Debatte um Kölner Gürtel-Umbau„Die zitierten Aussagen der Stadt sind irritierend“

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Gürtel KVB

Die Haltestellen auf dem Gürtel sollen erhöht, der Straßenraum zugunsten des Rad- und Fußverkehrs umgestaltet werden.

Köln – Der „Fahrradgürtel“ ist schon lange im Gespräch. Mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger, weniger für den Autoverkehr. Dazu ein barrierefreier Öffentlicher Nahverkehr auf der Stadtbahnlinie 13. Nun will die Verwaltung die konkrete Planung starten, damit das Projekt in einigen Jahren Wirklichkeit werden kann. Doch von dem Vorhaben ist nicht jeder begeistert.

„Der Gürtel ist nicht nur für den Individualverkehr, sondern auch für den Wirtschaftsverkehr eine wichtige Nord-Süd-Achse. Mit dieser Achse wird die Innenstadt nachhaltig vor allem vom LKW-Verkehr entlastet“, gibt Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK), zu bedenken. Zudem sei der der Gürtel als Teil des Grundnetzes für den Autoverkehr vorgesehen. „Vor diesem Hintergrund sind die zitierten Aussagen der Stadt irritierend“, sagt Vetterlein. „Integrierte Verkehrsplanung bedeutet für uns nicht, den Autoverkehr zur Restgröße umzudeuten, der nach dem für den Ausbau von Stadtbahn, Fuß- und Radwegen übrig bleibenden Verkehrsraum zugewiesen bekommt“, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Gürtelstrecke sei breit genug, „dass bei intelligenter, eben nicht einseitiger Planung eine gute Lösung für alle Verkehrsträger möglich ist“. Zudem solle „attraktive Führung des Radverkehrs durch ruhigere Parallelstraßen“ geprüft werden. Vetterlein warnt überdies vor einem Wegfall von Pkw-Stellplätzen: „Den eh schon extrem knappen Parkraum ohne funktionierendes Konzept weiter zu reduzieren, sorgt für massive Konflikte vor Ort.“

„Alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigen“

„Für die Mobilitätswende ist eine Umgestaltung des Straßenraums der richtige Schritt“, kommentiert Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC Nordrhein. „Das muss aber mit Augenmaß und unter Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer geschehen.“ Der Gürtel sei im Verkehrsgefüge der gesamten Stadt wichtig für die Erreichbarkeit der Stadtteile. „Er bündelt den Verkehr und verhindert, dass sich der Durchgangsverkehr in die Wohngebiete verlagert“, sagt Suthold. Sollten Fahrspuren und Parkstreifen in Rad- und Fußwege umgewandelt werden, werde das von den Menschen „nur dann akzeptiert, wenn in naher Umgebung ausreichend alternative und bezahlbare Stellplätze für Bewohner zur Verfügung stehen, zum Beispiel in Form von Quartiergaragen“, mahnt der ADAC-Experte an. Zudem müsse es auch Lösungen für einen funktionierenden Lieferverkehr geben.

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Christoph Schmidt, Vorsitzender des Kölner Ortsverbands des ADFC, begrüßt hingegen die Umgewichtung des Straßenraums zugunsten des Rad- und Fußverkehrs. „Zurzeit gibt es auf dem Gürtel sechs Spuren für Autos: Vier zum Fahren, zwei zum Parken. Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß“, urteilt Schmidt. Der komplette Gürtel müsse - nach Vorbild der Ringe - durchgängig mit einer Radspur ausgestattet werden. Damit bekäme der Gürtel auch eine „wichtige Verteilfunktion“ für Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer, die von dort viele Stadtteile gut erreichen könnten.

Die Stadtverwaltung möchte die Planung einer umfassenden Neugestaltung des Gürtels zwischen Luxemburger und Venloer Straße vorantreiben. Dabei sollen zehn bislang 35 Zentimeter hohe Bahnsteige der Kölner Verkehrs-Betriebe auf 90 Zentimeter angehoben werden, damit Fahrgäste stufenlos einsteigen können. Parallel dazu soll auch der Straßenraum „neu geordnet“ werden, wie die Stadt mitteilt. Wie diese Neuordnung konkret aussieht, ist noch unklar. Sicher ist aber, dass der zurzeit dominierende Autoverkehr auf dem Gürtel Platz einbüßen soll. Die Gesamtkosten von Umgestaltung und Bahnsteig-Umbau, die in den kommenden Jahren realisiert werden soll, schätzt die Verwaltung aktuell auf rund 139 Millionen Euro. Die politischen Gremien werden ab kommenden August über das Großvorhaben beraten.

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