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Welle der SolidaritätZwei Tote bei Brand in Südstadt – Opfer sind identifiziert

Lesezeit 9 Minuten
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Die Kirche Sankt Severin hat zu Spenden aufgerufen, das Echo ist gewaltig.

  • In der Kölner Altstadt hat am Mittwochabend ein Brand ein Mehrfamilienhaus zerstört.
  • Zwei Menschen kamen bei dem Brand ums Leben, vier weitere wurden verletzt.
  • Da das Haus in Teilen einsturzgefährdet ist, konnten die Einsatzkräfte in der Nacht nicht alle Räume betreten.

Köln – Bei einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in der Kölner Altstadt sind am Mittwochabend zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz, um den Brand zu löschen. Die Ursache für das Feuer ist noch unklar. Lesen Sie hier die aktuellen Entwicklungen.

Freitag, 26. Oktober

Polizei identifiziert die Toten

Alles zum Thema Henriette Reker

Die beiden Toten sind von der Polizei identifiziert worden: Es handelt sich bei den Opfern um eine 66-jährige Frau und einen 68-jährigen Mann, mutmaßlich die Eltern einer Bewohnerin des Brandhauses.

Sachspenden werden nicht mehr angenommen

Pfarrer Johannes Quirl bittet darum, von weiteren Sachspenden abzusehen. „Wir erleben eine sagenhafte Welle der Solidarität. Unser Kreuzgang quillt über vor Kleiderspenden.” Wer weiter helfen wolle, könne gerne Geld für die Betroffenen spenden.

Kirche bis auf die letzte Bank besetzt

Beim ökumenischen Gedenkgottesdienst am Freitagmittag sind die Bänke in der Kirche Sankt Severin bis auf den letzten Platz besetzt. „Es gibt Fragen, auf die es keine Antworten gibt; die es auszuhalten gibt”, sagt Pastor Johannes Quirl in Bezug auf das Unglück, das sich am Mittwochabend in der Nachbarschaft ereignet hat. Pfarrerin Anna Quaas: „Es gibt eine Zeit für Trauer und Enttäuschung. Eine Zeit, uns zu besinnen, wie verletzlich wir sind. Wir sind der Situation ausgeliefert, aber es gibt etwas, das uns alle trägt. Wir versuchen mitzufühlen und zu helfen.” Über die Feuerwehrleute sagt sie: „In der Katastrophe waren Menschen da, die alles taten, was in ihrer Kraft stand.”  

Gewaltige Spenden-Bereitschaft

Im Pfarrbüro von St. Severin steht das Telefon nicht mehr still, seit die Gemeinde am Freitag um Spenden für die 19 Bewohner aus dem Brandhaus aufgerufen hat. Im Hof der Kirche stapeln sich Kisten mit Damen-, Herren- und Kinderkleidung. Hektisch wird sortiert, gestapelt, ausgepackt. „Eine Frau hat eben einen ganzen Karton mit nagelneuen Kinderklamotten und Kinderschuhen abgegeben, die sie extra eingekauft hat“, sagt eine Mitarbeiterin des Pfarrbüros. Auch Deos, Duschgel, Zahncreme, Shampoo, Bettwäsche und Handtücher bringen die Menschen vorbei. Große Handelsketten von der Severinstraße haben Geld gespendet. „Mit so einem Ansturm hätten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet“, sagt Sophia Pfeffer vom Pfarrbüro. Kleiderspenden, die übrig bleiben, will die Kirchengemeinde an andere Bedürftige verteilen oder an Organisationen wie die Caritas weitergeben. 

Scherben auf der Straße

Wer am Freitagmorgen gegen 10 Uhr durch die Straße An St. Magdalenen fährt, dem fällt nur bei näherem Hinsehen auf, dass es dort am Mittwoch einen Großbrand gegeben hat. Einige Scherben auf der Straße vor dem Haus mit der Nummer 13 erinnern an das Unglück, bei dem zwei Menschen ihr Leben verloren – außerdem zwei Blumensträuße und eine Grabkerze. Denn die vordere Front des Hauses steht noch, allerdings sind die Glasscheiben in den oberen Stockwerken herausgesprengt. Kurz darauf rückt die Feuerwehr erneut an, die Brandursache ist noch ungeklärt. Um 11.55 Uhr wird das ökumenische Gedenken für die Betroffenen des Brandes in Sankt Severin stattfinden. 19 Bewohner verloren bei dem Brand ihr Zuhause. 

Donnerstag, 25. Oktober

Spendenaufruf für die Betroffenen

Die Kirche St. Severin sammelt Spenden für die vom Feuer Betroffenen. Benötigt wird Mädchen- und Jungenkleidung (Größe 104 bis 116), Kinderschuhe (Größe 26), Damen- und Herrenkleidung (M-L) sowie Bettwäsche, Hygieneartikel und Handtücher. Wer spenden will, kann sich montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr an Sophia Pfeffer wenden, Telefon 0221/93 18 42 32.

Leichenspürhund im Einsatz

Die Polizei hat am frühen Donnerstagabend einen Leichenspürhund eingesetzt, um sicherzugehen, dass sich keine weiteren Opfer in dem niedergebrannten Haus befinden. Der Hund wurde von der Feuerwehr mit der Drehleiter auch in die Höhe gefahren, um in die oberen Stockwerke zu gelangen. Einen anderen Zugang gibt es aufgrund des eingestürzten Treppenhauses nicht. 

Feuerwehr veröffentlicht Fotos

Die Feuerwehr Köln hat Fotos veröffentlicht, die die Zerstörungen des ausgebrannten Hauses von oben zeigen. Wie berichtet, war das Treppenhaus bei dem Brand eingestürzt. Die Löscharbeiten gestalteten sich als äußerst schwierig. Die Feuerwehr hatte „Löschlanzen” ins Dach treiben müssen, Stahlrohre mit Löchern, durch die Wasser gespritzt wird, um Brandherde an schwer zugänglichen Stellen zu erreichen.

Technisches Hilfswerk stabilisiert Gebäude

Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) waren am Donnerstag damit beschäftigt, das Gebäude zu stabilisieren. Erst danach konnten Brandermittler der Polizei mit der Suche nach der Ursache des Feuers beginnen.

Ökumenisches Gedenken an die Opfer

In der Kirche Sankt Severin findet am Freitag um 11.55 Uhr ein ökumenisches Gedenken für die Betroffenen und die Opfer des Brandes statt. Das gab die Kirche in in einer Pressemitteilung bekannt. 

Getötete Menschen offenbar keine Bewohner

Bei den getöteten Brandopfern handelt es sich offenbar um Menschen, die am Mittwochabend in dem Haus zu Besuch waren. Von den 19 unter der Adresse gemeldeten Bewohnern ist nach Polizeiangaben niemand getötet worden, und es werde auch niemand vermisst.

Leichen geborgen

Nachdem es den Einsatzkräften zuvor nicht möglich war, das zum Teil eingestürzte Treppenhaus zu betreten, konnten am Mittag die Leichen der beiden Opfer des Brandes geborgen werden.

Polizei geht nicht von weiteren Toten aus

Die letzten Glutnester sind nach Angaben der Feuerwehr gelöscht. Eine Brandwache sei die ganze Nacht vor Ort gewesen, sagte ein Feuerwehrsprecher am Donnerstag. Es habe aber keinerlei Probleme gegeben. Die Polizei geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass sie keine weiteren Toten im Haus findet. In der Nacht und am frühen Morgen war es nicht möglich gewesen, alle Räume des Hauses abzusuchen.

Bergung der Opfer wird vorbereitet

Feuerwehrleute und Polizisten der Brandermittlung und einer Mordkommission haben das schwer beschädigte Treppenhaus inzwischen betreten. Als nächstes werde die Bergung der beiden Leichen vorbereitet, sagte Feuerwehrsprecher Christian Heinisch.

Die zwei Opfer sind noch nicht identifiziert. Ihre Körper liegen im Treppenhaus zwischen dem ersten und zweiten Obergeschoss. Die beiden Bewohner seien vermutlich auf dem Fluchtweg nach unten gewesen, sagte Feuerwehrdirektor Johannes Feyrer. Kurz vor Erreichen der ersten Etage war ihnen der Weg offenbar durch Flammen und Rauch versperrt. Weitere Menschen würden derzeit nicht vermisst, berichtete Feyrer. Das Gebäude sei aber noch nicht vollständig abgesucht worden.

Henriette Reker besucht die Unglücksstelle

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat sich am Donnerstagmorgen ein Bild von der Unglücksstelle im Severinsviertel gemacht. „Ich möchte mir das ansehen und zeigen, wie sehr wir mit denen fühlen, die hier Schlimmes erlebt haben“, sagte Reker. „Wir werden denen, die ein Schicksal erlitten haben, unter die Arme greifen und helfen, wo wir können“, versprach die OB, bevor sie sich in Begleitung zweier Feuerwehrmänner mit einer Drehleiter über das Dach des ausgebrannten Hauses fahren ließ.

„Innen ist  alles zusammengebrochen“, schilderte sie im Anschluss. „Die Menschen, die sich gestern aufs Dach gerettet haben, haben sehr viel Glück gehabt“, sagte Reker und dankte allen Einsatzkräften von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr. Sie hätten noch Schlimmeres verhindert. Zwei Bewohner hatte die Feuerwehr über eine Drehleiter vom Dach gerettet, einen durch das Fenster aus einer Wohnung und einen vierten durch das Treppenhaus.

Unterdessen liegen die beiden Leichen noch immer in dem völlig zerstörten Haus. Die Feuerwehr konnte das teils einsturzgefährdere Gebäude noch nicht betreten. Dies sei für die nächsten Stunden geplant, sagte Feuerwehrsprecher Christian Heinisch. Ein Baufachberater prüft zuvor, an welchen Stellen die Geschossdecken und das verkohlte  hölzerne Treppenhaus tragfähig sind.

Mittwoch, 24. Oktober

Lesen Sie hier nach, wie sich der Einsatz am Mittwoch abspielte

Bei einem Brand in der südlichen Kölner Altstadt waren am Mittwochabend zwei Menschen gestorben. Laut Feuerwehr wurden vier Bewohner gerettet – zwei von ihnen hatten sich auf das Dach des Hauses geflüchtet. Alle vier erlitten Rauchgasvergiftungen – eine Person eine mittelschwere, drei eine leichte. Zudem wurde ein Feuerwehrmann verletzt. Er war beim dem Versuch von der Leiter auf das Gebäude zu klettern, gestürzt.

Wohnhaus komplett in Flammen

Der beißende Rauch war schon am Waidmarkt deutlich zu sehen und zu riechen: Gegen 18 Uhr war das Feuer in einem viergeschossigen Altbau im Severinsviertel ausgebrochen. Das Wohnhaus an der Straße An St. Magdalenen, die von der Kartäusergasse zum Severinskirchplatz führt, stand bald komplett in Flammen. Schnell stand fest: Zwei Menschen sind tot. Beide Toten wurden nach Angaben der Feuerwehr im Treppenhaus gefunden. Sie konnten wegen der schwierigen Bergungsumstände zunächst nicht identifiziert werden.

Die Feuerwehr hatte bereits gegen 18.40 Uhr eine Warnung für die Innenstadt und die angrenzenden Bereiche verbreitet: Es komme zu Geruchsbelästigung und Rauchverwirbelungen in Bodennähe, hieß es dort: „Schließen Sie Fenster und Türen, schalten Sie Lüftungs- und Klimaanlagen ab.“ Gegen 20 Uhr gab Feuerwehrsprecher Christian Heinisch einen ersten Zwischenstand: „Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig. Der Altbau brennt vom ersten Obergeschoss bis unters Dach.“ Das Feuer sei noch nicht unter Kontrolle.

Nachbarhäuser mussten geräumt werden

Zudem sei das Treppenhaus komplett eingestürzt, deshalb sei es der Feuerwehr zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich, in alle Bereiche des Hauses vorzudringen. Doch damit nicht genug: Das Feuer drohe zudem, auf die Nachbarhäuser überzuspringen. Die Feuerwehr habe Großalarm ausgelöst, insgesamt seien mehr als 185 Einsatzkräfte vor Ort.

Erst um 21 Uhr gelang es Wehrmännern unter Atemschutz erstmals, in das brennende Gebäude vorzudringen – „unter enormer Eigengefährdung“, wie Feuerwehr-Sprecher Heinisch sagte. Dazu wurde das Dach mit Kettensägen geöffnet, um einen Zugang zu bekommen. „Das Feuer hat sich durch das gesamte Haus gefressen“, so Heinisch. Immer noch sei der rückwärtige Bereich des Hauses nur sehr schwer zu erreichen. Auch um 24 Uhr, mehr als sechs Stunden nach Ausbruch, war das Feuer noch nicht gelöscht, aber unter Kontrolle. Immerhin gab es zu diesem Zeitpunkt keine Vermissten mehr. Auch für die Anwohner gab es zu diesem Zeitpunkt Entwarnung: Die Gefahr durch Rauch bestehe nicht mehr. Noch durch die Nacht wurden immer wieder Glutnester abgelöscht.

Die beiden Nachbarhäuser waren inzwischen ebenfalls komplett geräumt. Die Feuerwehr hatte zwischenzeitlich auf dem Severinskirchplatz ein Betreuungszentrum aufgebaut. Insgesamt drei Notfallseelsorger verschiedener Konfessionen kümmerten sich um Bewohner, Nachbarn und vor allem um Angehörige der Opfer, die nach und nach eintrafen.

Inzwischen nahm auch die Polizei die Ermittlungen auf. Die Brandursache ist bisher noch völlig unklar, auch der Ort des Brandausbruchs konnte noch nicht lokalisiert werden.

Die Einsatzleitung hatte einen Statiker angefordert, der das Gebäude auf seine Standfestigkeit prüfen sollte. Das Gebäude gilt derzeit als standsicher.

Bei Tageseinbruch sollen Sicherungs- und Abstützmaßnahmen in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk und einem Statiker abgestimmt werden. Eine abschließende Kontrolle des gesamten Gebäudes durch die Feuerwehr ist für Donnerstag vorgesehen.

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