Probleme mit dem DenkmalschutzPhotovoltaikanlage in Kölner Siedlung abgelehnt

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Rene Jamm und Susanne Amar vor ihrem Haus.

  • Rene Jamm und Susanne Amar wollen an ihrem Haus in der Volksparksiedlung in Köln-Raderthal eine Photovoltaik-Anlage anbringen.
  • Nur eine Woche später wurde das Vorhaben aber bereits von der städtischen Denkmalschutzbehörde abgelehnt.
  • Landesweit hoffen Energieverbände auf Änderungen in der Denkmalschutzverordnung. Aber die Kölner Behörde bleibt skeptisch.

Köln-Raderthal – Idyllisch im Grünen wohnen: Dafür steht die Volksparksiedlung in Köln-Raderthal, gebaut 1949 bis 1952 für die britischen Besatzungstruppen. Entsprechend begehrt sind die 147 Einfamilienhäuser, vier Häuserzeilen und das Hochhaus zwischen Brühler Straße, Militärring und Bonner Straße. Umbaumaßnahmen gestaten sich allerdings schwierig.

Volksparksiedlung seit 1995 unter Denkmalschutz

Denn das Ensemble steht wegen seiner Einheitlichkeit und seiner architektonischen Qualität seit 1995 unter Denkmalschutz. Folglich muss jede Änderung an Dächern, Fenstern oder Haustüren der städtischen Denkmalbehörde zur Genehmigung vorgelegt werden.

In jüngster Zeit wollen immer mehr Eigentümer*innen eine Photovoltaikanlage installieren, um mittelfristig die Stromkosten zu senken. Auslöser sind die explodierenden Energiepreise. Aber auch die Neufassung des NRW-Denkmalschutzgesetzes, in Kraft seit Juni dieses Jahres, gibt diesem Vorhaben Vorschub. Denn darin heißt es, dass bei der Entscheidung über Umbauten „die Belange… des Klimas, des Einsatzes erneuerbarer Energien … angemessen zu berücksichtigen“ seien.

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Susanne Amar und René Jamm aus der Swisttalstraße 19 haben bereits einen solchen Antrag gestellt. Das Ehepaar möchte auf den beiden Dächern ihres Reihenendhauses 23 Solarmodule installieren, um damit jährlich gut 7.500 Kilowattstunden Strom zu produzieren.

Photovoltaikanlage prompt abgelehnt

„Wir haben Mitte Juni einen entsprechenden Antrag gestellt, aber schon eine Woche später kam die Ablehnung“, berichtet Susanne Amar. Das Erscheinungsbild der Siedlung würde erheblich beeinträchtigt, heißt es in der Begründung des Stadtkonservators. Allerdings empfiehlt der zuständige Referent, Änderungen abzuwarten, die sich aus dem - damals noch nicht fertigen - Koalitionsvertrag von CDU und Grünen auf Landesebene ergeben könnten. Da „Derartiges wohl künftig ermöglicht werden soll“, sei eine entsprechende Rechtsgrundlage zu erwarten.

In dem für Denkmalschutz zuständigen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Digitales (MHKBD) hält man sich bedeckt. „Derzeit ist eine Anwendungshilfe zum Denkmalschutzgesetz weder in Arbeit noch in Planung“, bestätigt Pressesprecher Fabian Götz.

Verordnung für Photovoltaik auf Denkmälern fehlt

Hilfreich wäre sie aus Sicht vieler Interessierter. Denn das Thema „Photovoltaik auf Denkmälern“ schlägt derzeit bei vielen kommunalen Denkmalbehörden auf. „Alle warten auf eine Verordnung, aber offensichtlich will da keiner ´ran“, sagt Udo Sieverding, Leiter des Bereichs Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. Diese bekommt regelmäßig Anfragen von Privatleuten, die sich eine PV-Anlage aufs Dach setzen wollen - auch bei Denkmälern. „Wir sammeln positive Beispiele, wo es doch möglich war und genehmigt wurde“, so Sieverding.

Köln: Denkmalbehörde skeptisch wegen Erscheinungsbild der Siedlung

In Punkto Volksparksiedlung nennt die Kölner Denkmalbehörde auf Anfrage vielfältige Gründe für ihre Skepsis. Hauptargument: Das über 70 Jahre einheitliche Erscheinungsbild der Siedlung würde durch die schwarzen PV-Paneele „negativ überformt“. Aufgrund der aufgelockerten Siedlung gebe es keine klassische Straßenansicht der Häuser. Vielmehr seien die Dächer von allen Seiten einsehbar.

Jedoch böten sich - so Stadtkonservator Dr. Thomas Werner - eine Reihe von Alternativen - etwa Solar-Dachziegel oder das Aufstellen von PV-Anlagen in den großen Gärten. Auch die Zäune und Mauern an den Grundstücksgrenzen ließen sich mit Solar-Paneelen bestücken. Wenn man die Gesamtenergiebilanz der Häuser betrachte, könne diese auch durch Wärmepumpen verbessert werden. Bei jeder Installation für Erneuerbare Energien sei aber der Einzelfall zu prüfen.

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Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) sieht das Vorhaben grundsätzlich positiv. „Auch an Denkmälern sollten wir sämtliche Möglichkeiten zur nachhaltigen Energieerzeugung nutzen“, sagt der Vorsitzende des Kölner Regionalverbandes Dr. Alexander Kierdorf. Vor allem Solarziegel wären trotz geringeren Wirkungsgrades und höherer Kosten für die Volksparksiedlung ein gangbarer Kompromiss.

Angesichts der Klimakrise und der neuen Möglichkeiten des Denkmalschutzgesetzes erwartet der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) einen Umschwung in der Genehmigungspraxis der Denkmalbehörden. In NRW gebe es rund 82.000 Baudenkmäler. „Das ist ein erhebliches Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien“, sagt LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger. „Für den Klimaschutz und die Energieversorgungssicherheit brauchen wir landesweit jedes Dach“.

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