Decksteiner WeiherOpfer bekommt E-Mail von mutmaßlichem Vergewaltiger

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Der Angeklagte mit Verteidiger Lukas Pieplow.

Köln – Die Kölner Staatsanwaltschaft wirft einem 24-jährigen Mann aus Hürth vor, eine Frau verschleppt und schließlich auf einer Parkbank am Decksteiner Weiher vergewaltigt zu haben. Beim laufenden Prozess vor dem Landgericht sagte nun eine gute Freundin des Opfers aus. Sie schilderte, wie es zu der zufälligen und fatalen Begegnung mit dem Angeklagten gekommen war.

Zufällig auf den Angeklagten getroffen

Am Abend vor der angeklagten Tat im Mai vergangenen Jahres habe man eine Grillparty besucht und sei danach mit dem Fahrrad zusammen aufgebrochen. In der Nacht gegen 1 Uhr sei den Frauen aufgefallen, dass ihnen noch Apfelsaft fehle. Zum Einreiben der Spareribs, die die am nächsten Tag zubereiten wollten. Statt zusammen weiter zu fahren, habe man sich aufgeteilt.

Während die Freundin zu einer nächstgelegenen Tankstelle geradelt sei, habe das spätere Opfer einen Kiosk in der Nähe ihrer Wohnung angesteuert, der aber geschlossen hatte. Hier sei die von einem ihr unbekannten Mann angesprochen worden. Er kenne ein Büdchen in der Nähe, das noch geöffnet habe, habe der Mann gesagt. Kurz darauf habe er die Frau angegriffen und bedroht. Laut Polizei sei der Mann bereits wegen Sexualdelikten aufgefallen, derzeit sitzt er in Strafhaft.

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Opfer stand völlig aufgelöst vor Tür der Freundin

Die Zeugin berichtete, wie ihre Freundin gegen 5 Uhr bei ihr geklingelt habe, völlig aufgelöst habe die dann vor ihr gestanden. „Jemand habe sie verschleppt, sie sprach von einer Entführung“, berichtete die Freundin, „dann ist sie ins Bad und hat ganz lange geduscht und die Zähne geputzt.“ Doch da habe es bei ihr noch nicht Klick gemacht, sagte die Zeugin unter Tränen.

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Erst später habe sie realisiert, dass ihre Freundin offenbar vergewaltigt worden sein muss, auch wenn sie dies nicht offen ausgesprochen habe. „Ich glaube, es war ihr peinlich“, so die Freundin. Sie habe das Opfer dann darin bestärkt, zur Polizei zu gehen. Bis heute gehe es der Freundin schlecht, sie wolle nun einen Therapeuten aufsuchen, um die Sache verarbeiten zu können.

Verteidiger stellt kritische Fragen

Der Fall ist allerdings strittig. Verteidiger Lukas Pieplow hatte zum Prozessauftakt erklärt, dass sein Mandant sich schweigend verteidigen würde. Nun fragte Pieplow die Zeugin, ob die Geschädigte ein freizügiger Mensch gewesen sei. Die Zeugin deutete die Frage in sexueller Hinsicht und verneinte dies. Ihre Freundin sei ein Beziehungstyp, hätte keine One-Night-Stands.

Offenbar sieht die Verteidigung einen Widerspruch darin, dass die Geschädigte dem Angeklagten eine Visitenkarte überreicht und ihm ein Coaching angeboten hatte. Das sei wahrscheinlich aufgrund der Todesangst an dem Abend passiert, mutmaßte die Freundin. Tatsächlich hatte sich der 24-Jährige danach per E-Mail gemeldet, als sei nichts passiert. Das führte zur Festnahme.

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