„Sinnvolle Ergänzung“Kölner Politik fordert weitere Untersuchungen zu einem Seilbahn-System über den Rhein

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Das Kölner Rheinpanorama

Ein Seilbahn-System könnte das Kölner Rheinpanorama verändern.

Eine Machbarkeitsstudie hat festgestellt, dass ein Seilbahn-System den Kölner ÖPNV sinnvoll ergänzen könnte. Weitere Studien sind nötig.

Die Kölner Politik fordert weitere Studien für ein mögliches Seilbahn-System über den Rhein. Diese seien für eine gründliche Abwägung der Vor- und Nachteile notwendig.

Am Montag hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie vorgelegt, die von den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) in Auftrag gegeben wurde. In dieser wurde geprüft, ob und in welcher Form ein Seilbahn-System über den Rhein helfen könnte, die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs in der Innenstadt langfristig auszubauen. Auch eine Kostenschätzung ist enthalten: Der reine Bau würde nach ersten Prognosen knapp 200 Millionen Euro kosten, hinzu kämen Planungs- und Betriebskosten. Das Fazit des 123-seitigen Papiers: Die Idee ist grundsätzlich umsetzbar. Vorgesehen sind sechs Haltepunkte und fünf Strecken. 

Volt: „Kölner Verkehrskonzept könnte durch Seilbahnen sinnvoll erweitert werden“

Lino Hammer, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen, sagte: „Wir werden die Machbarkeitsstudie im Verkehrsausschuss ausführlich betrachten.“ Entscheidend für eine mögliche Realisierung seien die Kosten-Nutzen-Abwägung und die Integrierbarkeit der Seilbahnen in das Stadtbild. Ein Beschluss zum Thema liege noch in weiter Ferne. „Eine finale Entscheidung kann erst mit dem Abschluss des nachhaltigen Mobilitätsplans getroffen werden. Erst dann wissen wir, welche ergänzenden ÖPNV-Angebote Sinn machen.“

Die CDU, der größte Bündnispartner der Grünen, äußerte sich ähnlich zurückhaltend. „Wir sind bei dem Thema noch unentschlossen. Als Ergänzung sind Seilbahnen grundsätzlich nicht uninteressant“, sagte Teresa De Bellis. „Am Ende ist es entscheidend, auf eine möglichst hohe Leistungsstärke im ÖPNV zu setzen – bislang bin ich noch nicht überzeugt, dass die Seilbahnen hierfür besser geeignet als andere Projekte.“ Man müsse in weiteren Studien verschiedene Konzepte detaillierter miteinander vergleichen. Volt, der Juniorpartner des Ratsbündnisses, zeigte sich mit Blick auf die Ergebnisse offen für das Konzept: „Das Kölner Verkehrskonzept könnte durch Seilbahnen oder Wasserbusse sinnvoll erweitert werden“, sagte die Fraktionsvorsitzende Jennifer Glashagen. „Der entscheidende Faktor ist die Schnelligkeit der Umsetzung.“

Kölner FDP fordert Vergleich zwischen Wasserbus und Seilbahn

Auch in der Opposition ist noch keine Fraktion festgelegt. „Die wichtige Botschaft ist aus unserer Sicht, dass ein Seilbahnsystem in einer Stadt wie Köln grundsätzlich funktionieren kann“, sagte SPD-Fraktionschef Christian Joisten über die Studie. In der Innenstadt halte er Wasserbusse jedoch „tendenziell für die bessere Alternative und wir denken nicht, dass wir für die notwendige Kapazitätserweiterung beide Projekte brauchen.“ Für ländlichere Räume Kölns seien Seilbahnen womöglich interessanter.

Die Linksfraktion teilte mit, dass auch unkonventionelle Ansätze wie beispielsweise eine Seilbahnlösung in Betracht gezogen werden sollten, um die Verkehrswende zu meistern – und fordert eine genauere Prüfung. „Bei einer solchen Prüfung sollten die realistische Umsetzbarkeit, sowie die Angemessenheit der Ressourcenbindung im Fokus stehen. Auch die tatsächliche alltägliche Nutzbarkeit sollte eingehend evaluiert werden.“

Besonders offen zeigte sich die FDP für die Idee. „Die Studie bestätigt unsere Erwartung, dass eine Seilbahn eine sinnvolle Ergänzung für den öffentlichen Nahverkehr wäre“, sagte Christian Beese, verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Da die Studie für den Wasserbus zu einem vergleichbaren Ergebnis gekommen ist, brauchen wir jetzt eine Vergleichsstudie zwischen Seilbahn und Wasserbus“, so seine Forderung. Beide Modelle hätten Vor- und Nachteile. „Diese müssen fachlich gegeneinander abgewogen werden.“

Die Verwaltung hat die Politik mit der Vorlage der Machbarkeitsstudie beauftragt, das Thema Seilbahnen im Beirat, der sich mit der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung bis 2035 befasst, weiter zu forcieren. Mit den Ergebnissen der ersten Studie ist die Seilbahn als Alternativkonzept für die Innenstadt zurück in der politischen Debatte.

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