Stadt soll Hochhäuser kaufenWem der Kölnberg in Meschenich gehört

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Die Hochhaussiedlung in Köln-Meschenich.

Köln – Die Stadt Köln soll den Kölnberg kaufen, um den sozialen Brennpunkt zu entschärfen - die Idee des CDU-Landtagsabgeordneten Oliver Kehrl ist nicht neu. Auch andere Partei haben das schon ins Spiel gebracht, der örtliche Bürgerverein fordert es schon seit mehr als zehn Jahren. Doch bislang hieß es immer wieder von der Politik – auch von der CDU -, dass unter anderem die komplizierten Besitzverhältnisse einem Erwerb im Weg stünden. Aber ist ein Kauf der Großwohnsiedlung realistisch? Und wem gehört der Kölnberg überhaupt? Ein Überblick.

Was ist der Kölnberg?

Die „Kölnberg“ genannte Siedlung wurde 1974 als „Wohnpark auf dem Kölnberg“ fertiggestellt. Sie besteht aus neun, bis zu 26 Stockwerke hohen Wohnhäusern. Zu dem Komplex gehören auch ein Parkhaus, Tiefgaragen, mehrere Kinderspielplätze, ein interkulturelles Zentrum und kleinere Geschäfte wie Lebensmittelläden und eine Apotheke. In den mehr als 1300 zwischen 29 und mehr als 100 Quadratmeter großen Wohnungen leben rund 4000 Menschen mit Wurzeln aus etwa 70 Nationen.

Warum soll die Stadt den Kölnberg kaufen?

Als Besitzerin könnte die Stadt Einfluss nehmen auf die Gestaltung der Gebäude, könnte sie sanieren, das Umfeld verschönern, den ganzen Komplex betreuen und instand halten, für Sicherheit sorgen. Kurzum: ein möglichst angenehmes Wohnen ermöglichen mit dem Ziel, den sozialen Brennpunkt zu entschärfen und ihn vielleicht besser in die Gemeinschaft der Alt-Meschenicher integrieren. Zudem profitiert der Stadtteil in den kommenden Jahren von einigen Infrastrukturprojekten.

Die Ortsumgehung, die den Durchgangsverkehr mindert, soll bis 2024 fertig sein. Die Verlängerung der Stadtbahn bis Rondorf und schließlich Meschenich ist in Planung. Vorbild für den Kauf des Kölnbergs könnte Chorweiler sein: 2016 hatte die GAG dort mit Hilfe des Landes NRW rund 1200 Wohnungen von einer insolventen Firma gekauft. Die Gebäude und ihr Umfeld werden im Laufe der kommenden Jahre modernisiert.

Wem gehört der Kölnberg überhaupt?

Anders als in Chorweiler gibt es viele Eigentümer im Kölnberg. Sehr viele. Dem Vernehmen nach besitzen zwei Immobilienkonzerne jeweils ungefähr 500 der insgesamt etwa 1300 Wohnungen. Einer davon ist das Berliner Unternehmen Grand City Property, das dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Miteigentümerschaft bestätigte. Die übrigen rund 300 Apartments befinden sich im „Streubesitz“: etliche Eigentümerinnen und Eigentümer, denen mal zwei, mal drei Wohnungen gehören und viele Besitzer einzelner Einheiten, die meist auch darin leben.

Wie realistisch ist es, dass die Stadt Köln den Kölnberg kauft?

„Wenn die Stadt die Wohnungen im Kölnberg kaufen sollte, geht das nur über die GAG“, heißt es im Rathaus. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft müsste also den Gebäudekomplex erwerben und verwalten. Dazu kann sie sich – wie im Fall von Chorweiler – um finanzielle Hilfe des Landes NRW bemühen. Um alle Wohnungen zu kaufen, müsste mit Stadt mit sämtlichen Eigentümern verhandeln, ob sie überhaupt verkaufen wollen und zu welchem Preis. Das würde vor allem mit den hunderten Eigentümern der Wohnungen im Streubesitz ein sehr langwieriges Unterfangen.

Aber auch mit den beiden großen Konzernen dürften die Gespräch zäh werden. Wenn die Stadt, respektive die GAG, erst einmal das Ziel „wir kaufen den Kölnberg“ ausgegeben hat, wird das die Preise in die Höhe treiben. Selbst der Besitzer oder die Besitzerin einer einzelnen Wohneinheit könnte sich lange bitten lassen, bevor der Kaufvertrag unterzeichnet ist – mit dem Ziel, möglichst teuer zu verkaufen.

Muss die Stadt denn gleich alle Wohnungen kaufen?

Nein. Es gibt Stimmen, die vorschlagen, dass es schon mal ein Anfang wäre, wenn die Stadt zunächst mit einem der beiden Großbesitzer einig würde und perspektivisch mit dem zweiten. Dann hielte die Stadt einen Großteil der Wohnungen, was ihr schon eine Reihe von Befugnissen sichern würde. Als Eigentümerin von mehr als der Hälfte der Wohnungen der Eigentümergemeinschaft könnte die Stadt zum Beispiel die Sanierung von Fenstern und Fassaden aller Gebäude in Angriff nehmen. Um größere bauliche Veränderungen vorzunehmen, müsste die Stadt 75 Prozent des gesamten Wohnraums besitzen.

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Warum hat der Kölnberg einen schlechten Ruf?

Nach seiner Fertigstellung blieben eine ganze Menge Wohnungen leer – offenbar unter anderem wegen der bis heute schlechten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Eigentümer boten die Wohneinheiten daraufhin zu Spotpreisen an, was eine überwiegend einkommensschwache Bewohnerstruktur zur Folge hatte. Einige Eigentümer kümmerten sich wenig um ihren Besitz, weshalb die meisten Gebäude in einem eher schlechten Zustand sind. Kriminalität und Prostitution hielten Einzug, im Sommer 2014 wurde die Leiche eines Drogentoten von Balkon eines der Hochhäuser geworfen – und landete vor einer Kita, die inzwischen nicht mehr existiert.

Soziale Einrichtungen und Streetworker unternehmen seit Jahren erheblich Anstrengungen, um die Bewohnerinnen und Bewohner zu unterstützen und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Das Wohnungsunternehmen Grand City Property sagt: „Als Miteigentümer haben wir ein großes Interesse an einem ordentlichen Erscheinungsbild und setzen uns auch deshalb weiterhin für eine anhaltende positive Entwicklung vor Ort ein.“

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