Hochwasser in KölnFörster retten Hasen und Kaninchen vor den Rhein-Fluten

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Hochwasser Rettung Tiere 4 Goyert

Die Förster fahren mit einem Motorboot von Insel zu Insel.

Köln – Das kleine Motorboot schiebt sich sicher durch die Rhein-Fluten im Kölner Norden. Die Schiffscrew: ein dreiköpfiges Team mit einer ganz besonderen Rettungs-Mission. Wenn der Rhein Hochwasser hat, verwandeln sich die Wiesen an der Rheinbiegung im Schatten der Leverkusener Brücke in kleine Inseln.

Förster Thorsten Scheer, Reiner Schnabel und Veit Wasserfuhr fahren dann mit dem Boot von Insel zu Insel. Ihre Mission: Die Inselbewohner, Hasen und Kaninchen, vor dem Ertrinken zu retten.

Mit Keschern und Kisten

„Hasen können ungefähr 100 Meter weit schwimmen, Kaninchen halten etwa 20 Meter durch“, erklärt Förster Scheer. „Wenn die Fluten des Hochwassers kommen, haben die Tiere kaum eine Chance.“ Das Rettungsteam ist ausgerüstet mit Keschern und Kisten in denen sie die Hasen und Kaninchen unterbringen. „Wenn wir die Tiere eingefangen haben, bringen wir sie danach an einen sicheren Fleck“, sagt Scheer.

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Die Rettung der flinken Vierbeiner gestaltet sich allerdings als schwierig: „Das Wasser muss schon hoch genug gestiegen sein, damit die Inseln klein genug sind. Sonst entwischen uns die Hasen und Kaninchen“, erklärt der Förster. Wenn die Förster jedoch zu lange warten, könnte es für einige Tiere bereits zu spät sein. Wenn das Rettungsteam ein Tier ausgemacht hat, dann treiben die Förster die Langohren in eine Richtung, mit einem Kescher fangen sie die Vierbeiner dann ein.

„Manchmal versuchen die Tiere auch sich selbst zu retten, indem sie auf Bäume klettern“, sagt Scheer „dann sind sie oft schon so außer Atem, dass wir sie von den Bäumen greifen können.“ Dabei müssen die Förster Spezial-Handschuhe tragen, da die Hasen und Kaninchen sie sonst kratzen würden.

Hasen-Rettung ist Tradition

Begonnen hat die tierische Rettungsaktion vor Jahrzehnten. „Als ich zehn Jahre alt war, bin ich mit meinem Vater im Boot mitgefahren und habe meinen ersten Hasen gerettet“, sagt der 47-jährige Scheer. Immer, wenn das Hochwasser die kleinen Siedlungen Rheinkassel und Kasselberg im Kölner Norden erreicht, fahren sie wieder mit dem Boot raus, um die Vierbeiner ins Trockene zu bringen. „Das ist schon eine richtige Tradition für mich.“

Wenn das Wasser besonders hoch steht, dann gibt es für die Tiere einen besonderen Zufluchtsort: „Wir haben eine eigene Haseninsel aufgeschüttet“, sagt Scheer und zeigt auf einen meterhohen Hügel auf einem Feld. Mit einigen Schubkarrenladungen Steckrüben können die Hasen und Kaninchen dann die Flut aussitzen.

Am Freitag sind die Tierretter zum ersten Mal in dieser Hochwasserzeit ausgefahren. Die Ausbeute ist mager, nur eine Kaninchen-Dame, die kurzerhand Paula getauft wird, können sie retten. „Gemessen am Aufwand ist das heute schon ein Dämpfer, nur ein Tier retten zu können“, sagt Scheer, als er Paula in die Freiheit entlässt. Am Sonntag, wenn der Pegel über acht Meter gestiegen sein könnte, wollen sie erneut auf Hasen-Rettung gehen.

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