David Kebekus, Querbeat, Louis Klamroth: Coach Boris Beimann hat schon vielen Prominenten Beruhigungstechniken gezeigt. Der Stress sei dabei ganz individuell.
Kölner coacht Profifußballer, Musiker, Comedians„Habe jemanden kurz vor Auftritt aus der Panik herausgeholt“
Vor zehn Millionen Fernsehzuschauern sprechen, im Jobinterview überzeugen, auf dem Fußballfeld brillieren: So unterschiedlich können Situationen sein, in denen Menschen ihr Können unter Beweis stellen müssen. Doch was sie eint: Dass sie Stress empfinden können. Ob Comedian, Leistungssportler, Schauspielerin oder Führungskraft: Coach Boris Beimann bewertet nicht, ob die Aufregung, das Lampenfieber, der Druck – alles Umschreibungen für ähnliche Empfindungen – berechtigt sind oder nicht: „Ich helfe dabei, dass es leichter wird. Dass sie sich wohler fühlen. Niemandem fehlt etwas, der sich unwohl fühlt.“
Gemeinhin werde Angst sozial bewertet. Schnell urteilen wir: Das ist doch irrational. „Aber der Körper und der Kopf kennen irrational nicht, sondern reagieren immer richtig und wollen uns schützen.“ Wenn zwei Menschen einen Unfall erleben, gehe der eine mit einem Trauma heraus und der andere möglicherweise nicht. Was Stress auslöst, entzieht sich also oft einer plausiblen Erklärung.
Kölner Coach hat von Querbeat bis Louis Klamroth mit vielen Prominenten gearbeitet
Wir treffen den 42 Jahre alten Bühnencoach in seinem Büro an der Aachener Straße. Er hat schon mit vielen prominenten Personen gearbeitet: Moderator Louis Klamroth, Moderatorin Jeannine Michaelsen, Comedians wie David Kebekus und Maria Clara Groppler sowie Musiker wie Querbeat oder Schauspielerin Jasmin Schwiers. Berühmte Personen gehören aber nicht nur zu seinem Kundenstamm, sondern tauschen sich auch in seinem Podcast „Kein Applaus“ über ihre Erfahrungen im Scheinwerferlicht aus.
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Trompeter Menzel Mutzke, der für Bands wie Fanta vier und Moop Mama schon auf der Bühne stand, sagt: „Die Arbeit mit Boris hat mir geholfen, Nervosität in Spielfreude umzuwandeln.“ Doch wie macht er das? Welche Techniken wendet der ausgebildete systemische Coach an?
„Allgemein kann man sagen, dass alles hilft, was wir auch bei Kindern machen, wenn es ihnen nicht gut geht: Wir reden nicht nur, sondern nutzen den ganzen Körper und das ganze Nervensystem. Wir schauen in die Augen, hoffentlich mit Zuversicht und nicht erschrocken, wir nehmen sie in den Arm, klopfen, streicheln, der gute Geruch der Eltern ist da, wir sprechen nicht monoton, sondern in Höhen und Tiefen. Wir sagen nicht: Du brauchst nicht aufgeregt zu sein, du kannst das doch, sondern: Ja, stimmt, das ist stressig.“
Für diesen Ansatz bedient sich Beimann einer Fülle von Methoden wie Augenbewegungstechniken, Klopftechniken, Atmungstechniken und weitere. Dabei zeige sich, dass die Klopftechniken weitaus effektiver seien, als über die Atmung zu gehen. „Der Tastsinn ist der stärkste“, so Beimann. Das bedeutet: Man klopft an bestimmten Körperstellen auf sich und das beruhigt den Körper, auch in einer akuten Situation.
Erfahrungsgemäß arbeite er drei Mal mit Menschen zusammen. „Ich zeige ihnen ja die Techniken, der Körper funktioniert so gut und merkt sich das sofort.“ Deshalb ist Beimann auch überzeugt, dass Menschen mit Prüfungsangst nicht eine 20 Stunden umfassende Psychotherapie benötigen, sondern mit ein paar Griffen ihren Stress erheblich reduzieren können. „Das ist ganz klar eine Verschwendung.“
Boris Beimann machte selbst viel Musik und Sport als Kind
Die bewegendsten Momenten seien jene gewesen, in denen er Menschen in Akut-Situationen helfen konnte oder wenn es um existenzielle Themen ging. „Ich habe einer Person kurz vor ihrem Auftritt auf einem Festival aus der Panik herausgeholfen. Oder jemandem geholfen, der seine Stimme auf Tour verloren verloren hat und Angst hatte, den Job zu verlieren. Die schönsten Feedbacks sind, wenn jemand schreibt: Ich komme von der Bühne, das war nicht 100 Prozent. Aber weißt du was: Ich bin voll zufrieden.“
Die Aufregung kennt Beimann auch selber. Als Kind hat er Musik und Sport gemacht. „In der BigBand habe ich mich wohl gefühlt, in manchen Settings aber nicht, zum Beispiel, wenn mein Papa dabei war. Das war Horror für mich. Er hat sich nämlich manchmal geärgert, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Ich hätte aber eine Umarmung gebraucht“, erzählt Beimann, der daher einen anderen beruflichen Weg eingeschlagen hat und seit sechs Jahren Vollzeit-Coach ist.
Zuvor hat er Volkswirtschaftslehre studiert und in einer Personalentwicklungsfirma gearbeitet. Als lizensierter Fußballtrainer trainierte er lange Kinder und Jugendliche und hat in der Bundesliga hospitiert: Dort konnte er beobachten, wie unterschiedlich die Profis mit Druck umgehen und sich gefragt weshalb. So fing alles an. „Ein Profifußballer hat einmal zu mir gemeint: Wenn ich den ersten Ball nicht an den Mann bringe, dann habe ich das Gefühl, ich habe einen Skischuh an.“