„So ein Denkmal verrotten zu lassen, ist beschämend“Was wird aus dem leerstehenden Kölner Zeughaus?

Lesezeit 3 Minuten
Das Zeughaus in Köln mit Turm und rot-weißen Fensterläden

Das Zeughaus beherbergte einst das Stadtmuseum.

Der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ macht sich große Sorgen um das Gebäude, das seit 2017 leersteht. 

Seit 2017 nutzt das Kölnische Stadtmuseum das Zeughaus nicht mehr – ein Wasserschaden machte die Ausstellung zur Kölner Stadtgeschichte unmöglich. Im Herbst soll das Museum nach Jahren der Verzögerung in das umgebaute frühere Modehaus Sauer einziehen, bevor es möglicherweise etwa 2030 den Neubau am Roncalliplatz nutzt. Weil das historische Ensemble aus Zeughaus und der benachbarten Alten Wache seit dem Wasserschaden sich selbst überlassen wird, macht sich der „Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz“ große Sorgen.

Alexander Hess, Leiter des Arbeitskreises „Denkmal des Monats“, sagt: „Der Zustand verschlechtert sich mit jedem Jahr, wo es nicht genutzt und beheizt wird.“ Diesen Titel als „Denkmal des Monats“ hat der Verein dem Zeughaus nun verliehen, um auf den Missstand aufmerksam zu machen. Laut Hess muss dringend ein Nutzungskonzept her. Zuletzt hat die Stadtverwaltung geprüft, ob das Haus interimsmäßig genutzt werden kann, bis feststeht, was dort dauerhaft passiert. Doch laut Kulturdezernent Stefan Charles fiel das Ergebnis einer groben Analyse negativ aus. Deshalb folgt bis zum Sommer eine gründlichere Analyse. Sie soll zeigen, ob im Zeughaus nicht doch eine Zwischennutzung möglich ist.

Zeughaus Köln: „So ein Denkmal verrotten zu lassen, ist beschämend“

An einer Führung des Vereins zur Denkmalpflege rund um die Gebäude an der Zeughausstraße nahm auch Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) teil. Dass die Stadt seit dem Wasserschaden nicht einmal eine Zwischennutzung umgesetzt habe, „schreit zum Himmel“, sagte Hupke. Denkbar wäre etwa die Unterbringung von Obdachlosen gewesen. Auch ein alter Beschluss der Bezirksvertretung, die Zeughausstraße in eine Fußgängerzone zu verwandeln, um das Zeughaus damit aufzuwerten, sei ungehört geblieben. „So ein Denkmal verrotten zu lassen, ist beschämend“, sagte Hupke.

„Hier ist alles nur abgewohnt worden.“ Das Backstein-Gebäude mit den markanten weiß-roten Fensterläden entstand zwischen 1594 und 1606 und wurde seitdem mehrfach umgenutzt und umgestaltet. Bis zum Einmarsch der Franzosen 1794 waren hier vor allem ausgemustertes Kriegsgerät und Kölner Altertümer untergebracht. Für Ratsbankette gab es einen Festsaal im westlichen Teil des Obergeschosses. Dorthin und in die Dachräume gelangten Besucher ausschließlich über einen 26 Meter hohen Treppenturm, den es heute noch gibt. Die Alte Wache daneben stammt aus den Jahren 1840/41 und war für 30 Soldaten ausgelegt. Es handele sich um die einzige noch vorhandene von insgesamt drei Wachen aus preußischer Zeit, so Ulrich Bock.

Letzte Großsanierung des Kölner Zeughauses in den 1980er Jahren

Beim Rundgang führte der ehemalige Museumspädagoge des Kölner Museumsdienstes in die Geheimnisse des Zeughauses ein, in dem sich ab 1958 das Stadtmuseum befand, das später auch die Alte Wache nutzte. Das Prunkportal habe seine sonderbar asymmetrische Lage auf der Nordseite etwa der Straße Kattenbug zu verdanken gehabt, die genau auf das Portal zulaufe und im Mittelalter die Stadtgrenze markiert habe: „Man hat hier ganz bewusst auf die städtebauliche Situation aufmerksam gemacht.“ Die Südwand des Erdgeschosses bestehe fast auf der gesamten Höhe aus römischer Stadtmauer.

Im Süden führte Ulrich Bock auch zu den unschönen Stellen, zeigte etwa die „katastrophale Hinterhofsituation“ der Alten Wache mit ihrem verrosteten Gitterwerk. Auch die Rückseite des in den 1950er Jahren entstandenen Verbindungsbaus zwischen Wache und Zeughaus habe „überhaupt keinen Charme“. „Es muss hier wirklich etwas geleistet werden“, so Ulrich Bock: „Aber das nutzt wenig, wenn innen nichts passiert.“ 31 Jahre lang habe er sein Büro im Zeughaus gehabt. Die letzten großen Sanierungsarbeiten seien in den 1980er Jahren gewesen.

KStA abonnieren