Das öffentliche Interesse an dem Fall könnte kaum höher sein. Dennoch wurde der Prozess um den Tod einer Autofahrerin auf der A3 eingestellt.
A3-TragödieKölner Justiz geht offenbar Weg des geringsten Widerstandes


November 2020: Eine aus der Lärmschutzwand herabfallende Betonplatte traf den VW Polo und tötete die Insassin.
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Der spektakuläre Strafprozess um den tragischen Tod einer Autofahrerin auf der A3 endet sang- und klanglos mit der Einstellung des Verfahrens. Kein Urteil und damit kein Schuldiger für einen offensichtlichen Pfusch am Bau, der ursächlich war für das Herabfallen einer tonnenschweren Betonplatte. Dass durch die Zahlung von vergleichsweise hohen Geldbeträgen das öffentliche Interesse an einer Strafverfolgung beseitigt werden konnte, kann man jedoch hinterfragen.
A3-Tragödie: Öffentliches Interesse dürfte kaum höher sein
Denn höher dürfte das öffentliche Interesse an einem Strafverfahren kaum sein. Die Unfallstelle wurde jeden Tag von tausenden Autofahrern passiert und jeden, der die rechte Spur befuhr, hätte es treffen können. Es war dem puren Zufall geschuldet, ob jemand und letztlich, wer getötet wird. Es traf die als lebenslustig beschriebene Kölnerin Anne Mutz, die gerade auf dem Weg zu ihrer Mutter war. Die 66-Jährige fuhr gern Auto, ihr schwarzer VW Polo war so etwas wie ihr zweites Zuhause.
Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass die Justiz hier wieder den Weg des geringsten Widerstands gegangen ist. Immerhin spart sich das Gericht ein aufwändig zu erstellendes Urteil, das bei einer möglichen verhängten Strafe von der Verteidigung ohnehin angegriffen worden wäre. Mit der Einstellung wird der Bundesgerichtshof in Karlsruhe (BGH) umgangen, da es nichts zu überprüfen gibt. Es scheint, als wahrten mit der zusätzlichen Geldauflage alle Prozessbeteiligten ihr Gesicht.
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BGH hob Stadtarchiv-Urteile vom Landgericht Köln auf
Die Vorsitzende Richterin ist ein gebranntes Kind, was Rügen vom BGH in Sachen Pfusch am Bau angeht. So hatte sie im Fall der Tragödie um den Einsturz des Kölner Stadtarchivs einen Oberbauleiter zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt.
Die Karlsruher Richter hoben die Entscheidung auf, so auch ein weiteres Urteil einer anderen Strafkammer. Zu einer Neuauflage kam es nicht mehr, auch hier wurden die Verfahren letztlich eingestellt und kein Schuldiger benannt. Im Fall des Stadtarchivs war das für die Angehörigen enttäuschend. Sie wollten die volle Aufklärung.