„Wolfgang war immer ein Fighter“Udo Lindenberg würdigt Kölner Rockstar zum Geburtstag

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Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken sangen 2017 in der Lanxess-Arena "Cello" auf Kölsch.

Köln – Wolfgang Niedecken wird am 30. März 2021 70 Jahre alt. Exklusiv im „Kölner Stadt-Anzeiger“ würdigt die Hamburger Rocklegende Udo Lindenberg „meinen Freund seit vielen Jahren“, wie er Niedecken als Gast beim Kölner Konzert in der Lanxess-Arena 2017 begrüßte.

Schon beim WAA-Wackersdorf-Festival 1986 dabei

Immer wieder haben sich die Wege der beiden Musiker gekreuzt: ob beim großen Konzert gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf 1986 oder beim „Birlikte“-Festival in Köln-Mülheim 2014, als man sich gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck und zahlreichen Künstlern wie Peter Maffay, den Fantastischen Vier, Carolin Kebekus oder der AG Arsch huh für ein besseres Miteinander der Kulturen engagierte. Anlass war damals der 10. Jahrestag des Nagelbombenattentats in der Keupstraße.

Beide wurden mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und sind Preisträger des Goslarer Paul-Lincke-Rings, dessen Jury über den Preisträger 2017 urteilte: „Wolfgang Niedecken gehört seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und prägendsten Köpfen der deutschen Rockmusik – als unabhängiger, hochkreativer Freigeist mit Haltung und Virtuosität. Kaum jemand verbindet in seinem Werk so erfolgreich eine hohe persönliche Glaubwürdigkeit, die Liebe zur Heimatregion und die Fähigkeit, eingängige, universal gültige Hits zu schreiben, von denen viele längst zum deutschen Popmusikkanon gehören.“

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1986 in Wackersdorf: Beim Festival zur Großdemo gegen die geplante Wiederaufbereitungsanlage waren auch Campino von den Toten Hosen, Gerd Köster, Udo Lindenberg und Wolfgang Niedecken (v.l.) mit BAP dabei.

Udo Lindenberg, dessen Tour-Veranstalter und Freund Roland „Balou“ Temme (macht den Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz) in den Anfängen auch viele Jahre für BAP arbeitete, beantwortete unsere Fragen schriftlich.

Herr Lindenberg, welche Bedeutung haben Wolfgang Niedecken und BAP aus ihrer Sicht für die deutsche Musikszene?

Bei BAP hab ich immer erst verstanden: „Hier is Kölle am Rhing, abba sischer dat.“ Ich kriegte lange Ohren. Wegweisend, sie waren die ersten, die populäre Mundarttexte gemacht haben. Wolfgang war aber auch immer ein Fighter. Für Menschenrecht, Umwelt, soziale Gerechtigkeit. Er und BAP waren immer da, wenn sie gebraucht wurden in der Bunten Republik. 

Was schätzen Sie an Wolfgang Niedecken persönlich?

Wolfgang gehört zur Gattung: „Unterhalter mit Haltung“. Er ist immer nah an der Basis, kein abgehobener Star.  Er mischt sich ein und macht den Mund auf, wenn etwas schief läuft. Immer am Start auch für Afrika und unsere gemeinsame Sache, gegen Rassismus und Nazis, entweder mit seinem „Arsch huh“, oder bei uns auf der Bühne „Rock gegen Rechts“.

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Gibt es einen besonderen gemeinsamen Moment, egal ob auf oder abseits der Bühne?

Absolutes  Highlight war in einer unserer großen Panik-Shows, in der Big Lanxess Arena, gemeinsam „Cello“ auf Kölsch gesungen zu haben. Oder auch unseren Song gegen Nazischweine „Sie brauchen keinen Führer…“. 

Was halten Sie als einer, der selber zeichnet, von seiner Malerei/Kunst?

So ganz anders als meine Malerei, ich bin ja mehr der Stricher von St. Pauli. Er hat das ja studiert, kommt von der Malerei, wurde erst später Rocker. Seine Bilder erkennt man immer, das ist große Kunst. Ganz groß war, wie er in den 80ern aus Briefen von DDR-Fans ein Meisterwerk geschaffen hat. Auch seine Kunst ist nah an der Basis.

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