Umstrittenes PR-PapierKirchenvertreter fordern Stellungnahme von Kardinal Woelki

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Kardinal Woelki im April 2022

Köln – Der Kölner Kardinal Rainer Woelki gerät wegen seiner PR-Strategie im Missbrauchsskandal unter Druck aus den eigenen Reihen. Die Stadtdechanten von Köln, Bonn und Wuppertal, drei der wichtigsten Geistlichen aus dem Erzbistum Köln, forderten in getrennten Stellungnahmen eine Erklärung Woelkis zu den Empfehlungen seiner PR-Berater aus dem Jahr 2020, die der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am vorigen Freitag enthüllt hatte.

Die Papiere enthalten detaillierte Pläne, wie Woelki das Aus für ein erstes Missbrauchsgutachten und den Auftrag für eine Ersatzstudie bestmöglich darstellen solle. Neben der Einflussnahme auf einen prominenten FAZ-Journalisten gehört dazu auch eine Art Drehbuch für den Umgang mit dem Betroffenenbeirat, der den Gutachterwechsel gutheißen und öffentlich mit vertreten sollte.

„Moralischer Bankrott“

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine schrieb auf Facebook: „Die zitierte Inszenierung samt Wut bei gleichzeitig durch bezahlte PR-Experten angeratenen »Emotionen, Glaubhaftigkeit und Echtheit« entspräche in meinen Augen einer moralischen Bankrotterklärung der Bistumsleitung den Betroffenen gegenüber“, wenn Woelki sie so gebilligt haben sollte. Erzbistum und Kardinal „können und dürfen sich jetzt keine Kommunikationsfehler mehr leisten und müssen klar benennen, was Auftrag der PR-Berater war“.

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Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken sieht das Erzbistum „vor einem neuen Tiefpunkt in der Krise“. Sollte Woelki die Empfehlungen seiner PR-Berater umgesetzt haben, könnte das einen irreparablen Schaden an der Integrität des Kardinals hinterlassen und wäre nur noch schwer zu tolerieren, so Picken. „Wenn der Betroffenenbeirat des Erzbistums bewusst instrumentalisiert worden ist, macht das den bereits im Raum stehenden Vorwurf verständlich, Kardinal Woelki habe Missbrauchsopfer erneut missbraucht und ihre Retraumatisierung in Kauf genommen.“

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Auch der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth verlangte eine Erklärung Woelkis. „Die geschilderten Vorgänge würden, sollten sie sich als wahr herausstellen, allem ehrlichen Bemühen in unseren Gemeinden und im Bistum um Aufklärung und Aufarbeitung des sexuellen Missbrauches massiv schaden.“

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