Im Kölner Mammut-Prozess geläutert?Drach überrascht mit Statement: „Straftaten lohnen sich nicht!“

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Der Angeklagte Thomas Drach wird von einem SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht.

Der Angeklagte Thomas Drach wird von einem SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht.

Einen spannenden Dialog lieferten sich Thomas Drach um die Staatsanwältin beim laufenden Prozess im Landgericht Köln.

Der Mammut-Prozess um den Reemtsma-Entführer Thomas Drach im Landgericht Köln tritt schon seit Monaten auf der Stelle. Am Donnerstag überraschte der Schwerverbrecher vor dem offiziellen Beginn der Verhandlung in Saal 112 aber mit einer offenbar neuen Erkenntnis. „Sie wissen ja, dass Straftaten sich nicht lohnen“, sagte Drach zu Staatsanwältin Anja Heimig und lachte hämisch.

Köln: Lockerer Dialog zwischen Drach und Staatsanwältin

Zuvor hatte Drach mal wieder unterstellt, sein damaliges Entführungsopfer Jan Philipp Reemtsma könnte die Staatsanwältin mit belastendem Beweismaterial versorgen. Auch ging es in einem eher scherzhaften Dialog mit der Staatsanwältin um Geldzahlungen. Wenn sie die erhalten hätte, sagte Anklägerin Heimig mit einem großen Lächeln, „dann wäre ich ja schon längst in der Karibik.“

Auf Drachs Ausspruch, dass sich Verbrechen nicht auszahlten, reagierte Heimig erstaunt. „Herr Drach, und das aus Ihrem Munde, das ist der erste Weg zur Besserung und Resozialisierung“, sagte die Staatsanwältin. Eine solch lockere Atmosphäre herrschte zwischen den beiden nicht immer. Zum Prozessauftakt wollte Drach die Staatsanwältin etwa noch wegen Urkundenfälschung anzeigen.

Köln: Mutmaßlicher Drach-Komplize verweigert die Aussage

Gehaltvoller sollte es an diesem Verhandlungstag auch nicht mehr werden. Vorgesehen war die erneute Vernehmung des mutmaßlichen Drach-Komplizen Eugen W. (55), die sich aber wieder als Luftnummer entpuppen sollte. Denn W. verweigerte die Aussage – das durfte er, da er selbst Beschuldigter in dem Verfahren ist und sich nicht in die Gefahr einer Selbstbelastung begeben muss.

Drachs Anwälte hatten im Vorfeld angekündigt, der Niederländer werde ihren Mandanten entlasten und einen entsprechenden Beweisantrag gestellt. Eugen W. sollte etwa erklären, dass er Drach keinen Fluchtwagen für den angeklagten Überfall auf einen Geldboten in Frankfurt am Main zur Verfügung gestellt habe. Auch hätte Drach sich zu tatrelevanten Zeiten in Amsterdam aufgehalten.

Kölner Richter setzt weitere Prozesstermine fest

Über Monate hatten die Anwälte von Eugen W. von einer Aussagebereitschaft ihres Mandanten gesprochen. Bei einem ersten Versuch hatten sie sich mehr Bedenkzeit erbeten, so die Vernehmung torpediert. Nun sind die Fronten geklärt. Dass der mutmaßliche Drach-Komplize nicht aussagt, ist letztlich keine Überraschung – so schweigt er auch als Angeklagter in einem Parallel-Prozess seit Beginn des Verfahrens.

Der Vorsitzende Richter Jörg Michael Bern hat inzwischen fünf weitere Termine bis zum 20. Dezember festgesetzt. Auch vorsorglich, da die Polizei einen Vorlauf für die immensen Sicherheitsmaßnahmen braucht. Zum nächsten Prozesstag sollen sich Staatsanwältin und Verteidiger auf die Plädoyers einrichten – ein Hinweis, den Bern allerdings schon mehrfach erteilt hat.

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