„Glanzpunkt“ für KölnWer im Wasserturm wohnen will, muss viel bezahlen

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So soll es demnächst am Stammheimer Ufer aussehen

So soll es demnächst am Stammheimer Ufer aussehen

  • An dem Industriedenkmal am Stammheimer Rheinufer in Köln hat sich schon mancher erfolglos versucht. Nun soll der Umbau gelingen.
  • Der alte Wasserturm wird aufgestockt. Weitere Wohnungen entstehen in unmittelbarer Nachbarschaft.
  • Wer hier wohnen will, muss viel bezahlen. Für sozialen Wohnungsbau ist angeblich kein Platz.

Köln-Stammheim – An dem Projekt hat sich schon mancher die Zähne ausgebissen. Eine verlassene und zuwuchernde Baugrube zeugt vom letzten erfolglosen Versuch, ein verfallenes und gleichzeitig faszinierendes Denkmal aus dem vorletzten Jahrhundert in ein Neubauprojekt zu integrieren. Nun soll es gelingen: Der alte Wasserturm am Stammheimer Rheinufer – oder besser: das, was von ihm noch übrig ist – soll ein „Glanzpunkt für die rechte Rheinseite“ und ein „Denkmal mit Symbolkraft für den Aufschwung im rechtsrheinischen Köln“ werden.

So jedenfalls formuliert es der Projektentwickler Christian Ley. Nach vier Jahren Vorarbeit hat nun die Vermarktung des neuen, ziemlich exklusiven Wohnquartiers direkt am Rhein begonnen.

Architektonischer Glanzpunkt

Architektonisch ist das, was die Firma „Cologne Project“ nach den Plänen des Architekten Johannes Kister bauen will, tatsächlich ein „Glanzpunkt“. Der Wasserturm aus dem Jahr 1881 wird durch einen Aufbau wieder die alte Höhe von 40 Metern bekommen. Zur Zeit steht nur noch der 28 Meter hohe Sockel, auf dem sich früher die Wasserbehälter zur Versorgung der Umgebung befanden. Der Turm erhält ein offenes Treppenhaus als Anbau. Das Denkmal wird mit moderner Architektur verbunden und so erhalten.

Acht Wohnungen sollen in dem Aufbau entstehen, der über einen Aufzugsturm erreichbar ist. Derzeit steht nur der 28 Meter hohe Sockel des Denkmals.

Acht Wohnungen sollen in dem Aufbau entstehen, der über einen Aufzugsturm erreichbar ist. Derzeit steht nur der 28 Meter hohe Sockel des Denkmals.

Die Abstimmung mit den städtischen Denkmalpflegern sei nicht immer einfach gewesen, sagt Ley. Aber am Ende sei eine Einigung gelungen. Im Dezember soll die Baugenehmigung für den Umbau des Turms vorliegen, so Ley. Die zum Projekt gehörende Bebauung drumherum sei bereits genehmigt.

Stammheimer Wasserturm als Vorbild für andere Bauten

Der Stammheimer Wasserturm könnte zu einem Vorbild für andere alte Bauten werden, bei denen es schwierig ist, den Denkmalschutz mit den Anforderungen an den Brandschutz zu verbinden. Ein zweiter Zugang oder Fluchtweg kann hier durch äußere Anbauten gesichert werden – vielleicht eine Idee für den seit langem verwaisten Messeturm in Deutz.

In Stammheim wird in den Turm ein Aufzugschacht eingebaut, der als Stütze für die Geschosse und den Aufbau für acht Wohnungen im Turm eine zusätzliche Funktion erfüllt. Um den Turm herum wird Ley moderne Stadthäuser errichten lassen. Insgesamt entstehen auf dem Areal 29 schicke Wohneinheiten.

Angeblich kein sozialer Wohnungsbau möglich

Wer hier wohnen will, muss viel Geld bezahlen. In den Stadthäusern kostet der Quadratmeter rund 6100 Euro, im Turm geht es in den weniger attraktiven unteren Geschossen mit 6500 Euro los. Die Vorgabe der Stadt, dass Wohnungsbauprojekte auf der Grundlage des „Kooperativen Baulandmodells“ immer auch einen Anteil von 30 Prozent an Sozialwohnungen aufweisen müssen, kam hier nicht zur Anwendung. Das sei bei so einem aufwendigen Projekt auch nicht möglich, meint Entwickler Ley. Das Vorhaben sei nicht nur wegen des Umgangs mit dem Baudenkmal kompliziert.

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So wird das aufsehenerregende Projekt zu einem weiteren Neubauvorhaben zwischen Rhein und alter Wohnbebauung in Mülheim und Stammheim, die nicht nur Lob bei den Nachbarn finden. Gemischte Quartiere sind hier nicht entstanden, und zur Belebung der alten Viertel tragen die Neubauprojekte wenig bei. Verbindungen zwischen Altem und Neuen entstehen kaum. Beim Projekt rund um den Wasserturm wird dies noch deutlicher als bei den anderen neuen Siedlungen am rechtsrheinischen Ufer.

„Safe Community“: Kein Zugang für jedermann

Neudeutsch wird mit „High End Living“ in einer „Safe Community“ geworben. Das Konzept sehe „anspruchsvolles Wohnen für alle Generationen in einem sicheren Lebensraum“ vor, heißt es. Das Areal wird abgesperrt sein und bekommt einen eigenen Zugang zum Uferweg am Rhein. Zugangsrechte hat nur derjenige, der hier wohnt.

Der weitgehend entkernte Turm von innen

Der weitgehend entkernte Turm von innen

Projektentwickler Ley spricht von viel Interesse und „hohem Andrang“. Die Wohnungen im Turm seien schon fast alle reserviert. Wenn es mit der Vermarktung so läuft wie geplant, sollen im April nächsten Jahres die Bauarbeiten beginnen.

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