Kölner SchildergasseStadt will Passage wegen „unhaltbarer Zustände“ schließen

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Passagen Schildergasse

Der öffentliche Durchgang der Passage wird seit Jahren von Obdachlosen und Drogenabhängigen belagert.

Köln – Die Passage zwischen Schildergasse und Brüderstraße – früher „Wehmeyer“-, heute „Superdry“-Passage genannt – wird womöglich künftig nach Geschäftsschluss geschlossen. Der öffentliche Durchgang wird seit Jahren von Obdachlosen und Drogenabhängigen belagert, die hier übernachten, urinieren, sich Spritzen setzen und Unrat hinterlassen.

Inzwischen seien die Zustände unhaltbar, so die Stadtverwaltung. Die Bezirksvertretung Innenstadt hat sich bereits für die Schließung ausgesprochen, nun soll der Rat am 5. Mai entscheiden.

Ordnungsamt der Stadt Köln kann Passage nicht ständig überwachen

Über die Passage wird seit Jahren diskutiert. Das Geschäftshaus an der Schildergasse ist in Privatbesitz, für den 50 Meter langen Durchgang von der Fußgängerzone zum Opernvorplatz gilt aber ein öffentliches Wegerecht. Deswegen gab es lange rechtliche Vorbehalte, die Passage zu schließen. Schon 2011 musste das städtische Ordnungsamt jedoch einräumen, dass es nicht in der Lage ist, die Passage ständig zu überwachen oder sogar zu räumen.

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Kölner meiden Passage

Doch seit 2020 – verstärkt durch die Pandemie – habe sich die Lage so verschärft, dass man nun keine andere Möglichkeit mehr sehe als die Schließung. Die Passage habe eine großen „Akzeptanzverlust“ erlitten – sprich, die Menschen nutzen sie nicht mehr, weil sie Angst und Ekel empfinden.

2020 wurden zwei Passanten-Zählungen durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass dreimal mehr Fußgänger die parallel verlaufende Kreuzgasse benutzen. Immer wieder kommt es zu Polizeieinsätzen. Es gab Übergriffe auf einen Hausmeister und auf Reinigungskräfte, berichten Nachbarn.

Nun soll der Durchgang nach Geschäftsschluss bis 6 Uhr am nächsten Morgen verschlossen werden, an Sonn-und Feiertagen von 22 bis 6 Uhr. Christian Wulff, Geschäftsführer der Düsseldorfer Tannhäuser Grundstücksgemeinschaft, der das Haus seit 1960 gehört und die für die Reinigung und Instandhaltung der Passage zuständig ist, begrüßt die Pläne.

„Eine teilweise Schließung außerhalb der Geschäftszeiten würde für uns einen Kompromiss und Schritt in die richtige Richtung darstellen, um die Lage hoffentlich in den Griff zu bekommen.“ Allerdings müsste die Entwicklung „der äußerst prekären Verhältnisse“ danach weiter beobachtet werden. Eine Ideallösung wäre eine dauerhafte Komplettschließung.

Verhältnisse könne man nicht hinnehmen

Auch Annett Polster, Geschäftsführerin von Stadtmarketing Köln, sieht das Vorhaben positiv. „Das ist ein guter Schritt und ein Zeichen, dass hier etwas passiert.“ Die Passage befindet sich gegenüber des Peek & Cloppenburg-Hauses und des neugestalteten Antoniter-Quartiers, das ehemalige Kämpgen-Haus wird umgebaut, und an der Ecke Herzogstraße entsteht ein neues Geschäftsgebäude. Hier sei ein Hauch von Metropole zu verspüren, so Polster – und da könnten solche Verhältnisse wie in der Passage nicht hingenommen werden.

Gebäude an der Schildergasse wird saniert

Zurzeit jedoch ist der Durchgang ohnehin geschlossen, denn das Gebäude an der Schildergasse, in dem sich auch einige Arztpraxen, eine „Sidestep“-Filiale und seit einigen Monaten ein „Armani Exchange“ befinden, wird bei laufendem Betrieb saniert. Der Durchgang wird als Lagerraum für Baumaterialien genutzt, lediglich der vordere Teil zum „Superdry“-Eingang ist begehbar.

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Weil auch die Klinkerfassade des Gebäudes, das unmittelbar über der Nord-Süd-Fahrt steht und lange den Schriftzug „Liebe deine Stadt“ auf dem Dach trug, ausgetauscht werden muss, gibt es bis voraussichtlich zum 23. Mai erhebliche Verkehrseinschränkungen auf der Nord-Süd-Fahrt. Sie ist außerdem an den Wochenenden vom 2. bis 4. April und 21. bis 23. Mai komplett gesperrt.

Das Gebäude wurde nach den Entwürfen des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn errichtet, es steht jedoch nicht unter Denkmalschutz. „Wir achten aber darauf, dass das Gesamtbild erhalten bleibt“, sagt Wulff. Das Haus sei in die Jahre gekommen, man habe handeln müssen. Nun können die Arbeiten bald abgeschlossen werden. Und dann gibt es vielleicht auch eine Entscheidung über die Passage.

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