Schulmangel in KölnSchnelle Lösungen sind nicht in Sicht

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Wegen Sanierung weiterhin geschlossen: Wie hier beim Hansaygymnasium verfolgt die Stadt ehrgeizige Ziele. Doch bei der praktischen Umsetzung zeigt sich fast immer, dass es länger dauert und teurer wird, als geplant.

Wegen Sanierung weiterhin geschlossen: Wie hier beim Hansaygymnasium verfolgt die Stadt ehrgeizige Ziele. Doch bei der praktischen Umsetzung zeigt sich fast immer, dass es länger dauert und teurer wird, als geplant.

Köln – Der Stadtrat hat eine überarbeitete Prioritätenliste für den Schulbau beschlossen. 217 einzelne Projekte werden aufgelistet, in verschiedene Prioritätengruppen eingeteilt und zum Teil mit konkreten Daten versehen – für die Verantwortlichen in der Kölner Stadtspitze ein Beitrag zu mehr Transparenz und für mehr Tempo.

Baudezernent Markus Greitemann und Schuldezernent Robert Voigtsberger demonstrieren Einigkeit und Tatendrang. Man habe nun einen „gemeinsamen Blick“ auf das Thema, man gehe die Aufgaben systematisch an und werde „richtig hart arbeiten“, sagten die Dezernenten im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Das Problem, das vor dem Hintergrund steigender Geburtenzahlen sehr schnelle Lösungen gefunden werden müssen, hat das neue Team indes noch nicht gelöst. „Eltern reichen keine Listen. Wir brauchen fertige Schulen“, sagt der Elternvertreter der Stadtschulpflegschaft, Lutz Tempel.

In fünf Jahren wird kein Projekt fertig, das Schulplätze garantiert

Tatsächlich findet sich in der Prioritätenliste nicht ein Projekt, das innerhalb der nächsten fünf Jahre neue Schulplätze garantiert. Es gibt bislang keinen neuen Plan für einen vorgezogenen Start einer Schule in einem Interim, bevor sie später in einen Neubau umziehen kann, kein Plan für Provisorien und keine neue kreative Idee gegen den Mangel. 61 Maßnahmen weist die Prioritätenliste als „in Planung oder im Bau“ aus. Neue Grundschulplätze gibt es frühestens in fünf Jahren.

Von neuen Gesamtschul- oder Gymnasialplätzen ist erst in der zweiten Prioritätengruppe („Kategorie A“) die Rede. Gymnasien in Poll und Rondorf sowie weitere in den Stadtbezirken Lindenthal und Porz stehen auf der Liste, außerdem zwei Gesamtschulen in Ossendorf und Zündorf sowie ein Interim für die Gesamtschule in Weidenpesch. Auch so genannte „Suchaufträge“ finden sich in diesen Listen mit höchster Priorität – das macht deutlich, wie weit die Stadt von ihren Zielen entfernt ist. Gesucht wird ein Standort für ein weiteres Gymnasium in der Innenstadt und eine Gesamtschule im Stadtbezirk Kalk.

Mangel an Schulplätzen in Köln wird noch deutlicher werden

Fünf Jahre Bauzeit ab Planungsbeschluss sei das Ziel, so Voigtsberger. Das ist sportlich, doch es wird nicht reichen. Mittlerweile liegt eine kleinräumige Bevölkerungsanalyse vor. Auf ihrer Grundlage soll noch Anfang des kommenden Jahres eine Fortschreibung des Schulentwicklungsplans erfolgen. Dann dürfte der konkrete Mangel, den Eltern bei der Suche nach Schulplätzen schon heute spüren, noch greifbarer werden. Greitemann kündigt an, mehr mit privaten Investoren zusammenarbeiten zu wollen.

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Wie es beim Kita-Bau seit langem läuft, könnte es auch beim Schulbau gehen: Ein Investor baut Gebäude, die dann angemietet werden. Die Stadt habe europaweite Ausschreibungen gestartet, so Greitemann. Wer Grundstücke besitzt, soll nicht nur Wohnungen, sondern auch Schulen bauen. Der Baudezernent will Verfahren vereinfachen. Möglicherweise müssten auch Standards gesenkt werden. „Das kann auch mal weh tun.“ Parallel werde man weiter nach Interimstandorten für Schulvergrößerungen und vorgezogene Starts von Schulen suchen. Dem Vernehmen nach arbeitet die Bauverwaltung auch am Aufbau einer neuen stadteigenen, privatwirtschaftlich organisierte Gesellschaft für den Schulbau. Sie könnte sich zum Beispiel um euroweite Ausschreibungen kümmern. Sie werde als „Beiboot“ freier und schneller handeln können, so die Hoffnung.

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