„Er hatte Panik“Fünf Spielhallen in Köln überfallen – Fitnesscoach vor Gericht

Das Kölner Justizgebäude an der Luxemburger Straße.
Copyright: Matthias Heinekamp
Köln – Der Täter zog bei seinen Überfällen alle Register. Mal war er ausgesprochen höflich, dann mehr als rabiat. Der Mann, der Anfang des Jahres innerhalb von knapp vier Wochen fünf Kölner Spielhallen überfallen haben soll, sitzt seit Dienstag auf der Anklagebank des Landgerichts. Die Polizei hatte mit Videoaufnahmen aus den Überwachungskameras an den Ringen nach dem Täter gefahndet. Jakob I. (30) war daraufhin zwei Tage nach dem letzten Überfall festgenommen worden.
Der Fitnesskaufmann hatte zunächst auch ein Geständnis abgelegt. Nach Auskunft seiner Verteidigung allerdings nur, um aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden. Dies geschah dann auch. Doch bereits zwei Tage später kam I. wieder hinter Gitter.
Zum Prozessauftakt erklärte er über seine Verteidiger, zur Sache zunächst keine Angaben machen zu wollen. Am Rande des Prozesses machte die Verteidigung jedoch keinen Hehl aus ihrer Überzeugung, dass „hier der falsche Mann auf der Anklagebank sitzt“. Auch habe keiner der überfallenen Zeugen ihren Mandanten wiedererkannt.
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Jakob I. stammt aus gutbürgerlichen Verhältnissen. Der Vater Maschinenbau-Ingenieur, die Mutter Stewardess, wuchs I. in Porz auf, machte dort den Realschulabschluss, sein Fachabitur und schloss daran ein duales Studium zum Fitness-Trainer an. Beide Eltern sind gebürtige Ghanaer, der Sohn wie auch seine zwei Jahre jüngere Schwester, die Musiklehrerin ist, wurde in Köln geboren.
Verteidiger von Jakob I. fordert Gutachten
Verteidiger Christian Lange regte im Prozess ein anthropologisches Gutachten an, um „mehr über physiognomische Erkenntnisse beim Gesichtsvergleich“ zu erfahren. Denn aufgrund der Überwachungsbilder hatten sich offensichtlich mehrere Zeugen, darunter Kollegen des Angeklagten, bei der Polizei gemeldet und seinen Namen genannt. Warum Josef I., der bislang eine weiße Weste und keine nennenswerten Schulden hatte und ein bürgerliches Leben führte überhaupt zunächst die Überfälle zugab, erklärt sich sein Anwalt so: „Er hatte Panik, ins Gefängnis zu kommen.“
Lauf Anklage war der Täter, der bei dem Überfall sein Gesicht mit einem Schal verdeckte, spätabends oder in den frühen Morgenstunden in den so gut wie leeren Spielhallen aufgetaucht und hatte sich direkt zur Kasse begeben. „Wenn Du nicht die Kasse öffnest, bring ich dich um“, herrschte er im ersten Fall den Kassierer an und drohte mit einem Schraubendreher. Am nächsten Tag überfiel er eine Spielhalle am Ring und gab sich gegenüber der Angestellten ausgesprochen höflich: „Ich will Ihnen nicht weh tun. Öffnen Sie bitte die Kasse. Ihr Chef ist doch ohnehin dagegen versichert.“ Insgesamt hatte der Täter bei den fünf Überfällen, wobei es in einem Fall beim Versuch blieb, knapp 2000 Euro Beute gemacht.