Entwicklung der BevölkerungSo wachsen und schrumpfen die Kölner Stadtteile

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Bevölkerungswachstum in Köln 2010 bis 2020.

Köln – Auch wenn die Corona-Pandemie die Entwicklung in den beliebten Regionen in Deutschland etwas gebremst hat, bleibt Köln eine wachsende Stadt. 1.088.040 Einwohner zählte die Stadt Ende 2020, das sind 60.536 Menschen mehr als im Jahr 2010. Das entspricht einem Wachstum von fast sechs Prozent in zehn Jahren. In den 86 Stadtteilen zeigt sich ein sehr differenziertes Bild.

Wenn man sich vor Augen führt, dass Städte in der Nachbarschaft wie Erftstadt, Wesseling oder Brühl deutlich weniger Einwohner haben, als der Zuwachs Kölns in zehn Jahren war, wird die damit verbundene Herausforderung klar: Damit die Infrastruktur – egal ob Schulen, Kindertagesstätten, Seniorenheime, Nahverkehr, Jugendzentren oder Nahversorgung – mitwachsen kann, sind enorme Kraftanstrengungen nötig.

Die Herausforderung für die Stadtentwicklungspolitik wird umso größer, wenn man bedenkt, dass das Wachstum keineswegs gleichmäßig erfolgt. Im Gegenteil: Es gibt Stadtteile, deren Bevölkerung enorm angewachsen ist, während sie in anderen stagniert oder sogar zurückgeht.

Das Zahlenmaterial der Stadt ermöglicht einen Blick in die Veedel. Rekordhalter in Sachen Wachstum von 2010 bis 2020 ist Widdersdorf mit einem Plus von 55,2 Prozent, gefolgt von Marienburg mit 31,2 Prozent und Ostheim mit 27,6 Prozent. Über 20 Prozent Wachstum verzeichnen ebenfalls Junkerdorf und Ossendorf. Godorf, Bayenthal und Raderberg liegen knapp unter 20 Prozent.

Die vielen neuen Nachbarn im Veedel erklären sich durch eine rege Bautäigkeit wie etwas große Gebiete mit neuen Einfamilienhäusern in Widdersdorf. Und die, die zuziehen, sind nicht selten Familien mit Kindern.

In Blumenberg schrumpft die Bevölkerung

Komplizierter wird es, wenn man die Entwicklung in den Stadtteilen mit stagnierender oder gar sinkender Bevölkerungszahl analysiert. Auch hier stehen kaum Wohnungen leer. Der Rückgang der Bevölkerung ist eher dadurch zu erklären, dass neben der fehlenden Neubautätigkeit die Haushalte in Wohnungen und Häusern kleiner werden. Aus Familien, die zum Beispiel mal nach Blumenberg oder in die vielen Einfamilienhäuser in Seeberg gezogen sind, sind Haushalte ohne Kinder geworden. Die jungen Erwachsenen, die hier groß geworden sind, ziehen aus und bleiben nicht in der Nachbarschaft.

In fünf Stadtteilen gehen die Einwohnerzahlen im vergangenen Jahrzehnt zurück: Am deutlichsten ist das Minus von 9,3 Prozent in Blumenberg. In Zündorf, Rondorf und Seeberg liegt der Rückgang zwischen ein und drei Prozent; ein leichtes Minus im Zehn-Jahre-Vergleich verzeichnen Fühlingen und der Hahnwald. In diesen sechs Stadtteilen ist die Zahl der Haushalte gestiegen, in einigen sogar deutlich – und trotzdem sinkt die Einwohnerzahl.

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Auch ein Blick auf das Durchschnittsalter, den Anteil der Haushalte mit Kindern oder dem Anteil an Ein- oder Zwei-Personenhaushalten bietet sichere Indizien für die These, dass sich der Bevölkerungsrückgang vor allem durch den Wegzug von groß gewordenen Kindern erklärt.

In Blumenberg wurden 2020 rund 20 Prozent mehr Ein- und Zweipersonenhaushalte gezählt als 2010. Zum Vergleich: Stadtweit stieg diese Zahl nur bei 5,2 Prozent. Das Durchschnittsalter der Blumenberger stieg um fast sechs Jahre und der Anteil der Haushalte mit Kindern sank um 27,2 Prozent. Im Gegensatz dazu haben sich auf Stadtebene diese beiden Werte innerhalb von zehn Jahren kaum verändert.

In den anderen Stadtteilen mit sinkender Einwohnerzahl lassen sich ähnliche Trends feststellen.

Alle Zahlen sind freilich Momentaufnahmen: In ein paar Jahren dürften zum Beispiel Rondorf oder Zündorf eine ähnliche Entwicklung nehmen wie das stark gewachsene Widdersdorf, weil große Neubauprojekte anstehen. In anderen Viertel, wie Klettenberg oder Mauenheim, wo die Bevölkerung ebenfalls in den vergangenen zehn Jahren nicht gewachsen ist, wird es in absehbarer Zukunft auch weiterhin kein Wachstum geben können, weil der Platz für Neubauten fehlt.

Für die aktuelle Diskussion, ob, wo und wie viel an unbebauter Fläche denn in einer wachsenden Stadt für neue Wohnungen oder Schulen verbraucht werden darf, ist die Bevölkerungsdichte je Quadratkilometer interessant: In Köln wohnen durchschnittlich 2687 Menschen auf einem Quadratkilometer, das sind fast sechs Prozent mehr als 2010.

Die Verdichtung in bebauten Gebieten hat somit proportional zum Bevölkerungswachstum zugenommen. Die stadtweite Durchschnittszahl sagt jedoch wenig aus, da sich die Zahlen in den einzelnen Stadtteilen enorm unterscheiden: In der nördlichen Innenstadt leben bis zu 13.500 Menschen auf einem Quadratkilometer, in Porz-Libur sind es nur 176.

Wer auf eine weitere Verdichtung in Vierteln mit hoher Bevölkerungsdichte setzt, muss sagen, wie er dort die zusätzliche Infrastruktur schaffen will. Eltern in innenstadtnahen Vierteln können von den großen Problemen und Sorgen bei der Suche nach einem Kita- oder Schulplatz berichten.

Nippes, Ehrenfeld oder die südliche Altstadt verzeichnen eine Einwohnerdichte von zum Teil deutlich über 10.000 Menschen pro Quadratkilometer. Ähnlich hohe Werte erzielen Mauenheim, Finkenberg, Vingst und Neuehrenfeld.

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