Kölner ClubszeneStadt lässt Chance zur Imagewerbung bislang ungenutzt

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Köln – Jetzt ist es amtlich: Die Kölner Clubszene ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Zahlen sprechen für sich: 55 Millionen Euro Umsatz machen die 8000 Veranstaltungen mit rund 10000 gebuchten Künstlerinnen und Künstlern, die pro Jahr rund vier Millionen Besuchern anziehen.

Was viele schon lange wussten, wurde jetzt in einer Studie durch die Uni Köln bestätigt, die von IHK, Stadt Köln und dem Verband Klubkomm in Auftrag gegeben wurde (wir berichteten).

Andere Städte wie Berlin oder Hamburg vermarkten ihre Clubszene seit Jahren offensiv. Für viele junge Besucher heißt es in Berlin „Berghain statt Brandenburger Tor“.

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Auszeichnungen für Kölner Clubs

Hamburg hat derzeit in ganz Köln Plakatwerbung geschaltet, um für das dortige Reeperbahn Festival gezielt zu werben. „Was das Angebot und die Vielfalt an Clubs anbetrifft, können wir da sehr gut mithalten“, sagt Norbert Oberhaus, zweiter Vorstand bei Klubkomm, dem Verband Kölner Clubs und Veranstalter.

„Und ich meine dabei explizit nicht die großen Diskos auf den Ringen, sondern die vielen kleinen Veranstalter, die hochwertige Künstler auftreten lassen.“

Viele dieserKölner Clubs gewinnen seit Jahren immer wieder Auszeichnungen, zahlreiche Künstler stünden am Anfang ihrer Weltkarriere in Köln zum ersten Mal auf der Bühne.

Trotzdem, so scheint es, ist dieser Teil des kulturellen Lebens noch längst nicht Teil der Außendarstellung der Stadt, die ja immer wieder betont, nicht auf Dom und Karneval reduziert werden zu wollen.

Potenzial wurde schon erkannt

Geworben wird mit dem Pfund Clubs bislang nicht. Dabei fände vor allem junges Publikum darüber einen Zugang zur Stadt.

Das Potenzial dieser Zielgruppe hat Köln-Tourismus allerdings erkannt. Unter den Titel „#urban cgn“ will der Tourismus-Vermarkter der Stadt in diesem Jahr vor allem junges, kreatives Publikum nach Köln holen.

„Im Rahmen einer Kampagne werden neben den bekannten Köln-Themen wie Dom und Rhein stärker moderne Themen aufgegriffen, die das urbane Lebensgefühl Kölns transportieren“, heißt es. Es gibt Stadtspaziergänge durch Szeneviertel wie Ehrenfeld, wo die Dichte der Kreativwirtschaft besonders hoch ist. Auch eine Broschüre wurde gedruckt.

In dieses Umfeld würden die Clubs wunderbar passen – allerdings, niemand hat mit ihnen im Vorfeld gesprochen. „Wir haben erst davon erfahren, als die Broschüre schon gedruckt war“, sagt Norbert Oberhaus von der Klubkomm.

Kölntourismus will „Touristenströme“ vermeiden

Von Kölntourismus heißt es, dass man sich der Relevanz der lokalen Club- und Veranstalterszene und ihrer Bedeutung für Köln bewusst sei.

Aber: „Wir möchten jedoch keine Touristenströme in Veranstaltungsstätten lenken, die für solche Kapazitäten nicht ausgelegt sind, und Köln nicht als Ziel für den sogenannten Partytourismus etablieren“, sagt Stephanie Kleine-Klausing, Marketing-Chefin bei Köln-Tourismus.

Gerne nehme man aber den Dialog mit der Szene und mit der Klubkomm auf, „um mögliche Kooperationen auszuloten und ihr facettenreiches Angebot nach Möglichkeit stärker zu transportieren.“

Der bislang fehlende Dialog zwischen den Beteiligten scheint eines der zentralen Probleme für eine gute Vermarktung zu sein.

„Köln ist nicht nur Karneval“

Auch bei Stadtmarketing, einem politisch unabhängigen Netzwerk der Kölner Privatwirtschaft, das ebenfalls immer wieder betont, dass die Stadt nicht nur Kölsch und Karneval sei, räumt man ein, dass es bislang keine Kontakte zur Clublandschaft gegeben habe.

Auf Anfrage heißt es von Vorstandschef Helmut Schmidt. „Wir haben uns in unseren Kernthemen im Bereich Kunst und Kultur bisher auf Projekte wie zum Beispiel ,Köln tanzt’ oder den ,Kölner Floraball’ konzentriert und diese über mehrere Jahre aufgebaut.

Dies schließt für die Zukunft nicht aus, dass die Club- und Musikszene nicht in dazu passende Projekte integriert werden kann.“

Klubkomm-Vorstand Norbert Oberhaus jedenfalls würde sich über eine bessere Zusammenarbeit freuen. „Ich möchte aber noch mal klarstellen, dass es nicht um Fördergelder geht. Wir wünschen uns vielmehr, dass wir gesehen und wahrgenommen werden und zwar als kulturelle Bereicherung für die Stadt und nicht nur als Krachmacher in der Nachbarschaft“, so Oberhaus.

Von der Stadtverwaltung wünscht sich der Klubkomm-Chef, dass es einen festen Ansprechpartner gäbe, der wie eine Art Lotse hilft, sich im Dickicht der verschiedenen Ämter zurechtzufinden. „Das wäre eine große Erleichterung für uns.“

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