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Großbaustelle RudolfplatzExklusiver Einblick in die Kölner Hahnentorburg

Lesezeit 4 Minuten
Der Blick von der Hahnentorburg auf die Großbaustelle am Rudolfplatz

Der Blick von der Hahnentorburg auf die Großbaustelle am Rudolfplatz

  • Der Rudolfplatz ist bereits seit mehr als zwei Jahren eine Großbaustelle. Denn neben der mittelalterlichen Hahnentorburg entsteht ein moderner Bürokomplex.
  • Allerdings können die Erschütterungen, die durch die Bauarbeiten entstehen, die Torburg beschädigen. Daher wird sie von Rissmonitoren rund um die Uhr dokumentiert.
  • Unser Autor durfte exklusiv einen Blick in die das unter Denkmalschutz stehende Gebäude werfen.

Köln – Seit die Ehrengarde die Hahnentorburg am Rudolfplatz vorübergehend verlassen hat, steht das mittelalterliche Bauwerk weitgehend leer. Das Traditionskorps musste weichen, weil auf der gegenüberliegenden Seite mit den sogenannten Wallarkaden des Hamburger Investors Momeni Immobilien ein massiver Büroneubau entsteht. Die Erschütterungen, die auf der Großbaustelle entstehen, könnten die unter Denkmalschutz stehende Torburg beschädigen. Stadtkonservator Thomas Werner hat Momeni daher verpflichtet, die vorhandenen Schäden zu dokumentieren und zu überwachen, ob neue hinzukommen.

Damit das funktioniert, musste der Putz von den Wänden entfernt werden, um das historische Mauerwerk freizulegen. „Die Schichten waren teilweise bis zu zehn Zentimeter dick“, sagt Momeni-Geschäftsführer Andreas Gladisch. Auf diese Weise sind nun sämtliche Risse sichtbar geworden, die seit dem Bau Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden sind. Einige davon stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und sind Spuren der alliierten Luftangriffe und der von den abgeworfenen Fliegerbomben ausgelösten Erschütterungen.

Rissmonitore sollen Veränderungen an Hahnentorburg dokumentieren

Über den Rissen sind jetzt sogenannte Rissmonitore angebracht, mit deren Hilfe sich Veränderungen feststellen lassen. Sie enthalten ein Fadenkreuz, das über einem Strichraster angeordnet ist, so dass Abweichungen auf einen Blick abzulesen sind. Momeni hat das Gebäude zudem mit Lasern abtasten lassen, so dass über verschiedene Bezugspunkte ermittelt werden kann, ob sich das Mauerwerk bewegt hat. „Bislang befindet sich die Torburg in einem einwandfreien Zustand“, sagt Gladisch.

Nach dem Ende der Bauarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite des Rudolfplatzes werden die Wände wieder verputzt – lediglich in einzelnen Räumen soll auch weiterhin das freiliegende Mauerwerk zu sehen sein. „Das wird wieder so aussehen wie vor unserem Auszug“, sagt Ehrengarde-Sprecher Benedikt Conin. Das Traditionskorps, das sich seit 1988 um den Erhalt der Torburg kümmert, will das Gebäude sanieren und plant einen Anbau. Dieser ist notwendig geworden, weil die ehemalige Holzbrücke, die von der Torburg in den inzwischen abgebrochenen Gebäudekomplex gegenüber führte, nicht mehr existiert.

Ehrengarde will in Kölner Hahnentorburg bleiben

Ein Architektenentwurf, der siegreich aus einem Wettbewerb hervorging, ließ sich nicht umsetzen und wird jetzt noch einmal überarbeitet. Die Ehrengarde will zwar grundsätzlich in der Hahnentorburg bleiben, aber nur, wenn eine wirtschaftlich tragfähige Lösung möglich ist. Der Vorstand will bis zum Dezember einen Vorschlag unterbreiten. Die Entscheidung treffen die Mitglieder.

Auf dem Nachbargrundstück wachsen unterdessen die sogenannten Wallarkaden in die Höhe – ihren Namen erhalten sie von einem Säulengang auf der Ostseite des Rudolfplatzes in Richtung Neumarkt. Die Fassade ist sowohl von ihrer Struktur als auch von ihrer Farbgebung an die benachbarte Hahnentorburg angelehnt. Für die Jury war das einer der ausschlaggebenden Gründe, warum der Entwurf des Londoner Büros Caruso St. John einstimmig den Architektenwettbewerb gewann.

Hier lesen Sie mehr: Kölner Rudolfplatz – So steht es um die Großbaustelle

Die Fassade besteht aus hellen Klinkersteinen, aus anthrazitfarbenen Keramikplatten und eloxiertem Aluminium. Anders als beim Bau von Bürogebäuden üblich werden keine Fertigteile eingesetzt, es handelt sich um Handwerksarbeit. Im Erdgeschoss, in dem Einzelhandel und Gastronomie unterkommen, sind hohe Decken und entsprechend hohe Schaufenster eingeplant – auch die Fenster in den Büros werden bodentief sein.

Kosten von 120 Millionen Euro für neuen Gebäudekomplex

Die Zusammenarbeit mit Caruso St. John ist aus Sicht des Investors ungewöhnlich. „Das ist keine Architektenfabrik, die Bürogebäude von der Stange entwirft“, sagt Momeni-Geschäftsführer Gladisch. Das Londoner Büro ist vor allem für Kulturbauten bekannt . „Die Entwürfe sind von einer sehr guten Qualität, die über eine große Detailtiefe verfügen“, sagt Gladisch. Es handele sich um eine Referenzklasse, an der sich andere orientieren könnten.

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Die Kosten für den neuen Gebäudekomplex liegen bei 120 Millionen Euro. Auf der Baustelle sind zurzeit 45 Bauarbeiter beschäftigt – in den kommenden Wochen werden es mehr als 100 sein. Das hängt damit zusammen, dass die Immobilie jetzt immer schneller in die Höhe gebaut werden kann und teilweise auch schon die Elektrik eingebaut werden kann. Die Hitze bereitet den Arbeitern beim Betongießen inzwischen mehr Probleme als die Kälte.

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Als im besonders heißen Sommer 2019 die Bodenplatte entstand, konnte lediglich im Schatten der umgebenden Gebäude gearbeitet werden, weil der Beton ansonsten geplatzt wäre. Momeni will bis zum zweiten Quartal 2021 mit dem Bau fertig sein. Dann so sollen die Mieter der Büros und der Ladenlokale einziehen können.

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