Durchgangsverkehr verbieten?Proteste gegen Pläne für Neusser Straße

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Diskussion der Alternativen zur geplanten Sperrung der Neusser Str. zwischen Balthasarstr. und Neusser Wall mit Kölner Politikern an der Agneskirche.

Köln – Die Wellen der Empörung schlugen am Samstagmittag auf dem Neusser Platz hoch. Ausgelöst hatten den Sturm der Entrüstung die Grünen, allen voran Martin Herrndorf. Der möchte die Neusser Straße zwischen Weißenburgstraße und Krefelder Wall für den motorisierten Durchgangsverkehr sperren und den Neusser Platz vor St. Agnes deutlich vergrößern.

Die Interessengemeinschaft (IG) Neustadt-Nord/Villenviertel hatte Politiker und Bürger eingeladen, vor Ort miteinander ins Gespräch zu kommen. Geplant waren unmoderierte Dialoge. Aber nach den Eingangs-Statements der Parteienvertreter verfiel man in das altbekannte Schema „Bürger fragen – Politiker äußern sich“ im Plenum am Mikrofon.

Gekommen waren neben dem Bezirksvertreter Martin Herrndorf CDU-Ratsmitglied Florian Weber, Ralph Sterck, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion, die fraktionslose Ratsfrau Karina Syndicus sowie die Bezirksvertreter Günter Leitner (CDU), Regina Börschel (SPD) und Christian Nüsser (FDP) sowie rund 100 Anwohner.

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Vergleich mit Siena

Spärlichen Beifall gab es, nachdem Herrndorf seine Ideen vorgestellt hatte. Höhnisches Gelächter brandete auf, als eine Bürgerin auf Siena zu sprechen kam. Herrndorf hatte im Vorfeld gesagt, er könne sich vor St. Agnes einen Platz vorstellen, der der weltberühmten Piazza del Campo ähnele. „Wer das glaubt, war nie in Siena“, erklärte die Anwohnerin. Der Platz in der Toskana war danach kein Thema mehr. Im Mittelpunkt stand stattdessen der Brüsseler Platz. Sämtliche Rednerinnen und Redner befürchteten, dass der Neusser Platz zu einem Party-Ort wie der im Belgischen Viertel wird.

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Tobias Berger hat 15 Jahre im Belgischen Viertel gewohnt und lebt jetzt im Agnesviertel. „Wir müssen Zustände wie auf dem Brüsseler Platz unbedingt verhindern.“ Er lehnt die von Herrndorf vorgeschlagene Vergrößerung des Neusser Platzes rundheraus ab. „Wir kriegen ja jetzt schon die Dinge nicht in den Griff“, erklärte er und nannte die tägliche Vermüllung und die Wildpinkler an der Kirchenfassade als Beispiele. Darüber hinaus rechnet er mit einer drastischen Zunahme des Verkehrs in den Nebenstraßen, die laut Plan für Autos offen bleiben.

Verkehrszählung gefordert

Reinald Korte, stellvertretender Vorsitzende der IG, verwies darauf, dass die Neusser Straße auch vor St. Agnes eine der Hauptstrecken für die Fahrzeuge der Feuerwehr und der Rettungsdienste sei. Günter Leitner lehnte für die CDU die Sperrung ab. „Wir brauchen ein Gesamtverkehrskonzept für die Nordstadt. Zusammenhanglose Einzelmaßnahmen machen aus unserer Sicht keinen Sinn.“ Er forderte, zunächst einmal eine Verkehrszählung in Auftrag zu geben, um über eine gesicherte Datenlage zu verfügen. Regina Börschel bezeichnete es als schwierig, „einzelne Straßen herauszunehmen“.

Ein Anwohner gab zu bedenken, „dass man es zumindest wertschätzen kann, dass eine Idee auf dem Tisch liegt, über die wir jetzt diskutieren werden“. Einig waren sich alle Politiker, dass es Veränderungen, wenn überhaupt, nur in enger Abstimmung mit den Anwohnern geben könne.

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