„Die Tür für Kardinal Woelki ist offen!“Zukunft der Katholischen Kirche im Kölner Maternushaus diskutiert

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Dreikönigsempfang des Stadtdekanats und des Katholikenausschusses (v. l.: Gregor Stiels und Robert Kleine).

Dreikönigsempfang des Stadtdekanats und des Katholikenausschusses: v. l. Gregor Stiels und Robert Kleine

Beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses Köln im Maternushaus ging es um die Zukunft der katholischen Kirche.

Stadtdechant Robert Kleine begrüßt die Entscheidung des Vatikans, dass katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen, ausdrücklich. Dies entspreche „meinem Wunsch nach einer offenen Kirche, die Menschen in unterschiedlichen Beziehungssituationen ernst nimmt, achtet und begleitet“, sagte er beim Dreikönigsempfang, den das Stadtdekanat und der Katholikenausschuss Köln am Montag im Maternushaus ausrichteten. Angesichts des eng gefassten Rahmens der Segnungen fügte Kleine hinzu, die Erlaubnis sei zwar „ein guter und wichtiger Schritt, aber eben auch nur ein erster Schritt“.

Katholische Kirche verliert in Deutschland an Bedeutung

Ein Schritt in einer Zeit, in der die katholische Kirche in Deutschland zunehmend an Bedeutung verliere und sich die Menschen aus Enttäuschung über „viele Skandale und große Fehler“ in Scharen von ihr abwendeten. Dem gelte es, mit Veränderungsbereitschaft entgegenzuwirken: „Menschen, die uns begegnen, sollten die Erfahrung machen: Der christliche Glaube und die katholische Kirche sind lebensdienlich“.

Zum Prozess, in dem fast 70 Pfarrgemeinden auf Kölner Stadtgebiet zu zehn pastoralen Einheiten fusionieren, sagte Kleine, es müssten „alle eingeladen werden, die Kirche vor Ort zu gestalten“. Unvermeidlich sei es, manche Kirchen zu schließen und umzuwidmen, abzugeben und „im Extremfall“ abzureißen.

Auch Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses, ging auf die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ein. Die Entscheidung aus Rom zeige, „dass sich nur etwas bewegt, wenn wir Gläubigen uns engagiert einsetzen“. Zugleich merkte er an, die Bezeichnung der Menschen, die nun gesegnet werden dürfen, als „irreguläre Paare“ mache deutlich, „wie weit der Weg ist, den es noch zu gehen gilt“.

Katholische Kirche will auf die Menschen zugehen

Er sei davon überzeugt, dass der Synodale Ausschuss, der sich als Ergebnis des Reformprozesses „Synodaler Weg“ in Deutschland gebildet hat, „die Kirche wieder näher zu den Menschen bringt“. Scharf kritisierte er Kardinal Rainer Woelki dafür, dass er sich „diesen guten Entwicklungen kategorisch verweigert“. Der Kölner Erzbischof solle sich dazu durchringen, dem Ausschuss beizutreten: „Die Tür für Kardinal Woelki ist sperrangelweit offen! Herr Kardinal, gehen Sie durch diese Tür!“

Von der Aufnahme von Flüchtlingen bis zur Solidarität mit den jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen – auch die politische Lage sprachen Stiels und Kleine an. Stiels warnte, die Engpässe des städtischen Haushalts gefährdeten den sozialen Frieden. Zwar habe der Stadtrat beschlossen, die Finanzierung der sozialen Träger, die freiwillige kommunale Leistungen erbringen, zu verbessern – dafür ist der Strukturförderfonds aufgestockt worden – , doch für Kitas und Offene Ganztagsschulen gebe es noch keine Lösung.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker mahnte eine „ehrliche Diskussion“ darüber an, was der Staat leisten könne und wo sich sparen lasse, ohne Pflichtaufgaben zu vernachlässigen. Alles müsse auf den Prüfstand; dazu gehörten für sie „Großprojekte“, besonders solche, „die noch nicht begonnen wurden“. Bei der Ausrufung der „Zeitenwende“ habe Kanzler Scholz „nicht ausreichend deutlich gemacht“, dass alle, vom Bund bis zur Kommune, „den Gürtel enger schnallen müssen“. Große Sorge mache ihr, dass die Unzufriedenheit in der Bevölkerung dem Rechtspopulismus Auftrieb gebe.

Im Rahmen des Empfangs wurde der langjährige Sprecher des Stadtdechanten, Diakon Jens Freiwald, verabschiedet; er ist zur Stiftung der Cellitinnen gewechselt. Seine Nachfolge hat Thomas Gruner angetreten.

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