Das Schulleitungs-Team wirft der Stadtverwaltung intrasparente Kommunikation vor und befürchtet planerische Fehler.
ProtestaktionSchüler und Lehrer am Berufskolleg Ulrepforte stoppen Baumfällungen

Schüler und Lehrer am Berufskolleg Ulrepforte stoppen den Baumbagger.
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Die Stadtverwaltung hat am Montagmorgen am Berufskolleg Ulrepforte mit der Fällung von 21 Bäumen begonnen, doch Schülerinnen und Schüler und einige Lehrerinnen und Lehrer schritten protestierend ein, umstellten Bäume und Baumbagger und verhinderten so die Fortführung der Arbeiten. Das Schulleitungs-Team war im Vorfeld nicht über den Beginn der Arbeiten informiert worden und wirft der Stadt Köln diesbezüglich eine intransparente Kommunikation vor und befürchtet planerische Fehler. „Einen Baum zu fällen, tut immer weh, das muss gut abgewogen und genau erklärt werden“, sagt Manfred Stommel-Prinz, der am Berufskolleg den Bereich Holz leitet.
Eine Sprecherin der Stadt bestätigte, dass die Fällarbeiten aufgrund der Proteste vor Ort aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden mussten, „was die Arbeiten verzögert und letztlich verteuert“. Die Sprecherin weiter: „Würden keine weiteren Bäume gefällt, würden bereits angefallene Planungskosten in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro sowie rund elf Jahre Planungs- und Vorbereitungszeit verloren gehen.“ Warum ein Mitarbeiter der Stadt Köln am Rande der Proteste eine Baumscheibe in sein privates Auto lud, wie Schüler und Lehrer des Berufskollegs am Montag beobachteten, konnte die Stadtsprecherin am späten Montagnachmittag nicht mehr beantworten.
Das in den 1950er Jahren erbaute und unter Denkmalschutz stehende Gebäude der Schule für Bauberufe muss generalsaniert werden. Weil das ab Mitte des kommenden Jahres im laufenden Betrieb passieren soll, müssen Container aufgestellt werden. Und für diese Zwischenlösung auf dem Gelände, auf dem auch das Berufskolleg Kartäuserwall untergebracht ist, braucht es den Platz, der aktuell von den Bäumen eingenommen wird. „Darunter gibt es einige Großbäume, deshalb haben wir als Schule interveniert“, sagt Stommel-Prinz. Ziel der Schulgemeinschaft sei: „Wir wollen retten, was zu retten ist.“ Dass Bäume gefällt werden müssen, sei demnach unumstritten.
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Der Ratsbeschluss zu der Generalsanierung stammt aus September 2022. Die Gesamtkosten werden darin mit 34,01 Millionen Euro angegeben. Der Rat hat zudem einen Risikozuschlag in Höhe von 25 Prozent (rund fünf Millionen Euro) auf die „nicht-indizierten Baukosten“ genehmigt.
Kölner Stadtverwaltung sagt Ortstermin zu, bevor am Berufskolleg Ulrepforte weitere Bäume gefällt werden
Unterstützt von Reinhold Goss, dem Sprecher der Grünen-Fraktion in der Bezirksvertretung Innenstadt, hat die Schulleitung des Berufskollegs Ulrepforte um einen Ortstermin mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Bezirksvertretung und der beiden Schulen gebeten, bevor die Baumfällungen fortgesetzt werden. Dieser sei der Bezirksbürgermeisterin Julie Cazier (Grüne) am Montag zugesagt worden, sagt Goss.
Das Schulleitungs-Team hat die Kölner Gebäudewirtschaft offenbar bereits im November darauf hingewiesen, dass in den der Schulleitung vorliegenden Plänen des Bauantrags die zu fällenden Bäume mit dem Durchmesser anstatt des Umfangs aufgelistet werden. Statt mit 3,20 Metern für den Umfang wird da etwa mit 0,9 Metern der Durchmesser eines Baumes angegeben. Das lasse die Bäume, etwa eine Esche mit einem Stammumfang von rund 3,75 Metern, deutlich kleiner wirken, als sie tatsächlich sind. Entsprechend könnten auch die Ausgleichspflanzungen geringer als eigentlich vorgeschrieben ausfallen. Die erbetenen Informationen dazu habe man vonseiten der Stadt bislang aber nicht erhalten, sagt Stommel-Prinz.
Am Montag teilte die Sprecherin der Stadt auf Anfrage mit, dass für die 21 zur Fällung vorgesehenen Bäume „nach Ende der Generalinstandsetzung und dem Rückbau der Interimscontainer 29 Bäume neu zu pflanzen sind“. Alle Neupflanzungen sollen vor Ort auf dem Grundstück erfolgen.
An der Schule, an der immerhin so mancher Bauexperte arbeitet, ist man überzeugt, dass mindestens die Esche bei einer etwas anderen Platzierung der Container gerettet werden könnte. Der Vorschlag sei von der Stadt geprüft und abgelehnt worden. Warum, wisse man nicht, sagt Stommel-Prinz: „Es wäre aber wirklich wichtig, dass wir als Schulgemeinde frühzeitig, umfangreich und transparent informiert werden.“ Schließlich seien Nachhaltigkeit und Klimaschutz Teil des Unterrichts. Da löse die unangekündigte und unzureichend erklärte Fällung von Bäumen auf dem Schulgelände natürlich starke Emotionen und eine Protestwelle aus.
Die Grünen-Fraktion der Bezirksvertretung Innenstadt verweist zudem auf ein naturschutzfachliches Gutachten zur Löwengasse, wo ein Interim für die Feuerwache gebaut werden soll und deshalb ebenfalls Bäume gefällt werden müssen, das gewisse Einschränkungen formuliert. Demnach seien „größere Bäume“ ab Oktober bis Mitte November „noch vor Beginn der Winterquartierszeiten der Fledermäuse zu fällen“. Später wäre das nur bei Temperaturen über acht Grad, dann aber nach einer „naturschutzfachlichen Begutachtung“ möglich.
Die Stadtsprecherin erklärte: „Die Verwaltung muss den Ratsauftrag so umzusetzen, wie er beschlossen wurde. Die Baugenehmigung liegt bereits vor. Die Maßnahme ist seit langer Zeit bekannt und kann aus bautechnischen Gründen nicht weiter verschoben werden.“

