Kölner ATP-Turnierarzt Oliver Tobolski„Die Pandemie ist ein Riesenthema“

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ATP

Oliver Tobolski (r.) ist der Turnierarzt bei den Wettbewerben in der Lanxess-Arena.

Köln – Spitzentennis gibt es derzeit in der Lanxess-Arena: Noch bis zum Sonntag, 25. Oktober, schlagen in Deutz die besten Spieler der Welt bei zwei aufeinanderfolgenden ATP-Turnieren auf. Mit dabei ist Professor Dr. Oliver Tobolski. Nicht als Spieler. Der 52 Jahre alte ärztliche Direktor der Praxisklinik „Sporthomedic“ in Bayenthal ist als offizieller ATP-Turnierarzt im Einsatz.

Herr Tobolski, welche Aufgaben hat ein Turnierarzt?

Ich bin zuständig für alle medizinischen Probleme auf und neben dem Tennisplatz. Ich kümmere mich um Spieler, Trainer und Betreuer. Das reicht von der Behandlung von Kopf- Glieder- und Halsschmerzen, Erkältungen und Verletzungen, von denen bislang glücklicherweise keine gravierenden aufgetreten sind. Meistens sind es keine schwerwiegenden Krankheiten, oft geht es um Befindlichkeiten. Und natürlich ist derzeit auch die Corona-Pandemie ein Riesenthema.

Dafür sind Sie auch zuständig?

Ich kontrolliere jeden Tag die aktuellen Testergebnisse sehr genau. Ein mit dem Coronavirus Infizierter müsste umgehend von den anderen getrennt werden.

Manchmal hauen positiv auf das Virus getestete Spieler ja auch ab, wie der Fall des amerikanischen Tennisprofis Sam Querrey zeigt. Er hat sich vor ein paar Tagen samt Familie vor dem Turnier in St. Petersburg aus dem Staub gemacht. Gab es beim Kölner Turnier einen positiv getesteten Spieler?

Bislang nicht.

Welche Verletzungen treten bei Tennisspielern am häufigsten auf?

Tennis ist eine äußerst schnelle und sogenannte Stop- and Go-Sportart. Sprung- und Kniegelenke sind besonders anfällig. Dazu kommen muskuläre Verletzungen wie zum Beispiel Ansatzreizungen im Adduktorenbereich.

Sie sind zum ersten Mal ATP-Turnierarzt. Wie kam es dazu?

Die Turnierdirektorin Barbara Rittner hat mich gefragt, und ich habe sofort zugesagt. Barbara Rittner und ich kennen uns schon länger, sie ist auch schon in unserer Praxis behandelt worden.

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Außerdem kreuzen sich unsere Wege häufig beim Tennisverband Mittelrhein, wo ich seit einigen Jahren als Verbandsarzt arbeite und dort unter anderem für die Kaderuntersuchungen bei den Jugendlichen zuständig bin.

Spielen Sie selber Tennis?

Ja, ich habe als Zehnjähriger angefangen und bin bis heute ein hochmotivierter Hobbyspieler. Tennis ist ein wunderbarer Sport. Zu Beginn des Turniers durften noch Fans in der Halle. Wegen der gestiegenen Corona-Infektionszahlen sind Sie fast der einzige Zuschauer.

Wie erleben Sie die Situation?

Das ist schon sehr skurril. Der Applaus kommt vom Band.

Was passiert, wenn ein Spieler während der Partie anzeigt, dass er behandelt werden muss. Stürmen Sie sofort auf den Platz?

Gott bewahre. Für eine derartige Situation gibt es klare Regeln. Die Anzeige des Spielers für einen „Medic“ geht an den Schiedsrichter. Der fordert die ATP-Physiotherapeuten an, sie sind die ersten Helfer auf dem Platz.

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Ich bin in der Nähe und trete erst in Aktion, wenn die Physios Unterstützung vom Doc brauchen. Das Ganze muss innerhalb von drei Minuten erledigt sein. Wenn der Betroffene dann nicht wieder spielfähig ist, muss das Spiel beendet werden.

Haben Sie einen festen Arbeitsbereich in der Arena?

Es gibt einen „Doctor-Room“. Das ist sonst die Umkleidekabine der Kölner Haie.

Die Spiele dauern mitunter sehr lange. Das Match zwischen Fernando Verdasco und Andy Murray endete erst kurz nach Mitternacht. Haben Sie sich für die Turnierwochen Urlaub genommen?

Derzeit teile ich mir die Zeit zwischen Praxis und Halle auf. Vormittags behandele ich meine Patienten in Bayenthal, ab mittags betreue ich die Tennisleute in Deutz. Es sind in der Tat anstrengende Wochen, aber ich finde das großartig. Wann hat man schon mal die Gelegenheit, durchgehend Weltklassetennis zu sehen und den Top-Spielern so nahe zu sein? 

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