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DrogenszeneStadt Köln will sich an Modellprojekt für Abgabe von Crack-Ersatz beteiligen

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Der Neumarkt gilt als Hotspot der harten Drogenszene in Köln.

Der Neumarkt gilt als Hotspot der harten Drogenszene in Köln. 

Die Verwahrlosung der Drogenszenen in Köln hat massiv zugenommen. Ursache ist auch die Ausweitung des Crack-Konsums.

Die Verwahrlosung der offenen Drogenszene hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen. Ein Grund dafür ist laut Experten, Stadt und Streetworkern die Ausbreitung von Crack in der Szene. Die Stadt Köln will sich deswegen an einem Modellprojekt zur Abgabe eines Crack-Ersatzstoffs beteiligen. Das geht aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Gesundheitsausschuss hervor.

Demnach hat das Gesundheitsamt ein entsprechendes Konzept im Austausch mit dem Gesundheitsministerium des Landes und der Suchtkooperation NRW erarbeitet. „Das Gesundheitsamt sieht weiterhin den Bedarf, dem zunehmenden Crackkonsum mit weiteren therapeutischen Möglichkeiten zu begegnen“, heißt es. Als Ersatzstoff komme etwa das ADHS-Medikament Lisdexamfetamin infrage. Noch bestehe aber „umfassender Klärungsbedarf“ zu den rechtlichen Rahmenbedingungen, etwa zum Betäubungsmittelrecht. Auch die Finanzierung des Modellprojekts ist noch ungeklärt.

Mehr Aggressionen durch Crack als bei Heroin

Bei Crack handelt es sich um Kokain, das mithilfe von Wasser unter Zugabe von Natron oder Ammoniak gekocht wird. Dadurch entstehen sogenannte Cracksteine, die dann in einer Pfeife geraucht werden. Es wirkt schneller und stärker als Kokain. Im Gegensatz zu Heroin, das lange die Drogenszene dominiert hat, wirkt Crack aufputschend, die Intervalle zwischen den Konsumeinheiten sind deutlich kürzer als bei Heroin.

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„Die Dynamik ist bei Crack eine völlig andere als bei Heroin. Bei Heroin wird über den Tag verteilt vier- bis fünfmal konsumiert, es hat eher sedierende Wirkung. Die Leute sind eher in der Lage, einen Tagesrhythmus aufrechtzuerhalten. Bei Crack konsumieren die Leute zehn, 15, 20-mal am Tag, dadurch auch öfter im öffentlichen Raum, es ist stimulierend, es gibt mehr Aggressionen“, erklärte der Suchtexperte Daniel Deimel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ zuletzt.

Ein offiziell zugelassenes Substitutionsprogramm für Crack gibt es in Deutschland noch nicht. Experten hoffen, dass ein geeigneter Ersatzstoff dazu beitragen könnte, die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen des Drogenkonsums einzudämmen – vergleichbar mit den Erfolgen, die mit Ersatzstoffen für Heroin erzielt wurden.