„Between Shade & Darkness“Wanderaustellung über jüdische Schicksalswege kommt nach Köln

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Das Foto zeigt den Stacheldrahtzaun des früheren Konzentrationslager Auschwitz.

Im Holocaust starben in Luxemburg 1200 der ursprünglich 4000 Jüdinnen und Juden.

Die Ausstellung zeigt in Deutz die Auswirkungen der Nazi-Herrschaft auf die Juden in Luxemburg.

In der zweiten Hälfte der 1930er flüchtete viele Juden und Jüdinnen vor den Nazis nach Luxemburg. Das Land wurde zum wichtigen europäischen Exil- und Durchreiseland. Am 10. Mai 1940 war es mit der Sicherheit für geflüchtete und alteingesessene Juden vorbei: Die Wehrmacht marschierte ein. Eine aus luxemburgischen Beamten bestehende Verwaltungskommission kollaborierte mit den NS-Besatzern, bis diese im Dezember selbst die Macht übernahmen.

Luxemburg wurde faktisch dem Deutschen Reich angegliedert, als Teil des erweiterten „Moselgaus“. Was den Juden in Deutschlands Nachbarland in den Kriegsjahren geschah, führt die Wanderausstellung „Between Shade & Darkness – Schicksalswege der Juden Luxemburgs zwischen 1940 und 1945“ vor Augen.

Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Zeit unter der Nazi-Herrschaft

Vom Musée National de la Résistance et des Droits Humains in Esch-sur-Alzette erarbeitet, kommt sie nun nach Köln. Am Freitag, 26. Januar, wird sie um 10 Uhr im Rheinlandsaal des Landeshauses des Landschaftsverbands Rheinland eröffnet, also unmittelbar vor dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, dem 27. Januar. Zu den Rednern zählt Frank Schroeder, Direktor des luxemburgischen Museums.

Dass die Ausstellung, deren erste Fassung 2013 gezeigt und die 2019 vollständig überarbeitet und auf den neusten Forschungsstand gebracht wurde, in Deutz Station macht, verdankt sich dem Austausch im Rahmen der Städtepartnerschaft, die seit 1958 zwischen Köln und Esch-sur-Alzette besteht. Auch die „Schicksalswege“ vor und nach dem Zweiten Weltkrieg werden Thema in der Schau, doch der Schwerpunkt liegt auf der Zeit unter der Nazi-Herrschaft.

Auch Einzelschicksale werden vor Augen geführt

Beleuchtet werden unter anderem der Einfluss der jüdischen Kultur auf Luxemburg, die jüdische Immigration, die zunehmenden antisemitischen Auswüchse und die Arbeit von Fluchtnetzwerken. Zu den Einzelschicksalen, die gegenwärtig werden, zählen die des Rabbiners Robert Serebrenik und von Alfred Oppenheimer, Leiter des Ältestenrats der Juden, des vormaligen israelitischen Konsistoriums.

Die nationalsozialistische Verfolgungspolitik lässt sich in zwei Phasen einteilen. Ging es zunächst um Ausgrenzung und Vertreibung der jüdischen Bürger und Bürgerinnen, gegen die sich in der luxemburgischen Gesellschaft wenig Widerstand regte, markiert der Oktober 1941, in dem ein Auswanderungsstopp verhängt wurde, eine Zäsur: Die Politik der deutschen Besatzer zielte von nun an darauf ab, Juden und Jüdinnen zu deportieren und zu vernichten.

Rund 1200 der ursprünglich 4000 Juden in Luxemburg starben im Holocaust

So wurden Hunderte, meist ältere Menschen in ein leerstehendes Kloster gebracht, das zur Tarnung als „Jüdisches Altersheim“ deklariert, tatsächlich aber ein Sammellager war. Deportationen in Ghettos und Vernichtungslager in Osteuropa begannen. Rund 1200 der ursprünglich fast 4000 jüdischen Einwohner Luxemburgs überlebten den Holocaust nicht; etwa 130 kamen im Widerstandskampf gegen Nazi-Deutschland in Frankreich und Belgien ums Leben.

Erst in den 2010er Jahren wurde das Schicksal der Juden Luxemburgs systematisch aufgearbeitet. Höhepunkt waren 2015 die offiziellen Entschuldigungen der luxemburgischen Regierung und des Parlaments für das Leid, das den Juden während der Nazi-Besetzung zugefügt wurde. Die Ausstellung im LVR-Landeshaus kann bis Ende Februar täglich und kostenfrei besucht werden.

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