Der langjährige Beamte musste sich wegen Körperverletzung im Amt verantworten.
Am Breslauer PlatzKölner Polizist verprügelt Fahrraddieb und landet vor Gericht

Am Breslauer Platz ereignete sich der Vorfall, für den ein Bundespolizist vor Gericht stand.
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Ein Beamter der Bundespolizei musste sich am Donnerstag wegen Körperverletzung im Amt vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Dem damals am Hauptbahnhof eingesetzten Polizisten wurde vorgeworfen, einen mutmaßlichen Dieb ohne ersichtlichen Grund zu Boden gebracht und dort mit Schlägen traktiert zu haben. Beim Prozess legte der Angeklagte ein umfassendes Geständnis ab.
Köln: Polizist schlägt auf mutmaßlichen Dieb ein
Eine Überwachungskamera am Breslauer Platz hatte das Vorgeschehen und die eigentliche Tat im Mai des vergangenen Jahres gestochen scharf aufgezeichnet. Die Aufnahmen zeigen einen Mann, der sich an einem abgestellten Fahrrad zu schaffen macht und einen der Reifen löst. Damit spazierte er offensichtlich in Richtung des Bahnhofs – und traf dort auf aufmerksam gewordene Polizisten.
Die beiden Beamten waren gerade mit der Feststellung der Personalien beschäftigt, als ein Kollege – der Angeklagte – hinzutrat. „Habt ihr ihn schon durchsucht?“, fragte der Beamte laut eigener Aussage und die Kollegen verneinten. Auf dem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie der heute 40-Jährige dem Verdächtigen daraufhin nacheinander in die Hosentaschen greift.
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Köln: Angeklagter räumt Überreaktion ein
Laut Anklageschrift erschrak der mutmaßliche Fahrraddieb über das Eingreifen des Beamten, bewegte seine linke Hand und berührte den Polizisten dabei am Arm. „Ohne Anlass nahm der Beschuldigte den Mann in den Schwitzkasten und brachte ihn zu Boden“, so schilderte es die Staatsanwältin. Dort folgten noch vier Schläge ins Gesicht, ebenfalls dokumentiert durch das Video.
Der Polizist räumte sofort ein, an jenem Tag überreagiert zu haben. „Ich bin seit 20 Jahren bei der Bundespolizei“, sagte er. Der Hauptbahnhof sei ein „schwieriges Pflaster“, Gewalt und Drohungen seien dort an der Tagesordnung. Er verhalte sich grundsätzlich deeskalierend, doch ausgelöst durch eine familiäre Stresssituation sei ihm das in der Situation offenbar nicht gelungen.
Der Geschädigte, der zum Prozess nicht erschienen war, erlitt Prellungen im Gesicht. „Es tut mir sehr leid“, sagte der Angeklagte. Er habe sofort professionelle Hilfe gesucht und auf eigene Kosten ein Anti-Aggressions-Training absolviert. Der Polizist: „Ich hoffe und bete, dass sich so etwas nicht wiederholt.“
Köln: Beförderung gestrichen und Versetzung
Nach dem Vorfall sei eine anstehende Beförderung nicht vollzogen worden. Auch habe man ihn zum Objektschutz versetzt. Er bewache jetzt die Villa Hammerschmidt in Bonn, den Zweiamts- und Wohnsitz des Bundespräsidenten. Publikumsverkehr gebe es dort kaum.
Der Verteidiger regte an, das Verfahren gegen Geldauflage einzustellen. Dem stimmten der Richter und die Staatsanwältin im Hinblick auf ein reines Vorstrafenregister letztlich zu. Der Polizist muss nun 3000 Euro an den Opferverein „Weißer Ring“ bezahlen. Dann wird die Strafakte ohne Urteil geschlossen.