Hans David Tobar war vor 1933 einer der beliebtesten Künstler im Kölner Karneval. Seine Enkelin ist die letzte der Familie mit dem Namen Tobar.
Bekannter Künstler im Kölner KarnevalEnkelin von Hans David Tobar begeistert von „Schalom & Alaaf“-Ausstellung
Von Monika Salchert
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Die Enkelin des bedeutenden jüdischen Autors von Karnevalsrevuen besucht das Grab ihrer Urgroßeltern auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd.
Copyright: Michael Bause
„Overwhelming. I am very moved.“ Vicki Tobar ist überwältig und sehr bewegt. In der Ausstellung „Schalom & Alaaf. Jüdinnen & Juden im Kölner Karneval“ im NS-Dokumentationszentrum steht sie vor dem großen Porträt ihres Großvaters Hans David Tobar. Er zählte vor 1933 zu den beliebtesten und erfolgreichsten Künstlern im Karneval. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, änderte sich die Situation für den jüdischen Bühnenstar schlagartig.
Die Engagements blieben aus. Wenige Wochen nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges floh Tobar Ende Dezember 1939 gemeinsam mit seiner Frau Ursel und den Kindern Theodor Max und Lieselotte über Rotterdam nach New York. Dort ist Hans David Tobar am 4. April 1956 gestorben. Da war seine Enkelin Vicki knapp fünf Jahre alt. Sie lebt in New York und ist die Tochter seines Sohnes Theo.
Hans David Tobar sei ein lustiger und fröhlicher Mensch gewesen
Bewusst erinnern kann sich die 72-Jährige nicht mehr an ihren Großvater. Aber aus Familienerzählungen weiß sie, dass er bereits drei Monate nach der Ankunft in New York erste rheinisch-karnevalistische Nachmittage veranstaltet hat. Er sei ein lustiger und fröhlicher Mensch gewesen, ein richtiger Alleinunterhalter und so der Mittelpunkt jeder Gesellschaft. Und sehr deutsch. „He loved Kaffee und Kuchen in the afternoon“. Hans Tobar nahm seine kölsche Seele und den Karneval mit in die USA. In seine Heimatstadt zurück ist er nicht mehr gekommen.
Das Grab von Markus und Ida Tobar auf dem Jüdischen Friedhof in Bocklemünd.
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Vicki Tobar ist zum vierten Mal in Köln. 1967 besuchte sie erstmals die Stadt gemeinsam mit ihren Eltern, die mittlerweile gestorben sind. Diesmal ging es zunächst zum Jüdischen Friedhof Bocklemünd. Begleitet unter anderem von Aaron Knappstein und Volker Scholz-Goldenberg vom jüdischen Karnevalsvereins „Kölsche Kippa Köpp“ besuchte sie die Gedenkstätte ihrer Urgroßeltern Ida und Markus Tobar sowie das Grab ihres Großonkels Arno.
Tobar bedauert, dass ihre Eltern die Ausstellung nicht mehr erlebt haben
Hans David Tobars Vater Markus ist 1921 gestorben, seine Mutter Ida wurde 1943 im Alter von 91 Jahren ins Ghetto Theresienstadt verschleppt und dort ermordet. Für sie gibt es einen Stolperstein am Mauritiussteinweg 2. Für Hans, Ursel, Theo und Lilo Tobar vier Steine vor dem Haus an der Meister-Gerhard-Straße 5. Pate ist der Karnevalsverein „Stattgarde Colonia Ahoj“, der auch den Hans-David-Tobar-Preis ins Leben gerufen hat. Damit werden Menschen ausgezeichnet, die sich für Toleranz und gegen gesellschaftliche Ausgrenzung einsetzen.
Vicki Tobar findet die Ausstellung im NS-Dokumentationszentrum „very special“, sehr besonders. Sie bedauert, dass ihre Eltern diese Erinnerung an den Großvater und an seine Bedeutung für den Kölner Karneval nicht mehr erlebt haben. Er schrieb und inszenierte Karnevalsrevuen, die häufig im Kaiserhof in der Salomonsgasse aufgeführt wurden. Seine letzten Werke waren Anfang 1933 die Revuen „Karneval wie einst“ und „Alle Poppe danze“. Auch davon gibt es alte Plakate in der Ausstellung.
Vicki Tobar ist davon überzeugt, dass dies vor allem ihrem Vater Theo gefallen hätte. Er trat ebenso wie seine Schwester Lilo gelegentlich mit dem Vater noch bis Ende der 1930er Jahre bei Karnevalsveranstaltungen des „Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr“ auf. Da Vicki Tobar keine Geschwister und keine Kinder hat, ist sie die letzte in der Familie, die den Namen Tobar trägt. Das künstlerische Erbe von Hans David Tobar ist dennoch gesichert. Jackie Giary ist die Enkelin von Vickis Tante Lilo und von Beruf Schauspielerin.