Von zu HauseKölner Musiker veröffentlichen „Song gegen den Corona-Blues“

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Höhner-Musiker Jens Streifling (l.) und Caritas-Referent Bruno Schrage

Köln – Eine Idee aus dem Vorgebirge schwappt nach Köln über und verbreitet sich von hier aus wieder regional und sogar bundesweit. Die Keimzelle für einen neuen „Song gegen den Corona-Blues“ lag in Bornheim. Dort leben Höhner-Musiker Jens Streifling, Kabarettist und Büttenredner Bernd Stelter, Trompeter und Kapellmeister Michael Kuhl – früher Frontmann bei Kuhl un de Gäng – sowie Gitarrist Andreas „Schrader“ Dorn von den Räubern, die alle – ebenso wie inzwischen ein gutes Dutzend weiterer Künstlerkollegen – an dem von Streifling organisierten musikalischen Projekt beteiligt sind. „Bei einem Treffen im Dorf ist bei dem derzeit notwendigen Abstand die Idee entstanden. „Alle wollten wir in der Corona-Krise denen helfen, die gefährdet sind und denen es nicht so gut geht“, erzählt Streifling.

Und da habe ihn der frühere Pastoralreferent von St. Evergislus Bruno Schrage, der weiterhin direkt in seiner Nachbarschaft wohnt, aber inzwischen in Köln als Referent bei der Caritas arbeitet, zu dem Song „Zeit für Menschlichkeit“ animiert, um auch in schweren Zeiten den Mitmenschen Mut zu machen. „Wir wollen zeigen, dass uns die Quarantäne nicht voneinander trennt, sondern im Gegenteil menschlich mehr zusammenschweißt“, sind sich Schrage und Streifling einig. „Gleichzeitig wollen wir mit dem Song all denen danken, die jetzt alles tun, damit Leben gerettet wird und der Alltag weitergeht.“

Mit irischen Folk-Klängen und durchaus mit Ohrwurm-Charakter

Die ersten Gedanken und Textzeilen für das Lied hatte Schrage schon selbst aufgeschrieben. Streifling hat dann weiter an dem Text gearbeitet und seinen beiden Höhner-Kollegen Henning Krautmacher und Hannes Schöner mit hinzugezogen. Und schnell hatte man einen Refrain fertig: „Wenn die Welt sich scheinbar nicht mehr dreht und keiner weiß, wie’s mit uns weiter geht. Alle gemeinsam gegen Einsamkeit. Jetzt ist die Zeit für Menschlichkeit.“

Die zugehörige Musik – recht eingängig mit irischen Folk-Klängen und durchaus mit Ohrwurm-Charakter – hatte Streifling gemeinsam mit Ehefrau und Violinistin Lidia Streifling komponiert. „Als ich die dem Hannes vorgespielt habe, kamen dem einige Passagen der Melodie durchaus bekannt vor. Tatsächlich klang das teilweise ähnlich wie ein Höhner-Lied, das allerdings nie veröffentlicht wurde“, sagte Streifling und lachte. „Melodien fliegen halt in der Luft herum. Solch ein Phänomen gibt es.“

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Durch eine Scheibe getrennt: Hannes Schöner und Henning Krautmacher 

Innerhalb von einer Woche trommelte Streifling außer den Höhnern noch weitere Musiker aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis zusammen. So Marius Goldhammer, der schon für Bap und Gentleman den Bass gezupft hat, Pianist Frank Buohler, der mit Andrea Berg und Mathias Reim im Studio und auf Tour war, Peter Freudenthaler, der Sänger von Fools Garden, die 1996 mit „Lemon Tree“ einen Welthit landeten oder auch Jürgen Ehle von der früheren DDR-Rockband Pankow. Dazu noch die Mädels von Pläsier und Roger Moore, der Frontmann der Köbesse, sowie Mitglieder vom Living Gospel Choir und andere. Streifling: „Alle haben ihren Part weitgehend zu Hause eingespielt und eingesungen. Und ich habe daraus dann den Song zusammengebastelt.“ Krautmacher und Schöner haben ihren Chorgesang in Schönes Studio in Bad Münstereifel eingesungen. „Dabei waren wir stets durch eine Glasscheibe getrennt“, so Krautmacher.

Arbeit von derzeit wichtigen Berufen gewürdigt

Stelter war für seine Zeilen zum Haus von Streifling spaziert. „Das ist ja nicht weit. Und ich habe derzeit ja auch Zeit. Ich hätte in diesen Tagen und Wochen eigentlich 35 Tournee-Auftritte mit meinem Kabarett-Programm – alle abgesagt. So komme ich vielleicht dazu, meinen nächsten Krimi zu Ende zu schreiben.“ Zudem habe ihm dieser Song direkt sehr gut gefallen. Schließlich werde darin die Arbeit von derzeit wichtigen Berufen gewürdigt: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Pfarrer, Verkäuferin, LKW-Fahrer, Lehrer und weitere. Stelter: „Ich glaube, die Leute hören das und freuen sich.“

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Bernd Stelter singt seinen Part ein

Das Lied wird mit Hilfe des „Spektacolonia“-Labels um Geschäftsführer Jürgen Hoppe, an dem auch die Höhner beteiligt sind, veröffentlicht und das zugehörige Video ins Netz gestellt. Geschnitten und zusammengebastelt hat das Streiflings Sohn Elias Streifling (26), gelernter Fotograf und Filmemacher. Unterstützt wird das alles von der Caritas und auch einige der besungenen Alltagshelden sind im Videoclip zu sehen. Beispielsweise eine Krankenpflegerin aus der ambulanten Caritas-Pflegestation, ein Trucker, eine Verkäuferin, aber auch die wachsenden Zeichen von Solidarität und Mitmenschlichkeit in der Stadt wie der Gabenzaun an der Severinstorburg. 

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Zusätzlich wird in dem Video um Spenden für das Lobby-Restaurant „Lo Re“ und den „Kölner Wohlfühlmorgen“ gebeten, ein Projekt der Malteser-Obdachlosenhilfe in Kooperation mit der Ursulinenschule. „Betteln und Flaschensammeln funktioniert derzeit nicht. Obdachlose können auch nicht zu Hause bleiben, denn genau das haben sie ja nicht“, sagt Schrage. „Menschlichkeit ist eben nicht nur ein Gefühl, sondern bedeutet auch konkrete Hilfe.“ Norbert Ramme

Das Video zu dem Lied „Zeit für Menschlichkeit“ ist sowohl auf dem Youtube-Kanal der Höhner als auch auf der Facebook-Seite der Caritas zu sehen und zu hören.  

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