Wenn in der Philharmonie geprobt wird, darf oben keiner über den Platz gehen. Das sichern Wachleute ab. Doch deren Firma hat große Probleme.
Wachleute am Böll-PlatzMehr als vier Millionen Euro Kosten seit 1999 – Firma von Insolvenz bedroht

Blick auf Heinrich-Böll-Platz (rote Fläche) und Philharmonie.
Copyright: Martina Goyert
Die gemeinnützige Kölner Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (KGAB) ist in großer Finanznot. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Köln kann laut eigener Aussage schon ab Freitag, 12. Dezember, nicht mehr allen Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Vor allem geht es um die Löhne der rund 300 Beschäftigten, ein Teil von ihnen bewacht den Heinrich-Böll-Platz, wenn in der darunter liegenden Philharmonie geprobt wird.
Das geht aus einer sogenannten internen Dringlichkeitsentscheidung hervor, die die Verwaltung dem Stadtrat präsentiert hat. Demnach geht die Stadt einen Liquiditätsverbund mit der KGAB ein und stellt ihr bis zum heutigen Donnerstag über einen Kredit 1,8 Millionen Euro zur Verfügung, weil das Unternehmen voriges Jahr schon ein Minus von 339.000 Euro machte und für dieses Jahr von einem weiteren Verlust von 451.000 Euro ausgeht.
Das Land NRW erklärt den Begriff Cash-Pooling wie folgt: „Ein Liquiditätsverbund (Cash-Pooling) bedeutet, dass die Gemeinde und ihre Beteiligungen die jeweils zur Verfügung stehende Liquidität auf einem gemeinsamen Konto zusammenführen. Dadurch können die notwendigen Kreditaufnahmen insgesamt minimiert und für die verfügbare Liquidität gegebenenfalls günstigere Konditionen erzielt werden.“
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Rat soll am 16. Dezember entscheiden
Bei einer Dringlichkeitsentscheidung unterzeichnen Verwaltung und mindestens ein Politiker stellvertretend für das Gremium, um Zeit zu sparen und schon mal in der Sache weiterarbeiten zu können. Die nächste reguläre Sitzung des Stadtrates ist erst am kommenden Dienstag (16. Dezember), dann könnte der Rat die Entscheidung nachträglich legitimieren. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ soll sich eine Mehrheit für den finanziellen Zuschuss andeuten.
Die Zeit drängt: Die Verwaltung muss bis zum heutigen Donnerstag das Geld überweisen.
Geänderte Förderbedingungen
Die KGAB ist laut Stadt ein Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm für arbeitslose Menschen, so sollen die Menschen im Idealfall später in den regulären Arbeitsmarkt wechseln.
Doch laut Verwaltung haben sich die Bedingungen für vom Bund finanziell geförderte Arbeitsverhältnisse geändert – und das hat für Köln dramatische Folgen. Vor zwei Jahren erhielt die KGAB noch 3,8 Millionen Euro Fördergeld, dieses Jahr waren es nur noch 1,7 Millionen Euro, ein Rückgang von 55 Prozent.
Sanierungskonzept notwendig
Insgesamt urteilt die Verwaltung: „Es handelt sich somit nicht um einen lediglich kurzfristigen Liquiditätsengpass.“ Ab spätestens 2027 soll die KGAB wieder ohne Unterstützung auskommen. Die Geschäftsführung soll ein Sanierungskonzept präsentieren und unter anderem die Preise anheben.
Die Mitarbeiterinnen der KGAB sind in der Öffentlichkeit vor allem am Heinrich-Böll-Platz an der Hohenzollernbrücke zu sehen. Seit 1999 bewachsen sie den Platz, wenn die Musikerinnen und Musiker der Kölner Philharmonie proben und spielen. Der Konzertsaal liegt direkt darunter und der Schallschutz ist laut Stadt mangelhaft, deshalb dürfen Passanten nicht über den Platz gehen. Aufgestellte Schilder weisen auf die Sperrung hin.
Von 1999 bis Ende 2024 hat das insgesamt mehr als vier Millionen Euro gekostet – und jetzt sollen im nächsten Jahr weitere 362.000 Euro hinzukommen, über die ebenfalls die Politik entscheidet. Zudem bewacht die KGAB seit 2024 auch die Kölner Museen.

