„Das hat mich immer gestört an Köln“Fury in the Slaughterhouse über Hoffnung, Konzerte und Halven Hahn

Lesezeit 4 Minuten
Christof Stein-Schneider in silbener Jacke und Kai Wingenfelder im blauen Hemd und Kappe, posieren vor dem Kölner Dom.

Christof Stein-Schneider (links) und Kai Wingenfelder von Fury in the Slaughterhouse vor dem Kölner Dom.

Die Rockband Fury in the Slaughterhouse kommt im September nach Köln. Im Interview sprechen sie über ihre Musik und ihre Verbindung zu Köln.

Hope, also Hoffnung, heißt nicht nur das neue Album von Fury in the Slaughterhouse, das an diesem Freitag erscheint. Die Hannoveraner Rock-Band veröffentlich mit „Hope“ Platte Nummer 15. Hoffnung ist auch das, was die Band derzeit antreibt. Fury-Frontmann Kai Wingenfelder meint: „Hoffnung ist in Zeiten wie diesen, in denen wir gerade leben, das Wichtigste, das wir geben können und das, was wir am meisten brauchen.“

Dafür hat die Band die Aktion „Hoffnung verändert alles“ ins Leben gerufen. „Uns geben Menschen Hoffnung, die ihre Zeit und Energie für Leute einsetzen, die es brauchen können“, sagt Gitarrist Christof Stein-Schneider. „Und das bedingungslos. Das ist das, was wir in der Welt brauchen. Nicht immer nur: ich, ich, ich. Sondern: wir“, so Stein-Schneider. „Das können wir Musiker dadurch gut, weil wir bei Konzerten dieses Wir-Gefühl erzeugen. Wenn wir zusammen singen, haben wir keine Angst.“

„Hoffnung verändert alles“ unterstützt 17 Organisationen

Sind schlechte Zeiten denn gute Zeiten für Musik, für Inspiration? Nicht unbedingt, meint Kai Wingenfelder. „Für Musiker sind es die Zeiten, in denen man den Finger kurz in die Wunde legt und sagt, was schlecht läuft. In guten Zeiten können wir uns damit beschäftigen, diese zu genießen. In schlechten Zeiten muss man eben auch mal die Fahne hochhalten.“

Die Aktion „Hoffnung verändert alles“ entstand während einer Zeit, in der Hoffnung langsam schwand und in der die Frage gestellt wurde: Ist Kunst und Kultur systemrelevant oder nicht? Aus Sicht der Politik war sie das nicht. „Dann haben wir uns überlegt, was an dem, was wir tun, systemrelevant sein könnte. Wir können den Leuten wenigstens für eine Weile Hoffnung geben und ihnen eine angstfreie Zeit geben. Das Schlimmste ist es, wie ein Kaninchen vor der Schlange vor den ganzen Katastrophen zu sitzen, die auf uns reinrauschen“, sagt Stein-Schneider.

„Alle versinken immer mehr in Angst. Und das kann es doch nicht sein.“ Das Beste dagegen sei, aktiv zu werden. Deshalb wollen Fury in the Slaughterhouse mit „Hoffnung verändert alles“ 17 NGOs unterstützen.  Christof Stein-Schneider erzählt etwa von „Ubomi“. Das Projekt baut sichere Orte für Kinder in afrikanischen Armenvierteln. „Da haben die Kinder für uns ‚Time to Wonder‘ gesungen. Das war ihre eigene Idee. Da kriegt man Pipi in den Augen. Man bekommt viel mehr zurück, als man gibt.“ Außerdem gefördert werden unter anderem „Sea Sheperd“, die „Weihnachtsfeier“, ein Projekt der Obdachlosenhilfe Hannover, der Verein „Dunkelziffer“, der sexuell missbrauchten Kindern hilft, und die Initiative „Stark gegen Krebs“.

Fury in the Slaughterhouse in Köln: Band kommt für Konzert in Tanzbrunnen

Gemeinsam singen können Fury-Fans in Köln dann im September. Dann tritt die Band Open Air im Tanzbrunnen auf. Zu Köln hat die Band und besonders Sänger Kai Wingenfelder eine persönliche Bindung: „Ich habe zwei Jahre lang im Ehrenfeld gewohnt und war mit einer Kölnerin verheiratet, ebenso mein Bruder“, erzählt er und Stein-Schneider wirft ein: „Meine Ehefrau Nummer Eins hat auch in Köln gewohnt.“ Auch in den musikalischen Anfängen der Bandgeschichte vor etwa 35 Jahren spielte Köln eine große Rolle. „Wir sind mit Wolfgang Niedecken eng befreundet, er ist immer ein Unterstützer der Band gewesen, hat uns damals geholfen und uns mitgenommen“, sagt Wingenfelder.

Wenn ich in Hannover einen halben Hahn bestelle, bekomme ich auch einen halben Hahn.
Kai Wingenfelder, Sänger von Fury in the Slaughterhouse

Erste Konzerte spielten Fury in den 1980ern im Rose Club, den es inzwischen nicht mehr gibt, und im Luxor, erinnern sich die Zwei. Auch wenn Köln immer eine besondere Bedeutung für Kai Wingenfelder haben wird, nervt ihn doch eine Sache ganz enorm: „Wenn ich in Hannover einen halben Hahn bestelle, bekomme ich auch einen halben Hahn. Das hat mich immer gestört an Köln“, sagt der 63-Jährige halb im Scherz, halb im Ernst. Käsebrötchen statt Gockel, Etikettenschwindel nennt er das.

Jetzt sind die Rocker auf Deutschlandtournee. Eigentlich sei das Tourleben wie ein großer Familienausflug für die Band und die Crew: „Da ist eine riesige Truppe auf Tour, immer zusammen, jeden Tag. Wir mögen uns alle sehr gerne und kennen uns schon lange. Der Großteil davon ist mit uns schon vor 30 Jahren durch die Gegend gefahren. Das ist schon schön“, sagt Wingenfelder. Der letzte Stop auf dieser Tour wird am 10. September im Kölner Tanzbrunnen gefeiert. Noch gibt es dafür Tickets ab 69,90 Euro über die bekannten Vorverkaufsstellen.

KStA abonnieren