„Primitiv, frech“Zoff bei Kölner Drach-Prozess eskaliert schon wieder – Anwältin spricht Machtwort

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Thomas Drach im Kölner Landgericht, vorne seine beiden Verteidiger.

Thomas Drach im Kölner Landgericht, vorne seine beiden Verteidiger.

Im Verfahren gegen Thomas Drach flogen wieder verbal die Fetzen. Daraufhin meldete sich Opfer-Anwältin Monika Müller-Laschet zu Wort.

Im Verfahren gegen Thomas Drach hat Staatsanwältin Anja Heimig eine „Beleidigungsorgie“ der Verteidiger gerügt. Der Richter sei bereits als dämlich und unverschämt bezeichnet und in die Nähe von Nazis gerückt worden. Das gehe zu weit. Eine Beteiligte kommentierte, es sei mittlerweile so zum Fremdschämen, dass man an „Verstehen Sie Spaß?“ mit der versteckten Kamera denken müsse.

Kölner Prozess gegen Thomas Drach: Verteidiger bezeichnet Richter als „frech“

Ausgelöst hatte den neuen Konflikt Verteidiger Wolfgang Heer, der Drachs Mitangeklagten vertritt. Heer hatte sich auf eine Gutachterin aus Hessen eingeschossen, die Videobilder der angeklagten Raubtaten ausgewertet hat. Der Anwalt berichtete, die Sachverständige sei jüngst in einem anderen Verfahren vor dem Landgericht abgesetzt worden. Man müsse daher an ihrer Qualifikation zweifeln.

Der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern sah das anders und ließ keinerlei Fragen zu dem anderen Verfahren zu, da der Sachbezug fehle. Heer stellte trotzdem weiter Fragen an die Gutachterin. „Die weise ich zurück, wie ich das schon sieben, acht oder neunmal gesagt habe“, sagte Richter Bern. Verteidiger Heer nannte den Vorsitzenden „frech“. Er halte sich wohl für „den unfehlbaren Papst“.

Prozess gegen Thomas Drach: Kölner Opfer-Anwältin ruft zur Sachlichkeit auf

In einer Situation schaltete der Richter dem Verteidiger das Mikrofon ab, was Heer als „primitive Trotzreaktion“ bewertete. Als sich auch Drachs Anwalt Dirk Kruse echauffierte und vom Richter zurückgewiesen wurde, sagte der: „Sie können mir gerne auch wieder das Mikrofon abschalten.“ „Ja, dann mach ich das jetzt auch!“, erwiderte Richter Bern und drückte beim Verteidiger den Aus-Knopf.

Nach weiterem verbalem Schlagabtausch schaltete sich Anwältin Monika Müller-Laschet ein, die im Verfahren ein Opfer vertritt. Sie appellierte an alle Verfahrensbeteiligten, sich zu besinnen. „Wir repräsentieren den Rechtsstaat und spiegeln das auch nach außen“, so Müller-Laschet. „Bitte lasst uns zur Sachlichkeit und gegenseitigem Respekt zurückkehren, den wir doch alle voreinander haben.“

Mutmaßlicher Komplize klagt über Kopfschmerzen

Verhandelt wurde nach diesen mahnenden Worten nicht weiter. Drachs mutmaßlicher Komplize klagte erneut über starke Kopfschmerzen. Nach einer ärztlichen Untersuchung wurde der Niederländer für diesen Tag als nicht mehr verhandlungsfähig eingestuft. Der Arzt empfahl eine Schmerz- und Physiotherapie, die im Justizkrankenhaus Fröndenberg begonnen werden könnte.

Der Prozess soll am 12. April fortgesetzt werden. Thomas Drach und dem Mitangeklagten Eugen W. werden insgesamt vier Raubüberfälle auf Geldboten in Köln, Frankfurt am Main und Limburg an der Lahn vorgeworfen. Drach soll auf zwei Männer geschossen haben, ihm drohen wegen versuchten Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe und die anschließende Sicherungsverwahrung.

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