Über seinen Verteidiger äußerte sich der Angeklagte zu dem dramatischen Geschehen.
Schwer traumatisiertRandalierer beißt Polizistin ein Stück vom Ohr ab – Prozessauftakt in Köln

Der Angeklagte, hier mit seinen Verteidigern, soll einer Polizistin ein Stück vom Ohr abgebissen haben.
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Traumatisiert und dienstunfähig ist eine Polizeibeamtin nach einem Gewaltexzess im vergangenen November. Die 26-Jährige wurde bei einem Einsatz schwer verletzt – als sie versuchte, mit Kollegen einen randalierenden Mann unter Kontrolle zu bringen. Dabei wurde ein Teil der Ohrmuschel abgebissen. Seit Montag muss sich ein Beschuldigter vor dem Landgericht verantworten.
Köln: Randalierer beißt Polizistin ins Ohr
Der 40-jährige Angeklagte soll zuvor mehrere Personen in Ehrenfeld mit einem Schlüsselbund attackiert haben. Zeugen berichten von gezielten Kratzbewegungen über Stirn und Gesicht, die zu blutigen Verletzungen geführt haben. Insgesamt soll der Beschuldigte drei Menschen auf diese Weise verletzt haben. Die Polizei wurde alarmiert, die einen Verdächtigen ausfindig machen konnte.
Als die Beamten am Einsatzort im Bereich der Bartholomäus-Schink-Straße eintrafen, spitzte sich die Situation dramatisch zu. Laut Anklage versuchte auch die 26-jährige Polizistin, den Verdächtigen festzuhalten, doch dieser setzte sich massiv zur Wehr. Anschließend soll der Mann der Beamtin ein Büschel Haare ausgerissen und ihr schließlich rund 15 Sekunden lang ins Ohr gebissen haben.
Köln: Körper stößt angenähtes Gewebe wieder ab
Als Kollegen den Angriff stoppen konnten, wurde das schlimme Ausmaß der Attacke ersichtlich – der Beamtin fehlte ein Stück der Ohrmuschel. Ärzte konnten das Gewebe im Rahmen einer Not-Operation zunächst wieder annähen, doch es wurde später vom Körper abgestoßen. Die Beamtin ist laut Anklage dauerhaft körperlich entstellt, die Anklage spricht daher von schwerer Körperverletzung.
Auch weitere Polizisten wurden bei dem Einsatz verletzt. Aufgrund der potenziellen Gefährlichkeit wurde der Beschuldigte daher gefesselt in den Gerichtssaal geführt. Die Hände waren an einen Hüftgurt fixiert, um mögliche Übergriffe zu verhindern. Auf Veranlassung des Richters wurden die Fesseln entfernt – weil der 40-Jährige sich im Gefängnis bisher einwandfrei verhalten habe.
Köln: Videos dokumentieren die schlimme Attacke
In seiner Einlassung stellte der Angeklagte die Vorwürfe zwar nicht in Abrede – bestätigen wollte oder konnte er diese aber nicht, er leide an Erinnerungslücken. Am Tattag habe der Beschuldigte Kokain konsumiert, „vielleicht sieben bis neun Nasen“, wie der Verteidiger ausführte. Ein Zeuge, der durch den Schlüssel verletzt wurde, beschrieb den Verdächtigen als völlig aggressiv und „nicht normal“.
Der Polizistin bleibt eine Aussage vor Gericht erspart – der Richter entspricht damit ihrem Wunsch. Demnach reichen die Aussagen der Kollegen und vor allem das vorhandene und drastische Videomaterial aus Bodycams für die Beweiserhebung aus. Der Angeklagte überreichte über seinen Anwalt bereits 1000 Euro an Schmerzensgeld an die Opferseite. Der Prozess wird fortgesetzt.