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BarkolumneIn dieser Kölner Lagerhalle gibt es Vinylvibes zum Wein

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Das Bild zeigt einen Plattenspieler, eine Vinyl und ein Weinglas in der Lagerhalle.

In einer Lagerhalle in Belgischen Viertel treffen sich regelmäßig knapp 100 Leute auf Wein und Musik.

Weinhändler Carsten Horstmann besitzt in seinem Lager auf der Antwerpener Straße rund 30.000 Weinflaschen. Einige von ihnen durfte unsere Reporterin testen.

Eigentlich sollte der Weg, nach dem letzten Ausflug in den Beachclub am Rheinufer, zurück in die Bar führen. Klassisch, so war die Vorstellung. Langer Tresen, dunkles Holz, ansprechende Karte, mit etwas Glück gute Drinks. Ein angenehmer Ort, der gut in die erste Herbstepisode passt, wo man zwischen dunklem Samt und illuminiertem Spirituosenregel das verregnete Draußen leicht vergessen kann, ob am späten Nachmittag oder tief in der Nacht. Doch dann kam alles anders: Die Aperitif-Einladung des Weinhändlers Carsten Horstmann poppte auf, und so ging es in die Antwerpener Straße im Belgischen Viertel. Statt tiefer, gemütlicher Sessel, Stehparty in der Lagerhalle.

„Wein&Vinyl“ im Belgischen Viertel

Hinterm Ladenlokal Weinpunkt stapelt Horstmann auf knapp 200 Quadratmetern natürlich: Wein. Oder besser gesagt vornehmlich Wein. Vom Boden bis unter die Decke stehen Kartons, rund 30.000 Flaschen, vor Weihnachten sogar mehr, und danach etwas weniger. Und dazwischen hat er einen langen Gang geschaffen, in dem sich alle paar Wochen im Laufe des frühen Abends knapp 100 Leute versammeln.

Das Bild zeigt Weinhändler Carsten Horstmann.

Weinhändler Carsten Horstmann hat es sich in seiner Lagerhalle gemütlich gemacht: Auch ein Sofa steht dort mittlerweile.

Es riecht nach feuchter Pappe, an der Wand ist sogar ein begehrtes Sofa untergebracht, die übrigen Besucher stehen. Das ist aber egal. Es geht um den Plattenspieler, netten Ausschank, die lockere Zusammenkunft unter Nachbarn, der Stammkundschaft und Besuchern, die sich übers hellerleuchtete Ladenlokal wundern, hereinkommen, gucken und bleiben. „Wein & Vinyl“ nennt der Besitzer seine Apéro-Serie, die er vor zweieinhalb Jahren kreiert hat und seither in loser Folge, aber regelmäßig stattfinden lässt.

Sieben verschiedene Weine

Auf die erste Frage, ob er auch weinhaltige Aperitif-Klassiker wie zum Beispiel Kir oder Bellini ausschenkt, sagt er „nein“, lacht, und ergänzt: „Wir konzentrieren uns ausschließlich auf Weine und Schaumweine.“ Also bunte Mischungen, schwere Liköre, die die Gläser süßen und färben – damit ist bei einem Besuch im Weinpunkt definitiv nicht zu rechnen. „Wir halten es noch klassischer, schenken aus, was die Schweizer, Franzosen und Italiener seit jeher trinken, wenn sie sich zwischen vollendetem Arbeitstag und Abendessen auf ein Glas treffen, bevor sie nach Hause gehen oder ins Restaurant: Wein oder Wein mit Prickeln.

Das Bild zeigt einen Plattenspieler und Weinkartons.

Der Hintergrund zeigt: In der Halle werden Tausende Flaschen Wein gelagert.

Gesetzt ist: An jedem seiner Abende schenkt Horstmann zweierlei Schaumweine aus und öffnet sieben verschiedene Weine aus unterschiedlichen Ländern und Regionen. Ein Streifzug von Deutschland, über Österreich, über Südtirol in die Provence oder in die Abruzzen ist theoretisch an einem Abend möglich, je nach dem, wie sehr man den Apéro bei knusprigem Baguette und Sardellenbutter ausdehnt. Crémant und Champagner sind gesetzt, ansonsten wird nach Saison, Lust, Laune und Neuzugänge im Sortiment ausgeschenkt. Im Sommer natürlich mehr Rosé, ab Herbst „süffige“ Weißweine und geschmeidige Rotweine. „Die ausgewählten Weine sind aber grundsätzlich leicht im Charakter, weil die Leute ja oft noch weitere Verabredungen am Abend haben.“ Ansonsten ist das Angebot ein ähnliches Überraschungspaket wie die Musik.

Zu mehr Erklärungen kommt der Mann nicht. Er pendelt zwischen Plattenteller und Ausschank. An diesem Abend präsentiert Horstmann irischen Post-Punk der Fontaines. In angenehmer Lautstärke, es ist mehr ein Hintergrundrauschen als volle Präsenz.

So hält er es auch an Abenden, wenn er Jazz-Klassiker aus seiner Sammlung auflegt: Joe Henderson, John Coltrane Greg Foat sind die Favoriten. Das Musikprogramm ist ein ähnliches Überraschungspaket wie die Weinauswahl.


Was muss man unbedingt probieren?

Einen kleinen oder größeren Streifzug durch die verschiedenen Weinanbaugebiete Europas.

Was kosten die Gläser?

Je nach Ausschank kostet 0,1l Crémant und Champagner um 7 und bzw. 14 Euro. Die Weine, 0,15l zwischen 7 und 10 Euro.

Wer geht dahin?

Nachbarn, Stammkunden, Zufallsspaziergänger.

Wie alt sind die Gäste?

Mittelalt plus.

Gibt es etwas zu essen?

Zum Apéro werden frisches Baguette und hausgemachte Sardellenbutter gereicht.

Das Besondere?

Die nächsten Apéro-Abende finden am 31. Oktober und 21. November statt.

Adresse

Antwerpener Str. 9-11 in 50672 Köln.

Geöffnet

Von 17 bis 21 Uhr.