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Autofreier GürtelNur Radfahrer und Fußgänger sollen Trasse im Kölner Norden nutzen

Lesezeit 4 Minuten
Ausschließlich Radfahrer und Fußgänger sollen den Gürtel künftig nutzen dürfen.

Ausschließlich Radfahrer und Fußgänger sollen den Gürtel künftig nutzen dürfen.

Köln – Ein durchgehender Radweg zwischen dem Parkgürtel und der Mülheimer Brücke, eine zusätzliche Stadtbahnhaltestelle an der Niehler Straße und neue Grünanlagen unter der Hochbahntrasse der KVB-Linie 13: Das ist der Kern eines Beschlussvorschlags zur weiteren Planung der Gürtelstrecke im Kölner Norden, den die Stadtverwaltung den Ratspolitikern vorgelegt hat.

Sollten die Fraktionen zustimmen, wird die seit Jahrzehnten bestehende Absicht, den Gürtel auch im letzten noch fehlenden Abschnitt für den Autoverkehr auszubauen, auf absehbare Zeit wohl nicht mehr zu verwirklichen sein.

Auto- und Lkw-Verkehr brettert durch Wohngebiete

Auf Drängen der Grünen, und nicht ohne interne Kritik, hatte die CDU den Verzicht auf den autogerechten Lückenschluss zwischen Mauenheim und der Zufahrt zur Rheinbrücke im Bündnisvertrag festgeschrieben. Weil der Gürtel seinerzeit nicht als Umfahrung der zentralen Stadtteile ausgebaut wurde, bewegt sich der Auto- und Lastwagenverkehr auf einer Länge von 2,2 Kilometern zum Teil durch reine Wohngebiete.

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Das gilt für die Friedrich-Karl-Straße in Niehl ebenso wie für die Merheimer Straße in Mauenheim. Befürworter und Gegner des Gürtelausbaus streiten allerdings darüber, ob das Anlegen einer großen Straße entlang der Bahntrasse die angrenzenden Wohnviertel tatsächlich entlasten würde oder ob dadurch mehr Verkehr angelockt würde.

Wichtige Punkte werden verbunden

Im vorigen Jahr hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, mehrere Ausbauvarianten planen zu lassen – sowohl autofreundlich wie auch als Verbindung allein für Fahrradfahrer und Fußgänger.

Der Vorschlag, über den die Stadtverordneten am 19. Dezember abstimmen sollen, „entspricht unserer grünen Zielsetzung“, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Lino Hammer am Freitag. „Durch die Schaffung eines durchgehenden Grünzuges werden das Nippeser Tälchen, der Toni-Steingass-Park und der Nordpark optimal miteinander verbunden. So entsteht ein lebenswerter Stadtraum, in dem auf nachhaltige und zukunftsfähige Mobilität gesetzt wird.“ Ein weiterer Vorteil sei zudem, dass ein durchgehender Radweg von den Bezirken Ehrenfeld und Nippes nach Mülheim entstehe, „der auch den künftigen RRX-Halt optimal anbindet“.

Kein Rückbau möglich

Die Verwaltung hat das Verkehrsaufkommen in dem Gebiet zwischen Mauenheim und Boltensternstraße ermittelt. Auf der vierspurigen Friedrich-Karl-Straße beispielsweise seien täglich bis zu 20.600 Kraftfahrzeuge unterwegs. „Im zentralen Bereich der Friedrich-Karl-Straße zwischen der Neusser Straße und der Amsterdamer Straße ist der Kfz-Verkehr so stark, dass kein Rückbau möglich erscheint“, teilt die Verwaltung mit. Ein einspuriger Straßenausbau des Gürtels würde die Belastung den Berechnungen zufolge um bis zu 40 Prozent verringern.

Es habe sich allerdings herausgestellt, „dass die hier auftretenden Verkehre, die das Gebiet gänzlich durchfahren, sehr gering sind“, heißt es in dem Verwaltungspapier. Der Anteil des Durchgangsverkehrs betrage „zwischen einem und zwei Prozent und ist damit vernachlässigbar gering“.

Rückbau der Mehrheimer Straße und der Friedrich-Karl-Straße

Zeitgleich zu dem Bau des Radweges sollen Abschnitte der Mehrheimer Straße und der Friedrich-Karl-Straße auf zwei Fahrspuren zurückgebaut werden. Auf den Rampen, die zur Mülheimer Brücke führen, sollen ebenfalls Fahrstreifen entfallen und dem Radverkehr gewidmet werden.

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Die SPD-Fraktion kritisiert den Verzicht auf einen Ausbau des Gürtels, der auch Autofahrern zugute käme. Der verkehrspolitische Sprecher der Sozialdemokraten, Andreas Pöttgen, bezeichnet die von der Verwaltung empfohlenen Variante, erstellt von dem niederländischen Planungsbüro West 8, als „faulen schwarz-grünen Kompromiss zulasten der Menschen vor Ort“. Erforderlich sei eine direkte Verbindung vom Mauenheimer Gürtel auf die Mülheimer Brücke: „Eine Fahrbahn in jede Richtung in Kombination mit großzügigen Rad- und Fußwegen sowie attraktivem Grün“, sagte Pöttgen. So lasse sich der Durchgangsverkehr aus den Wohnvierteln heraushalten.

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck ist sauer

Die FDP lehnt die Planung ebenfalls ab. Seit Jahrzehnten müssten Autofahrer und der Transportverkehr Umwege durch Wohnviertel nehmen, so FDP-Fraktionschef Ralph Sterck. „Der nun von Schwarz-Grün initiierte Stopp der bisherigen Planung macht Bemühungen für diesen wichtigen Lückenschluss zunichte.“ Sterck spricht von einer „ideologisch motivierten verkehrspolitischen Geisterfahrt des schwarz-grünen Bündnisses“. Er halte es für „unglaublich, dass die CDU das mit sich machen lässt“.

Zwar haben CDU und Grüne alleine keine Mehrheit im Stadtrat. Dennoch ist davon auszugehen, dass der Vorschlag der Verwaltung Zustimmung finden wird. Dafür dürften die beiden Mitglieder der Ratsgruppe „Gut“ sorgen, denen die Verbesserung der Radwegnetzes ein vorrangiges Anliegen ist.

Für CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz geht es darum, „einen Ratsbeschluss auf Grundlage unseres Koalitionsvertrages umzusetzen“. Im Falle eines positiven Beschlusses soll die Verwaltung die Planungen im kommenden Jahr vertiefen lassen. Dafür sind 250.000 Euro veranschlagt.

Die vorgesehene Bahnhaltestelle an der Niehler Straße sei „eine Überlegung, die aus unserer Sicht sinnvoll ist“, sagte KVB-Sprecher Matthias Pesch. Das Vorhaben gewinne an Bedeutung, weil auf dem nicht weit entfernten Clouth-Gelände eine Siedlung für 3000 Bewohner entsteht. „Der neue Haltepunkt wäre ein guter Beitrag, das Stadtbahnnetz attraktiver zu machen“, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz.

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