Mit PilgerwegKölner wollen harte Situation der Kultur in Corona-Zeit verdeutlichen

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Meik Gudermann und Laura Kuhlen (Foto o.) an der Rheinpromenade beim Start zur ersten Etappe ihrer „Pilgertour“ von Köln in Richtung Düsseldorf.

Köln – Am Rheinufer vor dem Musical Dome machten sich Laura Kuhlen (26) und Meik Gudermann (31) am Dienstag auf einen rund 750 Kilometer langen Pilgerweg durch die private Kulturlandschaft des Landes. Ausgestattet mit Wanderstöcken, Rucksäcken und Handys wollen die beiden im Rahmen der von ihnen inszenierten Aktion „Kultur-Kilometer“ auf der Strecke von Köln über Bremen und Hamburg bis nach Berlin verschiedene Theater, Clubs und Musicalbühnen anlaufen.

„Wir wollen auf die aktuelle Situation der Kulturbranche hinweisen, die corona-bedingt weitgehend brach liegt, aber in den Augen vieler durchaus als systemrelevant gilt“, sagten Kuhlen und Gudermann kurz vor ihrem Start zur ersten Etappe zum Capitol-Theater in Düsseldorf im Foyer des Musical Domes.

Harter Weg der Kulturbranche

Den harten Weg ihrer Branche wollen die beiden Mitarbeiter von BB Entertainement – sie managt das Online- und Digital-Marketing, er die sozialen Medien – symbolisch selbst erwandern. „Auch wir wollen den harten Weg gehen. Im Schnitt 37 Kilometer am Tag sind schon eine Herausforderung“, sagt Kuhlen, die im Severinsklösterchen geboren ist. „Aber in unserer Branche sind doch Leidenschaft, Engagement und Durchhaltevermögen gefragt.“

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Ihre Rucksäcke sowie ein großes Erste-Hilfe-Paket (Pflaster, Salben, Bandagen) tragen die beiden selbst, ihre Kameraausrüstung wird in einem Begleitfahrzeug transportiert. Schließlich soll die ganze Pilgertour im Internet präsentiert werden. „Wir wollen unterwegs so einige Kulturschaffende treffen, interviewen und vorstellen, die vor und hinter den Kulissen arbeiten, um aufzuzeigen, wie vielfältig und kreativ die Szene ist.“

Treffen mit Schauspielern und Musicaldarstellern

So sind beispielsweise Treffen mit den Schauspielern Sarah Giese und Jo Weil, den Musicaldarstellern Jessica Lapp, Patrick Stanke und Peter Stassen, der Sängerin Nina Kutschera und den Youtubern Kostas Kind und Marik Roeder (Künstlername: darkviktory) geplant. Zum Auftakt plauderten Kuhlen und Gudermann mit Produzent Maik Klokow, dem Geschäftsführer des Musical Dome. Der klagte über enorme Einnahmeverluste und forderte zu den geplanten Wirtschaftsförderungen durch den Bund auch einen Kultur-Rettungsfonds. „Alle Leute, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten, auch Zirkus-Unternehmen, Schausteller und Straßenfestveranstalter haben seit Wochen doch null Einnahmen. Doch die Ausgaben laufen weiter.“

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So müsse auch der Musical Dome weiter Miete an die Stadt zahlen, auch wenn Musicals wie „Saturday Night Fever“ und „Priscilla, Queen of the Desert“, die Beatles-Show „All you need is love“ oder auch zwei Konzerte von Cat Ballou ausgefallen sind. Natürlich gebe es Überlegungen, wie man das Haus unter Einhaltung der Hygienevorschriften und Abstandsregeln bespielen könne. „Aber mit derzeit erlaubten 100 Zuschauern oder auch mit 400 oder 500 ist das wirtschaftlich nicht zu machen. Wir brauchen die volle Kapazität“, sagt Klokow. „Wenn wir den ganzen Apparat einmal wieder hochfahren, haben wir gleich zu viele Kosten.“

Als Termin für einen Neustart hat man derzeit den Oktober im Blick. Erste Veranstaltung wäre am 3. und 4. Oktober die „Simon & Garfunkel Story“ – die Übernahme einer erfolgreichen Produktion aus dem Londoner West End.

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