RollfeldKölner Flughafen lahmgelegt – Aktivisten entgehen dem Gefängnis

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Die Klimaaktivisten mit Verteidiger Christian Gottschling beim ersten Prozess im Kölner Amtsgericht

Die Klimaaktivisten mit Verteidiger Christian Gottschling (Mitte) beim ersten Prozess im Kölner Amtsgericht

Flughafenmitarbeiter bezifferten im Zeugenstand den Schaden für den Airport.

Zwei Klimaaktivisten haben vergangenen August mit einer Klebeaktion für Chaos am Flughafen Köln/Bonn gesorgt. Der Vorfall legte den Flugverkehr für rund anderthalb Stunden komplett lahm. 20 Flüge wurden annulliert, ein weiterer umgeleitet. Am Montag mussten sich die Verursacher wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung vor dem Kölner Amtsgericht verantworten.

Köln: Loch in Zaun des Flughafengeländes geschnitten

Mit Bolzenschneidern hatten die Beschuldigten ein Loch in den Zaun des Flughafengeländes in Wahn geschnitten und sich so Zutritt zum Rollfeld des Airports verschafft. Das gaben sie beim Prozess in Saal 112 des Kölner Justizgebäudes zu. Sie begaben sich zu einer Zufahrtsstraße einer Start- und Landebahn und klebten sich mit einem Gemisch aus Klebstoff und Quarzsand fest.

Polizeieinsatz auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn. Hier hatten sich die Aktivisten festgeklebt.

Polizeieinsatz auf dem Rollfeld des Flughafens Köln/Bonn. Hier hatten sich die Aktivisten festgeklebt.

Ein Flughafenmitarbeiter berichtete im Zeugenstand, die Blockade auf der Zufahrt habe eine Kettenreaktion ausgelöst. Die Start- und Landebahnen wurden abgesperrt, Abflüge abgebrochen. Eine im Anflug befindliche Maschine sei nach Düsseldorf umgeleitet worden. Insgesamt seien 3000 Passagiere von Ausfällen betroffen gewesen, noch etwa 10.000 weitere von Verspätungen.

Köln: Allein der Airport sieht Schaden von 50.000 Euro

Dem Flughafen sei ein Schaden von etwa 50.000 Euro entstanden, so der Mitarbeiter des Flughafenmanagements. Eingerechnet sei darin, dass Fluggäste den Airport gemieden und daher dort nichts konsumiert hätten. Ein Jurist des Flughafens kündigte an, das Geld auf dem Zivilweg einzuklagen. Dazu kommen noch weitere Schadenersatzforderung der betroffenen Airlines.

Der 27-jährige Beschuldigte Fabian B. rechtfertigte sein Vorgehen. „Die Klimakatastrophe rast auf uns zu und unsere Kinder werden am schlimmsten darunter leiden“, äußerte der Vater eines vierjährigen Jungen. Daher habe er sich an dieser Form des zivilen Ungehorsams beteiligt und sagte: „Der Flughafen Köln/Bonn richtet mitten im Naturschutzgebiet große Schäden an.“

Köln: Angeklagte gehörten Gruppierung „Letzte Generation“ an

Der Angeklagte beschwerte sich, dass die Medien nach dem Vorfall nicht vorrangig über die Klimakatastrophe, sondern „über Flugausfälle und einen kaputten Zaun“ berichtet hätten. Die Aktion der damaligen Gruppierung „Letzte Generation“ war Teil der internationalen Kampagne „Oil Kills“, mit der Klimaaktivisten Regierungen weltweit zum fossilen Ausstieg drängen wollten.

Beide Angeklagten beteuerten, in Zukunft auf solche Aktionen zu verzichten, da die Kipppunkte zur Klimarettung schon überschritten seien. Die Staatsanwältin sah daher bei ihrem Antrag von neun und elf Monaten Haft noch Raum für Bewährung. Dem folgte Richter Christian Sommer im Urteil. Als Auflage müssen die Aktivisten 2000 Euro bezahlen und 300 Sozialstunden ableisten.

Einem „rechtfertigenden Notstand“, mit dem die Verteidiger argumentiert hatten, trat Richter Sommer entschieden entgegen. Das hätte den Angeklagten nach diversen Blockadeurteilen aber klar sein müssen. Die Klimakrise sei real, solche Aktionen aber nicht das geeignete Mittel dagegen.